Gruß an den Warteltag zu Hamburg.
Menn hell der Margensonne Flaniinenglurh
Durchbricht deS nachtumflorten Nebels Grauen,
Wie wird es da so freudig uns Zu Mllth,
Wir glauben neubcrjüngt die Welt zu schauen.
And wenn in trüber uicheilschwang'rer Leit
Der Lulrunft Heerbann muthig tritt zusammen.
Der Macht der Fmstermsz zu blinden Streit
Wir grüszen ihn mit der Wegeist'rnng Flammen.
Wir grüszen, Parlament der Arbeit, dich.
Das ZU dem Werb der Freiheit sich vereinet
An alten Hamburg, treu und brüderlich.
Wir glauben, dasz ein guter Stern dir scheinet.
Dies Hamburg, das im stolzen Hansabund
Dem Kitterthume einst die Stirn geboten,
Es thut noch heut'als Freiheitshort sich bund:
Ein uneinnehmbar Vollwerb ist's der Kothen.
Der rechte Grt ist's-, bor der neuen Wahl
Der Proletarier Ltricgsrath abzuhalten;
Der Amber Schaar erhebt sich dieses Mal
So frech, wie in der Hansazeit, der alten.
And zu befreien gilt es drum das Tand
Vom Kitter- und vom Kauberthum, dem grimmen.
Es sei geschmettert nieder in den Sand
Von Millionen Proletarierstimmen.
Kein andrer Feind sei dabei unterschätzt
Es steht ja gegen uns die Welt in Waffen!
Fürs Kapital der Stumm sein Messer wetzt.
Mit Acht und Wann belegen uns die Pfaffen.
Da gilt es, ernster Arbeit sich zu weih'n.
And reichen Opfermut!) gilt's zu bewähren.
Damit der Kothen bampfgestählte Keih'n
Mit neuen Siegen häufen neue Ehren.
Wir sehen frohgcmuth ans Werb euch gehn,
Mr Abgesandte aller deutschen Gauen,
In Mord und Süd die Massen zu euch stehn.
Euch gilt des Volbes Hoffen und Vertrauen.
Es bennt das Vollr die alten Kämpen gut.
Die immerdar für Kecht und Freiheit wachten.
Die nie sich beugten vor der Feinde Wuth,
Die die Partei geführt in hundert Schlachten.
So schreiten wiederum wir bühn voran.
Die Wrust geschwellt von frohem Siegesahnen,
Schon weicht der Finsternisse schwarzer Wann,
Schon weht der Morgenwind um unsre Fahnen.
Wenn eine neue Leit heran uns bricht.
Wer ist es, der ihr Widerstand dann böte?
Wir sehen hoffnungsfreudig schon ihr Licht —
Des bommenden Jahrhunderts Margenrothe, m. u.
Aus dem „nördlichen Velagerungsgeöiet"
Die Parteigenossen in Deutschland werden
es sicherlich nicht ungern sehen, daß wir einige
„Erinnerungen" ans der sozialistengesetzlichen
Zeit hervorsuchen, um das Andenken daran
bei den älteren Genossen wieder aufzufrischeu
und den Jungen einen gesunden Haß einzu-
flößen gegen Alles, was für eine polizeiliche
Unterdrückung der Arbeiterklasse schwärmt.
Und an Reaktionären giebt's in Deutschland
nicht wenig. Das mit knapper Majorität ins
Wasser gefallene preußische kleine Sozialisten-
gesetz legt davon ein beredtes Zeugniß ab.
Wir leiten die Darstellung mit dem
„Städtebild Hamburg-Altona" ein. Ferner
bringen wir das sacsimilirte Verbot des
„Hamburg-Altonaer Volksblattes" (die erste
Nummer erschien am 3. Oktober 1875), dessen
Fortsetzungen, die „Gerichtszeitung" und die
„Bürgerzeitung", gleichfalls dem Verbot ver-
fielen, während das „Hamburger Echo" sich in
die neue Zeit hinübergerettet und als Erbin
seiner Vorgängerinnen siegreich das Feld be-
hauptet hat. Das „Hamburger Echo" ist nächst
dem „Vorwärts" das am meisten gelesene
sozialdemokratische Tageblatt in Deutschland
und erfreut sich bei den Parteigenossen in
Hamburg, Altona, Ottensen, Wandsbeck und
Umgebung wohlverdienter Sympathie.
Das Bild, „das Hamburger Wappen",
ist den: „Wahren Jacob" entnommen und
zwar der letzten Nummer, die vor der Ver-
hänguug des „Kleinen" erschienen ist. Redak-
teur und Verleger wollten den munteren
Jungen nicht auf den Opferstein der Polizei
legen, sie stellten das Erscheinen des Blattes
ein. Drei Jahre später wurde es zu neuem
Leben erweckt und ist jetzt der Hausfreund
geworden bei Jung und Alt; wo es Sozial-
demokraten giebt, da ist der „Wahre Jacob"
mitten unter ihnen.
Auch dürfte ein gleichfalls facsimilirtes
Ausweisungs-Dekret (ausgestellt von dem
Polizeichef der freien und Hansestadt Ham-
burg) interessiren, und ebenso das Verbot
des in Hamburg erschienenen „Jllustrirten
Untcrhaltungsblattes für das Volk". Das
Verbot ist geradezu typisch für Alles, was
der deutsche Staatsbürger in der Zeit des
Sozialistengesetzes nicht schreiben, lesen und
denken durfte.
Die Verbote hatten auch noch eine böse
Begleiterscheinung. In dem betreffenden
Unterhaltnngsblatt war z. B. ein umfassen-
der Roman „Viktoria" von Minna Kantsky
etwa zur Hälfte abgedruckt. Nach dem Ver-
bot durfte der zweite Theil in Deutschland
nicht publizirt werden, da er wegen Fort-
setzung eines verbotenen Blattes verfolgt
worden wäre. Die Leser, die Verfasserin
und ebenso der Verleger hatten in diesem
Falle das Nachsehen. Durch das Verbot
war ein sehr bedeutender literarischer Werth
vernichtet, obwohl es wahrscheinlich gar nicht
in der Absicht der verbietenden Behörde ge-
legen haben mag, auch den Roman zu treffen.
Der Z 19 des Sozialistengesetzes ließ keine
andere Deutung zu und so hieß es: Mit
gefangen, mit gehangen.
Neben dem Porträt Geibs bringen wir
in dieser Erinnerungs-Nummer auch die Por-
träts von Theodor Jork und Johannes
Wed de. Alle drei haben sich um die Ent-
wicklung der Sozialdemokratie in Deutsch-
land im Allgemeinen und um die in Ham-
burg-Altona speziell große Verdienste er-
worben. Sie ruhen auf Hamburger Kirch-
höfen. Ihre Gräber werdcn von den Partei-
genossen in liebevollster Weise gepflegt und
geschmückt. Näheres über Theodor Jork
finden unsere Leser im „Wahren Jacob"
Nr. 107 und über Johannes Wedde in dem
„Neue Welt-Kalender" von 1891.
Indem wir uns von unseren freundlichen
Lesern hiermit verabschieden, wünschen wir
Beilage zum „wahren Jacob" Br. 29220, ^897.,