2418
Der
Ankunft goldne Tage.
Wir sind nock arm und sind nickt frei
Wind sind nock nickt errettet,
And feiern dock den ersten /Dai,
Als wären wir entkettet.
Mir sind nock arm und sind nickt frei —
Mas feiern wir den ersten /Dai?
Mir feiern nickt am ersten /Dai
Lrinn'rnng alter Sagen;
Kein Sagenkeld scklug nock entzwei
Die Iknecktsckatt unsrer Plagen.
Mir sind nock nickt von Iknecktsckatt frei
Mas feiern wir den ersten /Dai?
Mir feiern nickt am ersten /Dai
Lin klutig Völkermorden;
Den Krieg crsckut die Tyrannei
Als ikren Tempelorden.
Mir sind nock nickt vom Kriege frei
Mas feiern wir den ersten /Dai?
Mir feiern nickt am ersten /Dai
Den Glanz versckwundner Tage;
Vergangenbeit war keine Fei
Für uns und unsre Klage.
Ls gab nock keine Leit uns frei —
Mas feiern wir den ersten /Dai?
Mir feiern nickt am ersten /Dai
Der Gegenwart Verwirrung;
Die Gegenwart macbt uns nickt tret,
Sie folgt nock Goldes Kirrung.
Mir sind nock nickt vom Golde frei
Mas feiern wir den ersten /Dai?
Mir feiern nickt am ersten /Dai,
Mas ist und was gewesen;
Mir macken nickt das Alte neu,
Mir sckatken neues Mesen.
Mir waren und wir sind nickt tret
And feiern dock den ersten /Dai.
Mir feiern trok am ersten /Dai
Der Lukuntt goldne Tage,
Die Tage, die kür alle tret
Von Llend, lkotk und Plage;
Die Lukuntt gross und sckön und frei —
Die feiern wir am ersten /Dai. Robert s-id-c
Die Weltmacht.
sind eine Weltmacht, natürlich!
Das ist jedes Zweifels bar;
Wir sind es nicht blos figürlich,
Wir sind's in der Praxis sogar.
Hat sich in verwickelte Lagen
verrannt ein exotischer Staat,
Da muß in Berlin er erst fragen,
Wie er zu verhalten sich hat.
So oft sich mit Albions Löhnen
Der Vnkel Krüger entzweit.
Wird stark nnser Machtwort ertönen.
Und gleich ist geschlichtet der Streit.
Wenn Abessiniens König
Umbertos Kolonnen besiegt,
Lrhebt unsre Tröstung nicht wenig
Die Armee, die Prügel gekriegt.
Rur Lines, das ist sehr betrübend.
Das ist unser Mißgeschick:
Der Reichstag, im Sparen sich übend,
versteht nichts von Weltpolitik.
Ihm ist das Verständnis; entwichen
Kür unsere Gloria
Lr hat ein paar Kreuzer gestrichen
von Hollmanns Narine-Ltat.
Wie sollen wir glorreich bestehen
Bei solch' einer Kreuzernoth?
Ls wär' um die Wirkung geschehen
von unserem Machtgebot!
Auch ginge bei Türken und Mohren,
Lhinesen und Lskimos
Tas deutsche Ansehn verloren.
Sofern unsre Flotte nicht groß.
Wir müssen die Weltmacht besitzen,
Ls muß zu jeder Stund'
Den Deutschen im Aus lande schützen
Der große Berliner Mund.
Dann wird er auch empfinden
Den Patriotismus warm —
Dafür daheim darf schinden
Den Deutschen ein jeder Gendarm.
Nrvvlnlmnäre Anzeichen.
Als der erste Mai zum ersten Male als
Weltfeiertag begangen werden sollte, da herrschten
im Spießbürgerthum allerlei unklare Besorgnisse;
es wurde gemunkelt von revolutionären Gefahren,
welche dieser Tag möglicherweise mit sich bringen
könnte.
Inzwischen haben sich diese Besorgnisse als
völlig grundlos erwiesen, denn der Verlauf der
bisherigen Mniscste hat gezeigt, daß der Feiertag
des Proletariats eine Friedenskundgebung so glän-
zender Art ist, wie sie die von Nationalhaß
korrumpirten herrschenden Klassen und Parteien
niemals zu Stande brachten oder bringen werden.
Wenn aber von der Seite des Proletariats
keine Gefahr droht, so treten die Anzeichen revo-
lutionärer Umsturzbestrebungen anderwärts um
so deutlicher zu Tage. Es sind gerade die herrschen-
den und besitzenden Kreise, die sich mit revolutio-
nären Gedanken in überraschender Weise vertraut
gemacht haben. So lief vor Kurzem in Berlin
der bekannte „König Stumm" herum, welcher für
den „Kladderadatsch" Propaganda machte, wobei zu
bemerken ist, daß man unter „Kladderadatsch"
den Umsturz von oben versteht. Schon diese
Bezeichnung läßt erkennen, von welcher Seite
man den Umsturz erwartet; würde man ihn von
unten, d. h. vom Proletariat erwarten, so hieße
er ganz einfach „Der wahre Jacob".
Es ist auch nicht verborgen geblieben, was
König Stumm mit seinen Drohungen treffen
wollte. Er zielte auf die höchsten Würdenträger
des Staates, auf die Minister!
Ein Minister im Deutschen Reiche führt ohne-
dies ein so unsicheres Dasein, daß es ihm kaum
möglich ist, vor den Augen der großen Menge
zu Würde und Ansehen zu kommen. Jeden
Augenblick kann an den ahnungslosen Minister
der Lukanus herantreten, und um ihn ist's ge-
schehen. Das ist ein revolutionärer Zustand, der
selbst unter der Schreckensherrschaft Robespicrres
nicht seines Gleichen fand.
Und diese Unsicherheit des einzelnen Ministers
möchte der Kladderadatsch-König verallgemeinern
für das ganze Ministerium. Die ganze hohe
Staatsleitung soll seiner Ansicht nach
über Nacht beseitigt werden können! Das
hat noch kein Anarchist verlangt; zu einer so
radikalen Forderung konnte sich nur der Herr
von Saarabien aufschwingen. Wenn das der alte
Blanqui noch erlebt hätte! Der wilde französische
Kommunist mit dem Wahlspruch: „Kein Gott,
kein Herr!" — er wäre dem König Stumm
gerührt um den Hals gefallen und hätte ihn
Bruder genannt.
Obendrein ist es der König Stumm nicht
allein, der sich revolutionär gcberdet. Ueberall
melden sich solche Anzeichen. Im hohen Bundes-
rath giebt man dem Reichstag durch die Diäten-
verweigerung das böse Beispiel der Budget-
verweigerung. Der alte Bismarck hetzt gegen
jeden amtirendcu Reichskanzler; Admiral Holl-
mann treibt auf eigene Faust Marincpolitik;
Junker und Agrarier erstreben den Umsturz des
allgemeinen Wahlrechts, — kurz, es geht drunter
und drüber in den oberen Kreisen, und wenn
nicht die Sozialdemokratie wäre, die friedlich ihr
Maifest feiert, dann könnte inan an der staat-
lichen Ordnung im Deutschen Reiche bald ver-
zweifeln.
Der
Ankunft goldne Tage.
Wir sind nock arm und sind nickt frei
Wind sind nock nickt errettet,
And feiern dock den ersten /Dai,
Als wären wir entkettet.
Mir sind nock arm und sind nickt frei —
Mas feiern wir den ersten /Dai?
Mir feiern nickt am ersten /Dai
Lrinn'rnng alter Sagen;
Kein Sagenkeld scklug nock entzwei
Die Iknecktsckatt unsrer Plagen.
Mir sind nock nickt von Iknecktsckatt frei
Mas feiern wir den ersten /Dai?
Mir feiern nickt am ersten /Dai
Lin klutig Völkermorden;
Den Krieg crsckut die Tyrannei
Als ikren Tempelorden.
Mir sind nock nickt vom Kriege frei
Mas feiern wir den ersten /Dai?
Mir feiern nickt am ersten /Dai
Den Glanz versckwundner Tage;
Vergangenbeit war keine Fei
Für uns und unsre Klage.
Ls gab nock keine Leit uns frei —
Mas feiern wir den ersten /Dai?
Mir feiern nickt am ersten /Dai
Der Gegenwart Verwirrung;
Die Gegenwart macbt uns nickt tret,
Sie folgt nock Goldes Kirrung.
Mir sind nock nickt vom Golde frei
Mas feiern wir den ersten /Dai?
Mir feiern nickt am ersten /Dai,
Mas ist und was gewesen;
Mir macken nickt das Alte neu,
Mir sckatken neues Mesen.
Mir waren und wir sind nickt tret
And feiern dock den ersten /Dai.
Mir feiern trok am ersten /Dai
Der Lukuntt goldne Tage,
Die Tage, die kür alle tret
Von Llend, lkotk und Plage;
Die Lukuntt gross und sckön und frei —
Die feiern wir am ersten /Dai. Robert s-id-c
Die Weltmacht.
sind eine Weltmacht, natürlich!
Das ist jedes Zweifels bar;
Wir sind es nicht blos figürlich,
Wir sind's in der Praxis sogar.
Hat sich in verwickelte Lagen
verrannt ein exotischer Staat,
Da muß in Berlin er erst fragen,
Wie er zu verhalten sich hat.
So oft sich mit Albions Löhnen
Der Vnkel Krüger entzweit.
Wird stark nnser Machtwort ertönen.
Und gleich ist geschlichtet der Streit.
Wenn Abessiniens König
Umbertos Kolonnen besiegt,
Lrhebt unsre Tröstung nicht wenig
Die Armee, die Prügel gekriegt.
Rur Lines, das ist sehr betrübend.
Das ist unser Mißgeschick:
Der Reichstag, im Sparen sich übend,
versteht nichts von Weltpolitik.
Ihm ist das Verständnis; entwichen
Kür unsere Gloria
Lr hat ein paar Kreuzer gestrichen
von Hollmanns Narine-Ltat.
Wie sollen wir glorreich bestehen
Bei solch' einer Kreuzernoth?
Ls wär' um die Wirkung geschehen
von unserem Machtgebot!
Auch ginge bei Türken und Mohren,
Lhinesen und Lskimos
Tas deutsche Ansehn verloren.
Sofern unsre Flotte nicht groß.
Wir müssen die Weltmacht besitzen,
Ls muß zu jeder Stund'
Den Deutschen im Aus lande schützen
Der große Berliner Mund.
Dann wird er auch empfinden
Den Patriotismus warm —
Dafür daheim darf schinden
Den Deutschen ein jeder Gendarm.
Nrvvlnlmnäre Anzeichen.
Als der erste Mai zum ersten Male als
Weltfeiertag begangen werden sollte, da herrschten
im Spießbürgerthum allerlei unklare Besorgnisse;
es wurde gemunkelt von revolutionären Gefahren,
welche dieser Tag möglicherweise mit sich bringen
könnte.
Inzwischen haben sich diese Besorgnisse als
völlig grundlos erwiesen, denn der Verlauf der
bisherigen Mniscste hat gezeigt, daß der Feiertag
des Proletariats eine Friedenskundgebung so glän-
zender Art ist, wie sie die von Nationalhaß
korrumpirten herrschenden Klassen und Parteien
niemals zu Stande brachten oder bringen werden.
Wenn aber von der Seite des Proletariats
keine Gefahr droht, so treten die Anzeichen revo-
lutionärer Umsturzbestrebungen anderwärts um
so deutlicher zu Tage. Es sind gerade die herrschen-
den und besitzenden Kreise, die sich mit revolutio-
nären Gedanken in überraschender Weise vertraut
gemacht haben. So lief vor Kurzem in Berlin
der bekannte „König Stumm" herum, welcher für
den „Kladderadatsch" Propaganda machte, wobei zu
bemerken ist, daß man unter „Kladderadatsch"
den Umsturz von oben versteht. Schon diese
Bezeichnung läßt erkennen, von welcher Seite
man den Umsturz erwartet; würde man ihn von
unten, d. h. vom Proletariat erwarten, so hieße
er ganz einfach „Der wahre Jacob".
Es ist auch nicht verborgen geblieben, was
König Stumm mit seinen Drohungen treffen
wollte. Er zielte auf die höchsten Würdenträger
des Staates, auf die Minister!
Ein Minister im Deutschen Reiche führt ohne-
dies ein so unsicheres Dasein, daß es ihm kaum
möglich ist, vor den Augen der großen Menge
zu Würde und Ansehen zu kommen. Jeden
Augenblick kann an den ahnungslosen Minister
der Lukanus herantreten, und um ihn ist's ge-
schehen. Das ist ein revolutionärer Zustand, der
selbst unter der Schreckensherrschaft Robespicrres
nicht seines Gleichen fand.
Und diese Unsicherheit des einzelnen Ministers
möchte der Kladderadatsch-König verallgemeinern
für das ganze Ministerium. Die ganze hohe
Staatsleitung soll seiner Ansicht nach
über Nacht beseitigt werden können! Das
hat noch kein Anarchist verlangt; zu einer so
radikalen Forderung konnte sich nur der Herr
von Saarabien aufschwingen. Wenn das der alte
Blanqui noch erlebt hätte! Der wilde französische
Kommunist mit dem Wahlspruch: „Kein Gott,
kein Herr!" — er wäre dem König Stumm
gerührt um den Hals gefallen und hätte ihn
Bruder genannt.
Obendrein ist es der König Stumm nicht
allein, der sich revolutionär gcberdet. Ueberall
melden sich solche Anzeichen. Im hohen Bundes-
rath giebt man dem Reichstag durch die Diäten-
verweigerung das böse Beispiel der Budget-
verweigerung. Der alte Bismarck hetzt gegen
jeden amtirendcu Reichskanzler; Admiral Holl-
mann treibt auf eigene Faust Marincpolitik;
Junker und Agrarier erstreben den Umsturz des
allgemeinen Wahlrechts, — kurz, es geht drunter
und drüber in den oberen Kreisen, und wenn
nicht die Sozialdemokratie wäre, die friedlich ihr
Maifest feiert, dann könnte inan an der staat-
lichen Ordnung im Deutschen Reiche bald ver-
zweifeln.