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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 14.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.6610#0061

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Briefkasten.
(Unverlangte Manuskripte werden nicht zurückgesandt.)
Knasterbart in Berlin. Sie werfen uns mangelnde
Sorgfalt vor, daß wir das Werk „Der Glaube an die Mensch-
heit" in Verlag genommen haben. „Ein Buch, das eine so
vernichtende Beurtheilung im „Vorwärts" gefunden hat, sollte
in einem parteigenössischen Verlag nicht erscheinen dürfen."
Haben Sie das Buch selbst gelesen, werther Parteigenosse?
Wahrscheinlich nicht. Thun Sie das nachträglich und urtheilen
Sie selbst. Die Kritik ist bei uns noch jung; sie hat viel von
der ätzenden Schärfe unserer großen Lehrer Marx und Engels,
ohne deren Toleranz, die sie stets Jenen entgegenbrachten, die
sich aus den Vorurtheilen einer dem Proletariat feindlich
gegenüber stehenden Gesellschaftsschicht losgerungen und in
die Reihen der Sozialdemokratie stellten, um an ihren
Kämpfen und Bestrebungen theilzunehmen. Solche Elemente
sollte man nicht abschrecken, sondern — ohne die Schwächen
ihres Standpunktes zu übersehen — mit Nachsicht behandeln,
sintemalen keiner unter uns über Nacht zu einem in der
Wolle gefärbten „Marxisten" wurde. — Man wird sich daran
gewöhnen müssen, auch Andere zu hören, die wohl auf dem
Boden unseres Programms stehen, aber auch andere Seiten
der Entwicklung vorzutragen für nothwendig halten. Daß mit
diesen Versuchen gleich ins Schwarze getroffen werden muß,
kann billigerweise nicht verlangt werden. Ob man aber gegen
diese Versuche mit gezogenen Küstengeschützen vorgehen soll,
wie es von 6. 8. im „Vorwärts" geschehen, scheint nicht gerade
nothwendig zu sein. Hoffentlich wird der Autor nicht ins Herz
getroffen sein; soweit wir ihn kennen, ist er von zäher Art.
Vor Jahr und Tag stand er noch auf der Kanzel, die er ver-
lassen hat, um sich in Reih und Glied zu stellen mit den
Armen und Enterbten. Das Büchlein bildet sein Glaubens-
bekenntniß; wer es gelesen hat, wird dem Autor seine Achtung
nicht versagen dürfen. Wenn diesmal die Kritik etwas heftig
war, so können wir nichts dagegen einwenden, da wir glauben.

daß sie gut gemeint war. Bewußt ungerecht wollte der Kritiker '
keineswegs sein, und dann sind ja auch erfahrene, ergraute
Genossen in der Redaktion des „Vorwärts" thätig, die einen
solchen Gedanken gar nicht aufkommen lassen. — Der Verlag
giebt die Antwort an diesem Platz, um ähnliche Anfragen
von vornherein zu beantworten.
Loki. An Gedanken fehlt es Ihnen nicht, ebenso wenig
an Fähigkeit, sie zum Ausdruck zu bringen. „Am Hochzeits-
morgen" sollten Sie für Ihre Frau sauber abschreiben. Wenn
Sie einmal ein berühmter Dichter sein werden, kann es in
Ihre gesammelten Werke zur Aufnahme gelangen. Ist es denn
absolut nothwendig, daß Sie ein Baum im „Deutschen Dichter-
wald" werden müssen? —Und nun mag das böse Maul des
Papierkorbes seines Amtes walten, das Schlechteste verschlingt
er diesmal nicht.
M. Ls. u. A. Man soll Jedem das Seine lassen. Um
ein leidlich guter Schriftsteller zu werden, muß der Betreffende
mindestens ebensoviel lernen, wie der Buchdrucker, Schreiner,
Schlosser, Schuhmacher oder Schneider. Der Schriftsteller hat
daher Anspruch auf ebensoviel Respekt wie der Handwerker.
Die Thätigkeit des Schriftstellers ist eine öffentliche und da
hat Jeder das Recht, zu kritisiren, was in ausgiebigster Weise
benutzt wird; das gewährt wenig Freude, aber es ist nicht zu
ändern. Anders liegt es mit dem Hin ein pfusch en in die
schriftstellerische Arbeit, diese schädigt nicht nur den Schrift-
steller, sie degradirt ihn auch, weil neben der Pfuscharbeit
auch die Einbildung einherstelzt, als könne Jeder und Jede
Alles. Genosse Schreiner würde es sehr übel nehmen, wenn
Genosse Schriftsteller in sein Handwerk pfuschen würde, aber
umgekehrt hält Mancher das Pfuschen für sein gutes Recht.
Es ist gewiß wünschenswerth, daß Jeder seine Gedanken auch
schriftlich korrekt zum Ausdruck bringen kann; das erhöht das
Selbstbewußtsein und zeugt von ernster Bildung, befähigt auch
zum Schriftführer im Verein — aber nicht dazu, Zeitungen
und Zeitschriften mit allerlei Beiträgen zu überschwemmen,
die den Redakteuren Unbehagen verursachen und endlich dem
Papierkorb zum Opfer fallen. Die oftmals recht häßlichen
Nachreden der Zurückgewiesenen erhöhen keineswegs die An-
nehmlichkeiten, die die Thätigkeit des Redakteurs mit sich bringt.
Im Uebrigen gilt auch hier: Wer was kann, frisch heran! —
aber die Bönhasen sollen die Hände davon lassen.
I. S. in Z. Besten Dank und Gruß. DaS Gedicht mußte
wegen Ueberfüllung abgelehnt werden.
H. G. Sie haben jedenfalls Bürgers „Lied vom braven
Mann" gelesen, und daraus die Schlußfolgerung gezogen, daß
„alle Arbeilsmänner brav sind". Die Arbeiter als Klasse
sind brav; das bedingt aber nicht, daß jeder Einzelne Anspruch
sönlich erworben werden. Wenn Sie weniger dichten würden,
so kämen Sie wahrscheinlich auch in die Klasse der Braven.
O. S. in L. Bitte um etwas Geduld. Abdruck erfolgt bald.
L. Peter in Bethel N. A. Ihr prächtiger Brief hat
uns eine vergnügte Viertelstunde bereitet. So von Herzen
schimpfen haben wir lange nicht gehört. — Sie haben recht,
im Suevenvolke und bei dem Alemannenstamme grassirt die
potsdämliche Arroganz nicht in so hohem Grade, wie zwischen j
Rhein und Weichsel, — aber wir haben auch hier schon ganz nette
Musterknaben, die wie besessen nach Freiheit schreien — zum
Ausbeuten ihrer Mitmenschen natürlich. — Herzlichen Gruß
und Dank für die beiden Einlagen.
p. Ls. in G. Ihre philosophische Betrachtung gipfelt
darin, daß wir uns freuen sollen „an der Ausbreitung der
modernen Idee von der Befreiung der Menschheit von allen
unvernünftigen Ideen". Dagegen wenden wir nichts ein
und freuen uns gleichfalls mit Ihnen. Den anderen Theil der
„Betrachtung" müssen wir ablehnen.
I. R. in Z. Sie behaupten, daß Sie und Ihre Frau
vom Justizministerium aus heimlich elektrisirt und magnetisirt
werden, um Sie durch allerlei Qualen zu zwingen, aus der
Partei auszutreten. „Meiner Ansicht nach", schreiben Sie,

„werden noch an mehreren Parteigenossen derartige Experimente
gemacht und daß man dabei auch verulkt wird, habe ich an
den nächtlichen Experimenten (!) gemerkt." Bislang ist uns
von dieser schauerlichen elektro-magnetischen Einrichtung im
preußischen Justizministerium nichts bekannt geworden. Aber
dem Herrn Justizminister ist am Ende Alles zuzutrauen. Be-
schweren Sie sich einmal direkt bei Herrn v. Schönstedt in Berlin.
,,Gb das wohl oft vorkommt?" Ganz sicher. Schon
häufig haben Polizisten bei der Ueberwachung sozialdemokrati-
scher Versammlungen einen Floh ins Ohr gesetzt erhalten.
Sie kennen doch das gute Sprichwort, daß Gedanken zollfrei
sind und so wird auch der sozialdemokratisch gewordene Polizist
denken und danach handeln. Man kann aber einen solchen
Vorgang nicht zeichnen.
Landesverraths verhaftet, weil sie einem russischen Offizier ein
Paar neue Kanonen geliefert hatten."
R. Ls. in N>. Wenn irgend möglich, werden wir Ihr
„Eldorado für Lehrbuben" verwenden.
Nicht verwendbar: Ls. G. in G., B. L. in L., Ls. Z. in
B., Ls. F. in A., X. M. in Ls., P. LN. in L., M. R. in LH.

Rebus

Auflösung des Rebus in Nr. 272:
Was macht gewinnen? Nicht lange besinnen!
Was bringt zu Ehren? Aich wehren!


Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag von I. H. W. Dietz in Stuttgart.
 
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