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gebildeten Has; seiner Feinde in den Wald ge-
flüchtet mar, wo er in einer Holzfällerhütte als
Klausner hauste. Mitleidige Seelen erbarmten
sich des Unglücklichen, so daß er nicht Hungers
starb. Als Siegfried, ihn unter dem Bann
seiner festen Blicke haltend, schwieg, fuhr er
prahlerisch fort: „Sage denen, die Dich schickten,
ich verachte ihre ewigen Hinterlisten und Fall-
stricke, mit denen sie mir nachstellen. Sind sie
Füchse, ich bin der Löwe. Ja, der Lowe",
wiederholte er, sich in die Höhe reckend. „Und
sie sollen sich hüten, daß ich ihnen meine Pranken
nicht ins Fleisch haue."
„Ich will's bestellen, Meister", antwortete
jetzt der junge Eisenarbeiter.
„Ja, ich bin Meister über sie alle", rief der
Geisteskranke. „Wie heimlich sie es auch treiben,
ich weiß um alle ihre Jntriguen und Nieder-
trächtigkeiten, mit denen sie mich gestürzt haben,
nnd wenn ich sprechen wollte, ins Nichts würden
sie zerstäuben. Darum umschleichen sie mich
mit Verrath, Gift und Dolch. Mehr wie ein-
mal hab' ich die Gesellschaft vor ihren äußeren
und inneren Feinden gerettet, und was ist mein
Lohn? Undank, schnöder Undank!"
„Habt Jhr's denn blos von wegen dem Dank
gethan, daß es Euch gar so arg wurmt, Meister?"
wandte Siegfried ein. „Dann war's Schacher
und dabei betrügt Einer den Anderen. Großen
Menschen schmeichelt's, wenn sie Unrecht leiden
müssen."
„Es giebt keinen großen Menschen, nur
Pöbel, nur Kanaillen, und ihnen habe ich den
Schlaf meiner Nächte geopfert", sprudelte Jener.
„Unter meinem Stiefel kriecht das elende Ge-
würm, und ich werde es zertreten, wie ich die
Sozialdemokratie zertreten habe."
„Habet Ihr?" lachte Siegfried. „Na, Meister,
von einem Flickschneider läßt sich die denn doch
nicht zertreten."
Die Augen des Irren begannen heimtückisch
zu funkeln. Er, vor dem noch jüngst die ganze
Welt sich gebeugt, ein Flickschneider! „Du bist
auch einer von den Sozi", zischte er und sprang
den jungen Schmied wie eine Katze an. Der
aber packte ihn mit seinen muskulösen Fäusten
und warf ihn zu Boden, daß ihm die Rippen
knackten. Aus den Büschen tönte es wie ein
schadenfrohes Kichern und Lachen, unter dem die
gefallene Größe sich flink aufraffte und entfloh.
„Armer Narr", dachte Siegfried, einen Pfad
verfolgend, der ihn in kürzester Zeit nach Hause
bringen mußte. „Ist aber nicht Jeder ein Spiel-
ball seiner Einbildungen? Bildest du dir nicht
auch ein, daß du wunder was könntest, um
dich und die Genossen aus dem Elend zu be-
freien? Wie wenig ist mit der Erkenntnis;
allein gethan nnd wie wenig verstehst du erst
und wie viel bleibt dir noch zu verstehen übrig!"
Eine Entmuthigung überkam ihn. Würde es
ihm und den Genossen überhaupt gelingen, das
Joch der Arbeitsknechtschaft abzuschütteln? Und
wenn nicht, welche Thorheit war es von ihm,
daß er bisher einzig und allein für diesen Ge-
danken gelebt hatte! War er dann nicht auch
ein Narr wie der Andere und nur in seiner
Wahnvorstellung von ihm verschieden? Was
war alsdann das Leben werth, von dessen Ge-
nüssen er bisher nichts, gar nichts gekostet hatte?
Wieder war es ihm, als ob er ein schaden-
frohes Kichern vernähme. Er schaute sich nm.
Vor ihm blinkte zwischen den silbergrauen
Buchensäulen etwas auf, das wie der Spiegel
eines Sees flimmerte. Aber die ihm bekannten
Bergseen lagen alle viel höher und tiefer im
Gebirge, als der Stein, auf dem er gesessen
hatte. Er mußte auf den vielen, im Walde
sich kreuzenden Pfaden sich verirrt haben, was
ihn jedoch nicht beunruhigte. Denn von dem
See aus würde er sich leicht zurechtfinden, nnd
ermüdet war er nicht. Allein schon unter den
letzten Bäumen erkannte er, daß der See eine
vom Mondschein übergossene Wiese war, über
der am Horizont etwas wie eine dämmernde
Wolke schwebte. Es war der einem gewölbten
Rücken ähnelnde Gipfel des Waldgebirges, und
von ihm mochten einst die großen Steinblöcke
abgestürzt sein, die auf der Wiese umhergestreut
waren. Das trügerische Mondlicht verlieh ihnen
seltsame, phantastische Formen. Siegfried er-
innerte sich, schon einmal hier gewesen zu sein,
als Knabe mit der Großmutter, welche blut-
stillende Kräuter gesucht. Damals war es lichter
Tag gewesen, und die Ahne hatte ihm erzählt,
daß in alten Zeiten, als schon das Christen-
thum im Lande draußen geherrscht, die Heiden
hier nächtens ihren Göttern heimlich geopfert
und ihre heilige Feste gefeiert hätten. Die
Christenpriester hätten die alten Götter verflucht
und verwunschen; aber in den zwölf heiligen
Nächten hielten sie noch immer ihren Umzug
und in der Walpurgisnacht kämen die Unholde
aus Luft, Wald, Wasser und Erde zusammen
zur Hochzeitsfeier des obersten Götterpaares.
Wer sie dabei belausche, sei ein Kind des Todes.
„Da wäre ich ja just zur rechten Zeit ge-
kommen", fuhr es Siegfried durch den Sinn.
Denn es war ja heute die Brautuacht der
Natur, zu deren Feier die Hexen aus ihren
Besen zum Blocksberg reiten. Er sah aber
keine durch die Lust gnloppiren. Dagegen ver-
nahm er wieder ein Kichern und Lachen, jedoch
nicht spöttisch und schadenfroh wie vorhin, son-
dern hell und heiter. Es kam näher und näher,
und es ward ein Jubeln, Klingen und Singen,
und rings um die Wiese aus Wald und Busch
schlüpfte, hüpfte, schwang und sprang es in
buntem Gemisch lustig hervor: Elfen, Nixen,
Nymphen, Gnomen, Kobolde. Gesang, Flöten
und Becken ertönten, wie Finkenschlag und
Girren der Waldtauben zu dem Rieseln und
Murmeln von Bächen, dem Raunen und
Rauschen des Windes und dem Taktschlag von
Hämmern auf stählernem Ambos. Während
die Einen anmuthig oder ausgelassen im Reigen
sich schwangen, lagerten Andere in bunten
Gruppen, in denen das Trinkhorn kreiste oder um
blankes Gold gespielt wurde. Siegfried glaubte
sich unbemerkt, aber er irrte. Denn ehe er sich
dessen versah, wurde er in den Reigen hinein-
gezogen, und ebenso plötzlich löste sich das Wiegen
und Wogen auf. Die Schönste aber, die ihn
bei der Hand hielt, schlang ihre weißen Arme
nm seinen Nacken. Sehnsüchtig tiefe Augen
schauten ihn an, die Wasserrosen in ihrem Haar
! umdufteten ihn, ein korallenrother Mund hob
sich ihm verlangend entgegen. Gluth und Schauer-
durchrieselte ihn. Im nächsten Augenblicke löste
er sich jedoch aus den verführerischen weichen
Schlingen. Ein zorniger Blick traf ihn.
Ein Durcheinanderwirren, Lachen, Schreien,
auf sprangen die Lagernden, ein Geistlein mit
einem langen weißen Barte drängte sich zu dem
jungen Gesellen, die Hände voll Gold. „Du
hattest recht, die Liebe zu verschmähen", sprach
cs, „denn die Liebe ist flüchtig, aber das Gold
! hält dir die Treue. Ich gebe dir ein Räthsel
auf, so du es räthst, und du wirst es, dringen
doch die Menschen in alle Geheimnisse der
Natur, dann ist dieses Gold nnd alles, das du
hier stehst, dein eigen." Siegfried aber warf
stolz den Kopf auf und antwortete: „Wohl
möcht' ich's gewinnen, aber nicht wie ein Protz
an der Börse, sondern als Lohn meiner red-
lichen Arbeit. Wie könnt' ich als Drohne im
Bienenkorb frohen Herzens schwelgen, wenn
Millionen meiner Brüder im Schweiße ihres
Angesichts darben müssen?" Sprach ein An-
derer mit vollen rochen Backen und einem statt-
lichen Bäuchlein, ihm ein Methhorn reichend,
nachdem er selbst einen tiefen Schluck daraus
gethan: „Trinke, Menschenkind! Im Meth ist
Beides; er schaffet dir die höchste Seligkeit und
macht dich zum Herrn aller Schätze der Welt."
„Im flüchtigen Rausche", wehrte Siegfried
das Horn ab.
„Er gewährt Vergessenheit der Erdennoth!"
„Ich will nicht vergessen, ich will mit ihr
ringen, bis sie besiegt am Boden liegt." Und
der Schmied drohte mit seinen Fäusten dem
unsichtbaren Feinde.
„Thoren sind sie alle, die Menschen", schal-
ten die Einen und spotteten die Anderen. Ein
Elf sprang ans einen Stein und schwang sein
roth Hütlein, worauf Flöten und Becken wieder
zn tönen begannen. Während alle zum Rund-
tanz einander bei den Händen faßten, stürmte
Siegfried in den Wald zurück; ihr fröhliches
Jauchzen schallte ihm nach.
Achtlos eilte er weiter, heiß wallte sein Blut.
Nun verschränkten sich dunkle Tannenwipfel
über seinen; Haupte. Er wußte weniger als
je, wo er sich befand. Aber er getröstete sich,
daß er über kurz oder lang auf einen Holzweg
wenigstens stoßen müßte, der zu Thal lief. Auch
konnte es bis Tagesanbruch nicht mehr lang
hin sein. So ging er denn, wenn auch vor-
sichtig weiter; dem; durch die schwarzen Tannen-
kronen drang nur hier und da eine spärliche
gebildeten Has; seiner Feinde in den Wald ge-
flüchtet mar, wo er in einer Holzfällerhütte als
Klausner hauste. Mitleidige Seelen erbarmten
sich des Unglücklichen, so daß er nicht Hungers
starb. Als Siegfried, ihn unter dem Bann
seiner festen Blicke haltend, schwieg, fuhr er
prahlerisch fort: „Sage denen, die Dich schickten,
ich verachte ihre ewigen Hinterlisten und Fall-
stricke, mit denen sie mir nachstellen. Sind sie
Füchse, ich bin der Löwe. Ja, der Lowe",
wiederholte er, sich in die Höhe reckend. „Und
sie sollen sich hüten, daß ich ihnen meine Pranken
nicht ins Fleisch haue."
„Ich will's bestellen, Meister", antwortete
jetzt der junge Eisenarbeiter.
„Ja, ich bin Meister über sie alle", rief der
Geisteskranke. „Wie heimlich sie es auch treiben,
ich weiß um alle ihre Jntriguen und Nieder-
trächtigkeiten, mit denen sie mich gestürzt haben,
nnd wenn ich sprechen wollte, ins Nichts würden
sie zerstäuben. Darum umschleichen sie mich
mit Verrath, Gift und Dolch. Mehr wie ein-
mal hab' ich die Gesellschaft vor ihren äußeren
und inneren Feinden gerettet, und was ist mein
Lohn? Undank, schnöder Undank!"
„Habt Jhr's denn blos von wegen dem Dank
gethan, daß es Euch gar so arg wurmt, Meister?"
wandte Siegfried ein. „Dann war's Schacher
und dabei betrügt Einer den Anderen. Großen
Menschen schmeichelt's, wenn sie Unrecht leiden
müssen."
„Es giebt keinen großen Menschen, nur
Pöbel, nur Kanaillen, und ihnen habe ich den
Schlaf meiner Nächte geopfert", sprudelte Jener.
„Unter meinem Stiefel kriecht das elende Ge-
würm, und ich werde es zertreten, wie ich die
Sozialdemokratie zertreten habe."
„Habet Ihr?" lachte Siegfried. „Na, Meister,
von einem Flickschneider läßt sich die denn doch
nicht zertreten."
Die Augen des Irren begannen heimtückisch
zu funkeln. Er, vor dem noch jüngst die ganze
Welt sich gebeugt, ein Flickschneider! „Du bist
auch einer von den Sozi", zischte er und sprang
den jungen Schmied wie eine Katze an. Der
aber packte ihn mit seinen muskulösen Fäusten
und warf ihn zu Boden, daß ihm die Rippen
knackten. Aus den Büschen tönte es wie ein
schadenfrohes Kichern und Lachen, unter dem die
gefallene Größe sich flink aufraffte und entfloh.
„Armer Narr", dachte Siegfried, einen Pfad
verfolgend, der ihn in kürzester Zeit nach Hause
bringen mußte. „Ist aber nicht Jeder ein Spiel-
ball seiner Einbildungen? Bildest du dir nicht
auch ein, daß du wunder was könntest, um
dich und die Genossen aus dem Elend zu be-
freien? Wie wenig ist mit der Erkenntnis;
allein gethan nnd wie wenig verstehst du erst
und wie viel bleibt dir noch zu verstehen übrig!"
Eine Entmuthigung überkam ihn. Würde es
ihm und den Genossen überhaupt gelingen, das
Joch der Arbeitsknechtschaft abzuschütteln? Und
wenn nicht, welche Thorheit war es von ihm,
daß er bisher einzig und allein für diesen Ge-
danken gelebt hatte! War er dann nicht auch
ein Narr wie der Andere und nur in seiner
Wahnvorstellung von ihm verschieden? Was
war alsdann das Leben werth, von dessen Ge-
nüssen er bisher nichts, gar nichts gekostet hatte?
Wieder war es ihm, als ob er ein schaden-
frohes Kichern vernähme. Er schaute sich nm.
Vor ihm blinkte zwischen den silbergrauen
Buchensäulen etwas auf, das wie der Spiegel
eines Sees flimmerte. Aber die ihm bekannten
Bergseen lagen alle viel höher und tiefer im
Gebirge, als der Stein, auf dem er gesessen
hatte. Er mußte auf den vielen, im Walde
sich kreuzenden Pfaden sich verirrt haben, was
ihn jedoch nicht beunruhigte. Denn von dem
See aus würde er sich leicht zurechtfinden, nnd
ermüdet war er nicht. Allein schon unter den
letzten Bäumen erkannte er, daß der See eine
vom Mondschein übergossene Wiese war, über
der am Horizont etwas wie eine dämmernde
Wolke schwebte. Es war der einem gewölbten
Rücken ähnelnde Gipfel des Waldgebirges, und
von ihm mochten einst die großen Steinblöcke
abgestürzt sein, die auf der Wiese umhergestreut
waren. Das trügerische Mondlicht verlieh ihnen
seltsame, phantastische Formen. Siegfried er-
innerte sich, schon einmal hier gewesen zu sein,
als Knabe mit der Großmutter, welche blut-
stillende Kräuter gesucht. Damals war es lichter
Tag gewesen, und die Ahne hatte ihm erzählt,
daß in alten Zeiten, als schon das Christen-
thum im Lande draußen geherrscht, die Heiden
hier nächtens ihren Göttern heimlich geopfert
und ihre heilige Feste gefeiert hätten. Die
Christenpriester hätten die alten Götter verflucht
und verwunschen; aber in den zwölf heiligen
Nächten hielten sie noch immer ihren Umzug
und in der Walpurgisnacht kämen die Unholde
aus Luft, Wald, Wasser und Erde zusammen
zur Hochzeitsfeier des obersten Götterpaares.
Wer sie dabei belausche, sei ein Kind des Todes.
„Da wäre ich ja just zur rechten Zeit ge-
kommen", fuhr es Siegfried durch den Sinn.
Denn es war ja heute die Brautuacht der
Natur, zu deren Feier die Hexen aus ihren
Besen zum Blocksberg reiten. Er sah aber
keine durch die Lust gnloppiren. Dagegen ver-
nahm er wieder ein Kichern und Lachen, jedoch
nicht spöttisch und schadenfroh wie vorhin, son-
dern hell und heiter. Es kam näher und näher,
und es ward ein Jubeln, Klingen und Singen,
und rings um die Wiese aus Wald und Busch
schlüpfte, hüpfte, schwang und sprang es in
buntem Gemisch lustig hervor: Elfen, Nixen,
Nymphen, Gnomen, Kobolde. Gesang, Flöten
und Becken ertönten, wie Finkenschlag und
Girren der Waldtauben zu dem Rieseln und
Murmeln von Bächen, dem Raunen und
Rauschen des Windes und dem Taktschlag von
Hämmern auf stählernem Ambos. Während
die Einen anmuthig oder ausgelassen im Reigen
sich schwangen, lagerten Andere in bunten
Gruppen, in denen das Trinkhorn kreiste oder um
blankes Gold gespielt wurde. Siegfried glaubte
sich unbemerkt, aber er irrte. Denn ehe er sich
dessen versah, wurde er in den Reigen hinein-
gezogen, und ebenso plötzlich löste sich das Wiegen
und Wogen auf. Die Schönste aber, die ihn
bei der Hand hielt, schlang ihre weißen Arme
nm seinen Nacken. Sehnsüchtig tiefe Augen
schauten ihn an, die Wasserrosen in ihrem Haar
! umdufteten ihn, ein korallenrother Mund hob
sich ihm verlangend entgegen. Gluth und Schauer-
durchrieselte ihn. Im nächsten Augenblicke löste
er sich jedoch aus den verführerischen weichen
Schlingen. Ein zorniger Blick traf ihn.
Ein Durcheinanderwirren, Lachen, Schreien,
auf sprangen die Lagernden, ein Geistlein mit
einem langen weißen Barte drängte sich zu dem
jungen Gesellen, die Hände voll Gold. „Du
hattest recht, die Liebe zu verschmähen", sprach
cs, „denn die Liebe ist flüchtig, aber das Gold
! hält dir die Treue. Ich gebe dir ein Räthsel
auf, so du es räthst, und du wirst es, dringen
doch die Menschen in alle Geheimnisse der
Natur, dann ist dieses Gold nnd alles, das du
hier stehst, dein eigen." Siegfried aber warf
stolz den Kopf auf und antwortete: „Wohl
möcht' ich's gewinnen, aber nicht wie ein Protz
an der Börse, sondern als Lohn meiner red-
lichen Arbeit. Wie könnt' ich als Drohne im
Bienenkorb frohen Herzens schwelgen, wenn
Millionen meiner Brüder im Schweiße ihres
Angesichts darben müssen?" Sprach ein An-
derer mit vollen rochen Backen und einem statt-
lichen Bäuchlein, ihm ein Methhorn reichend,
nachdem er selbst einen tiefen Schluck daraus
gethan: „Trinke, Menschenkind! Im Meth ist
Beides; er schaffet dir die höchste Seligkeit und
macht dich zum Herrn aller Schätze der Welt."
„Im flüchtigen Rausche", wehrte Siegfried
das Horn ab.
„Er gewährt Vergessenheit der Erdennoth!"
„Ich will nicht vergessen, ich will mit ihr
ringen, bis sie besiegt am Boden liegt." Und
der Schmied drohte mit seinen Fäusten dem
unsichtbaren Feinde.
„Thoren sind sie alle, die Menschen", schal-
ten die Einen und spotteten die Anderen. Ein
Elf sprang ans einen Stein und schwang sein
roth Hütlein, worauf Flöten und Becken wieder
zn tönen begannen. Während alle zum Rund-
tanz einander bei den Händen faßten, stürmte
Siegfried in den Wald zurück; ihr fröhliches
Jauchzen schallte ihm nach.
Achtlos eilte er weiter, heiß wallte sein Blut.
Nun verschränkten sich dunkle Tannenwipfel
über seinen; Haupte. Er wußte weniger als
je, wo er sich befand. Aber er getröstete sich,
daß er über kurz oder lang auf einen Holzweg
wenigstens stoßen müßte, der zu Thal lief. Auch
konnte es bis Tagesanbruch nicht mehr lang
hin sein. So ging er denn, wenn auch vor-
sichtig weiter; dem; durch die schwarzen Tannen-
kronen drang nur hier und da eine spärliche