Z
! .K des wahren Iacob M
Lieöer eines Sklaven.
von ZWatopluk Lech.
Freie Uebertragung ins Deutsche von Jan Ikoutek.
hoffnungslos.
I.
Nun durchbrich der Lipps Schranken,
Sturm, der meinen Busen schwellt!
Brecht hervor, ihr Zorngedanken,
Wie von jähem Blitz erhellt!
Töne stärker, meine Leier,
Töne in des Hasses Heuer,
Vis die Saite grimmvoll gellt!
Ach, es sind dem Schoß der Musen
Meine Lieder nicht entkeimt.
Richt durchwärmt von Mädchens Busen,
Das an meinem hold geträumt;
In gequältem Haupte trieben
Sie empor, als unter Hieben
Roher Haust mein Blut geschäumt.
So, aus Seufzern, Zorn und Galle,
Schuf sie eines Sklaven Sohn,
Als die theuern Brüder alle
Litten unter harter Hrohn,
Als er, knirschend mit den Zähnen,
Seiner Lieben Eual und Thränen
Sah und ach! des Schergen Hohn.
All' mein Singen, all' mein Lagen
Hindet schwerlich eure Gunst;
Des Gequälten rauhen Klagen
Mangelt Schönheit, mangelt Kunst;
Denn aus seichtem Alltagsleben
Soll der Sänger aufwärts streben,
Haupt und Herz voll Sonnenbrunst.
Aber ich! Lin Knecht in Ketten
Singt von Ketten um sich her.
Wer da steht auf öden Stätten,
Dem fällt frohes Lingen schwer.
Glück und Stille soll ich loben.
Da ich steh' im Lturmestoben?
Rimmermehr, o nimmermehr!
ii.
Der Sänger.
Wenn der Abend milde Düfte
Kühlend her vom Meere trägt.
Rauscht durch dis erfrischten Lüfte
Ahnung, die das Herz bewegt;
Durch die Blätter, durch die braunen,
Läuselt's dann wie Zagen bang.
Lhor der Sklaven.
Welch' ein Hlüstern, welch' ein Raunen!
Horcht! das ist der Geister Zang!
Der Sänger.
Laßt euch dieses Vlätterrauschen
Deuten, die ihr traurig seid!
Laßt uns ihm mit Andacht lauschen.
Als dem Lcho jener Zeit,
Da in dieses Haines Schatten
Noch ein freies Volk geweilt!
Lhor der Sklaven.
Da wir noch die Hreiheit hatten
Ach! die Zeit ist längst enteilt!
Der Sänger.
Ja, die Zeit, sie floh von dannen.
Da noch frei war unser Land,
Da wir noch als starke Mannen
Schützten gegen Heindeshand,
Siegreich in der weiten Runde,
Unfern Herd und unsre Lhr'.
Lhor der Sklaven.
Wie im Traume wogt die Kunde
Aus entlegnen Zeiten her.
Der Sänger.
Unsre Hreiheit, unsre Lhre
Lebte noch und unser Ruhm,
LH' die Zwietracht, die Megäre,
Uns gestürzt ins Lklaventhum,
LH' uns konnte niederbeugen
Hremde List und fremde Haust.
Lhor der Sklaven.
Still! Die alten Zagen schweigen
Heute, da die Knute saust!
m.
Der lieblos über unserm dunklen Leben
Mit rauher Hand die Riemenpeitsche führt.
Wir sind ihm ohne Gnade preisgegeben
Ihm bleibt die harte Seele ungerührt.
Nur Knechte seiner Lüste sind wir Armen,
Nur ihm zum Nutzen, wie das liebe Rind.
Lhor der Sklaven.
Mit unsrer Pein fühlt keine Brust Lrbarmen —
Weh', daß wir Sklaven sind!
Der Sänger.
„Ich bin der Herr, und ihr seid das Gesinde",
Spricht der Tyrann, „euch ziemet Arbeit nur.
Drum plagt euch baß, daß ich mich wohl befinde!
Denn wer mir dient, ist meine Kreatur,
Und was ich noch so Hartes ihm befehle,
Lr sei in Demuth und Gehorsam blind!
Lhor der Sklaven.
Scharf schneidet dieses Wort uns in die Seele.
Weh', daß wir Sklaven sind!
Der Sänger.
Nichts ließ uns, der die Welt als sein erachtet;
Hür ihn bethau't den Acker unser Schweiß;
Was unser Recht heißt, ist, bei Licht betrachtet,
Zein vortheil nur, gemacht auf sein Geheiß.
Die Rechte sind nur für die Herr'n der Lrde,
Die Pflichten einzig da für das Gesind'.
Lhor der Sklaven.
Sie sind die Hirten, aber wir die Herde -
Weh', daß wir Sklaven sind!
IV.
So weit die Molken um die Lrde fahren.
Auf Herren regnen sie und Knechte nur.
Hrüh starb das Recht — das Unrecht kommt
zu Jahren,
Und schnödes Vorrecht praßt auf fetter Hlur.
Schier zahllos sind sie, wie der Sand am Meere,
Die hilflos schmachten in der Niedrigkeit
Und in des Herrendienstes Wucht und Schwere
Nach Rettung rufen aus der Knechtschaft Leid.
So bitter ist kein andrer Kelch
Auf dieser Lrde Stätten —:
Uns drückt ein doppelt schweres Joch
Und doppelt schwere Ketten.
So weit ob unfern Häuptern ihre Bahnen
In Himmelshöh'n die lichten Sterne gehn.
Lind, ob auch hadernd, Lnkel gleicher Ahnen,
Die mühlos ernten und die mühvoll sä'n.
Und Zagen haben sie, bei deren Schalle
Tas Herz in Beider Busen höher schlägt.
Und Schulter stehn an Schulter auf dem Walle
Sie, wenn ins Land der Heind die Waffen trägt.
Nichts thut so weh als fremde Haust
Auf dieser Lrde Stätten —:
Uns drückt ein doppelt schweres Joch
Und doppelt schwere Ketten.
viel härter fällt der Hieb auf fremde Rippe,
Und schmerzlicher von fremder Hand ist er.
Nur furchtsam geht das Wort uns von der Lippe,
Haßt unsre Sprache doch der fremde Herr.
Mit Hohn verfolgt er unsres Herzens Glauben
Und Sünde scheint uns, was ihm heilig gilt.
Des Blutes Stimme möchte er uns rauben.
Der Ahnen Zage und der Väter Schild.
So grausam ist kein Hrohndienst sonst
Auf dieser Lrde Stätten —:
Uns drückt ein fremdes schweres Joch
Und fremde schwere Ketten.
Beilage zum „wahren Iacob" Nr. 28715, s8S7.
! .K des wahren Iacob M
Lieöer eines Sklaven.
von ZWatopluk Lech.
Freie Uebertragung ins Deutsche von Jan Ikoutek.
hoffnungslos.
I.
Nun durchbrich der Lipps Schranken,
Sturm, der meinen Busen schwellt!
Brecht hervor, ihr Zorngedanken,
Wie von jähem Blitz erhellt!
Töne stärker, meine Leier,
Töne in des Hasses Heuer,
Vis die Saite grimmvoll gellt!
Ach, es sind dem Schoß der Musen
Meine Lieder nicht entkeimt.
Richt durchwärmt von Mädchens Busen,
Das an meinem hold geträumt;
In gequältem Haupte trieben
Sie empor, als unter Hieben
Roher Haust mein Blut geschäumt.
So, aus Seufzern, Zorn und Galle,
Schuf sie eines Sklaven Sohn,
Als die theuern Brüder alle
Litten unter harter Hrohn,
Als er, knirschend mit den Zähnen,
Seiner Lieben Eual und Thränen
Sah und ach! des Schergen Hohn.
All' mein Singen, all' mein Lagen
Hindet schwerlich eure Gunst;
Des Gequälten rauhen Klagen
Mangelt Schönheit, mangelt Kunst;
Denn aus seichtem Alltagsleben
Soll der Sänger aufwärts streben,
Haupt und Herz voll Sonnenbrunst.
Aber ich! Lin Knecht in Ketten
Singt von Ketten um sich her.
Wer da steht auf öden Stätten,
Dem fällt frohes Lingen schwer.
Glück und Stille soll ich loben.
Da ich steh' im Lturmestoben?
Rimmermehr, o nimmermehr!
ii.
Der Sänger.
Wenn der Abend milde Düfte
Kühlend her vom Meere trägt.
Rauscht durch dis erfrischten Lüfte
Ahnung, die das Herz bewegt;
Durch die Blätter, durch die braunen,
Läuselt's dann wie Zagen bang.
Lhor der Sklaven.
Welch' ein Hlüstern, welch' ein Raunen!
Horcht! das ist der Geister Zang!
Der Sänger.
Laßt euch dieses Vlätterrauschen
Deuten, die ihr traurig seid!
Laßt uns ihm mit Andacht lauschen.
Als dem Lcho jener Zeit,
Da in dieses Haines Schatten
Noch ein freies Volk geweilt!
Lhor der Sklaven.
Da wir noch die Hreiheit hatten
Ach! die Zeit ist längst enteilt!
Der Sänger.
Ja, die Zeit, sie floh von dannen.
Da noch frei war unser Land,
Da wir noch als starke Mannen
Schützten gegen Heindeshand,
Siegreich in der weiten Runde,
Unfern Herd und unsre Lhr'.
Lhor der Sklaven.
Wie im Traume wogt die Kunde
Aus entlegnen Zeiten her.
Der Sänger.
Unsre Hreiheit, unsre Lhre
Lebte noch und unser Ruhm,
LH' die Zwietracht, die Megäre,
Uns gestürzt ins Lklaventhum,
LH' uns konnte niederbeugen
Hremde List und fremde Haust.
Lhor der Sklaven.
Still! Die alten Zagen schweigen
Heute, da die Knute saust!
m.
Der lieblos über unserm dunklen Leben
Mit rauher Hand die Riemenpeitsche führt.
Wir sind ihm ohne Gnade preisgegeben
Ihm bleibt die harte Seele ungerührt.
Nur Knechte seiner Lüste sind wir Armen,
Nur ihm zum Nutzen, wie das liebe Rind.
Lhor der Sklaven.
Mit unsrer Pein fühlt keine Brust Lrbarmen —
Weh', daß wir Sklaven sind!
Der Sänger.
„Ich bin der Herr, und ihr seid das Gesinde",
Spricht der Tyrann, „euch ziemet Arbeit nur.
Drum plagt euch baß, daß ich mich wohl befinde!
Denn wer mir dient, ist meine Kreatur,
Und was ich noch so Hartes ihm befehle,
Lr sei in Demuth und Gehorsam blind!
Lhor der Sklaven.
Scharf schneidet dieses Wort uns in die Seele.
Weh', daß wir Sklaven sind!
Der Sänger.
Nichts ließ uns, der die Welt als sein erachtet;
Hür ihn bethau't den Acker unser Schweiß;
Was unser Recht heißt, ist, bei Licht betrachtet,
Zein vortheil nur, gemacht auf sein Geheiß.
Die Rechte sind nur für die Herr'n der Lrde,
Die Pflichten einzig da für das Gesind'.
Lhor der Sklaven.
Sie sind die Hirten, aber wir die Herde -
Weh', daß wir Sklaven sind!
IV.
So weit die Molken um die Lrde fahren.
Auf Herren regnen sie und Knechte nur.
Hrüh starb das Recht — das Unrecht kommt
zu Jahren,
Und schnödes Vorrecht praßt auf fetter Hlur.
Schier zahllos sind sie, wie der Sand am Meere,
Die hilflos schmachten in der Niedrigkeit
Und in des Herrendienstes Wucht und Schwere
Nach Rettung rufen aus der Knechtschaft Leid.
So bitter ist kein andrer Kelch
Auf dieser Lrde Stätten —:
Uns drückt ein doppelt schweres Joch
Und doppelt schwere Ketten.
So weit ob unfern Häuptern ihre Bahnen
In Himmelshöh'n die lichten Sterne gehn.
Lind, ob auch hadernd, Lnkel gleicher Ahnen,
Die mühlos ernten und die mühvoll sä'n.
Und Zagen haben sie, bei deren Schalle
Tas Herz in Beider Busen höher schlägt.
Und Schulter stehn an Schulter auf dem Walle
Sie, wenn ins Land der Heind die Waffen trägt.
Nichts thut so weh als fremde Haust
Auf dieser Lrde Stätten —:
Uns drückt ein doppelt schweres Joch
Und doppelt schwere Ketten.
viel härter fällt der Hieb auf fremde Rippe,
Und schmerzlicher von fremder Hand ist er.
Nur furchtsam geht das Wort uns von der Lippe,
Haßt unsre Sprache doch der fremde Herr.
Mit Hohn verfolgt er unsres Herzens Glauben
Und Sünde scheint uns, was ihm heilig gilt.
Des Blutes Stimme möchte er uns rauben.
Der Ahnen Zage und der Väter Schild.
So grausam ist kein Hrohndienst sonst
Auf dieser Lrde Stätten —:
Uns drückt ein fremdes schweres Joch
Und fremde schwere Ketten.
Beilage zum „wahren Iacob" Nr. 28715, s8S7.