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Und dann wandte er sich wieder zu mir:
„Geh' doch, junger Narr! Laß die bösen Gesichter!
Sich, wie schön es hier ist, wie reich und weit! Aber dir
ist der Himmel zu wenig blau und die Lüfte sind dir nicht
lind und die Sonne ist dir nicht hell genug. Ah, die gute,
alte Sonne, die auch auf Kröten und Schlangen scheint.
Sieh doch, — ich finde die Schlangen sehr zweckmäßig,
selbst wenn sie mir ab und zu einen von meinen Vögeln
aufspeisen. Ei, es bleiben immer noch genug. Und die
Fanfaren! Du lieber Himmel, das ist wieder einer von
deinen albernen Einfällen. Wer braucht nur solches Ge-
töse? Posaunen! Laß nur gehen! Wenn es nöthig sein
wird, werden sie schon tönen und die Introduktion zum
Gerichte spielen — heisa! Aber in meinen Wald herein
kommt mir das Zeug nicht. Vielleicht in eure Städte, wo
es ein paar überflüssige Lorbeerkränzc von noch überflüssi-
geren Stirnen herabzurcißcn giebt — aber das ist eure
Sache. Nein, hör' doch, kleine Meise, in deinem Alter ist
es nicht hübsch, so zu kokettiren. Du hältst cs ja schier
nicht aus, bis der alte Spitzbube vom Nebenhaus über dir
los ist. Nimm dich in Acht — dann hat der Singsang
ein Ende. Und nun von vorne, Lumpengesindel! Und
vergeßt mir nicht, im Chore einzufallen — da giebt's
immer Nachzügler."
An jenen: Tage sprach Pan nichts mehr zu
mir. Ich glaube, er hat mich sofort vergessen,
denn nun galt es eine Generalprobe.
Aber ich vergaß seine stummen Worte nicht.
8. Macasy.
Und NUN wieder das Lied und ich sinne, lausche
und denke an die Worte des alten Burschen.
Diesmal fiel es meisterlich ein, sein großes
Orchester. Und als er fertig war, putzte Pan das
Mundstück seiner Flöte und nickte mit wohl-
gefälliger Befriedigung zu mir herüber.
„Das nenne ich nur eine Leistung! Nun sind
sie geschult für die ganze Saison. Es hat freilich
schändliche Mühe gekostet, aber nun können sie
es auch vollendet. Ja, merk' dir's, lieber Freund:
man muß genügsam sein. Mit dem Tollwerden
langt man nicht. Dauerhafte Arbeit — und immer
wieder von vorne. So ist es auch bei euch Men-
schen, im Handumdrehen schüttelt ihr die alten
Nebel nicht ab. Langsam will das gemacht sein —
und im Lauf der Zeit giebt es dann einen hübschen
Erfolg. Aber das verstehst du nicht: Dir soll
gleich alles fertig kommen. Da wird getobt und
geflucht. Ha, ha, und erst Posaunen und Fan-
faren! Geh' doch damit. Geh', geh'! Ich gebe
mich schon viel zu lange mit dir ab."
Und dann wandte er sich wieder zu mir:
„Geh' doch, junger Narr! Laß die bösen Gesichter!
Sich, wie schön es hier ist, wie reich und weit! Aber dir
ist der Himmel zu wenig blau und die Lüfte sind dir nicht
lind und die Sonne ist dir nicht hell genug. Ah, die gute,
alte Sonne, die auch auf Kröten und Schlangen scheint.
Sieh doch, — ich finde die Schlangen sehr zweckmäßig,
selbst wenn sie mir ab und zu einen von meinen Vögeln
aufspeisen. Ei, es bleiben immer noch genug. Und die
Fanfaren! Du lieber Himmel, das ist wieder einer von
deinen albernen Einfällen. Wer braucht nur solches Ge-
töse? Posaunen! Laß nur gehen! Wenn es nöthig sein
wird, werden sie schon tönen und die Introduktion zum
Gerichte spielen — heisa! Aber in meinen Wald herein
kommt mir das Zeug nicht. Vielleicht in eure Städte, wo
es ein paar überflüssige Lorbeerkränzc von noch überflüssi-
geren Stirnen herabzurcißcn giebt — aber das ist eure
Sache. Nein, hör' doch, kleine Meise, in deinem Alter ist
es nicht hübsch, so zu kokettiren. Du hältst cs ja schier
nicht aus, bis der alte Spitzbube vom Nebenhaus über dir
los ist. Nimm dich in Acht — dann hat der Singsang
ein Ende. Und nun von vorne, Lumpengesindel! Und
vergeßt mir nicht, im Chore einzufallen — da giebt's
immer Nachzügler."
An jenen: Tage sprach Pan nichts mehr zu
mir. Ich glaube, er hat mich sofort vergessen,
denn nun galt es eine Generalprobe.
Aber ich vergaß seine stummen Worte nicht.
8. Macasy.
Und NUN wieder das Lied und ich sinne, lausche
und denke an die Worte des alten Burschen.
Diesmal fiel es meisterlich ein, sein großes
Orchester. Und als er fertig war, putzte Pan das
Mundstück seiner Flöte und nickte mit wohl-
gefälliger Befriedigung zu mir herüber.
„Das nenne ich nur eine Leistung! Nun sind
sie geschult für die ganze Saison. Es hat freilich
schändliche Mühe gekostet, aber nun können sie
es auch vollendet. Ja, merk' dir's, lieber Freund:
man muß genügsam sein. Mit dem Tollwerden
langt man nicht. Dauerhafte Arbeit — und immer
wieder von vorne. So ist es auch bei euch Men-
schen, im Handumdrehen schüttelt ihr die alten
Nebel nicht ab. Langsam will das gemacht sein —
und im Lauf der Zeit giebt es dann einen hübschen
Erfolg. Aber das verstehst du nicht: Dir soll
gleich alles fertig kommen. Da wird getobt und
geflucht. Ha, ha, und erst Posaunen und Fan-
faren! Geh' doch damit. Geh', geh'! Ich gebe
mich schon viel zu lange mit dir ab."