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https://doi.org/10.11588/diglit.6610#0276
2618
Nus dem „gemüthlichen" Wien.
vr. Wolf.
Abrabamowitsch, Präsident.
vr. Lecher.
Lueger.
Rarmarsch, Vizepräsident.
Die in der Geschichte des Parlamentarismus unerhörten Vor-
gänge, wie sie sich im österreichischen Reichsrath in Wien abspielten,
haben endlich zur Katastrophe geführt. Die oppositionellen Ele-
mente besiegten das reaktionäre Kabinett des Polen Badeni, es
mußte seinen Rücktritt erklären. Und wer gerecht sein will, muß
eingestehen, daß von den oppositionellen Elementen allein die Sozial-
demokratie für diesmal das Bischen Freiheit, was das öster-
reichische Verfassungsleben noch besitzt, gerettet hat. Wohl ver-
suchte man, das polnisch-czechische Reaktionsungethüm todt zu trom-
meln, todt zu pfeifen, todt zu schimpfen, auch todt zu reden —
ein rechter Erfolg wollte sich nicht einstellen; erst dann, als das
durchtriebene Präsidium Abrahamowitsch-Karmarsch durch den Grafen
Falkenhayn (den „Mörder und Bluthund von Ostrau", wie ihn
der Abgeordnete Wolf titulirte), einen Staatsstreich inszenirte, in-
dem dieser eine neue Geschäftsordnung einbrachte, die von der pol-
nisch-czechischen Majorität in völlig gesetzwidriger Weise angenommen
wurde, kam „Leben in die Bude". Im ersten Augenblick wollten
die Oppositionsparteien unter Protest aus dem Parlament aus-
treten, aber die Sozialdemokraten beschlossen anders. Sie brachten
die Sache zur Entscheidung und führten den Fall des Kabinetts
Badeni herbei. Aber unter welchen Umständen! Sie prügelten
das Präsidium buchstäblich aus dem Saal hinaus, wobei sie selbst
war da. Ganz Wien kam auf die Beine, die Situation ward immer
drohender, so daß der Krone schließlich kein anderer Weg mehr-
übrig blieb, als den verhaßten Badeni zu entlassen. Diesen Sieg
können die sozialdemokratischen Abgeordneten ausschließlich auf ihr
im österreichischen Neichsrath nebst kurzen Biographien, heute
bringen wir noch die Porträts der Abgeordneten I)r. Wolf, des
Dauerredners vr. Lecher, die von Schönerer und Lueger, sowie die
der beiden sauberen Präsidenten Abrahamowitsch und Karmarsch.
Es kann nicht schaden, wenn wir diesen Brüdern einmal ins Ge-
sicht sehen.
Wir können uns mit weiteren Darstellungen der österreichischen
heiterung unserer Leser anfügen.
Geßmann (zu Schönerer): Bordellvater! Schweig!
Gregorig: Besoffener Kuppler, hinaus!
Bielohlawek: Schmul, Löb, Kohn, Kälberjude!
Lueger (zu Schönerer): Schurke! Du bist ehrlos vom Scheitel
bis zur Sohle.
Gregorig: Haderlump! Halt Dein Maul!
Strobach: Ruhig, Schandbube!
Schneider: Vier Lausbuben-Partei.
Heeger (zu Groß):. Sie sind der größte Lügner Oesterreichs.
Groß: Hochverräther seid Ihr Alle, an den Laternenpfahl ge-
hört Ihr! Sie haben kein Ehrgefühl!
Jarosiewicz (zu Heeger): Sie sind ein Mörder!
Lecher: Schuft, Schuft, Schuft! Hochverräther!
Größl: Polnische Gauner seid Ihr! Hinaus mit dem Juden!
Pommer (zu Jarosiewicz): Sie Mörder des Parlaments!
Hinaus mit Ihnen!
Größl: Wir verachten Sie!
Pfersche (zu Rohling): Sie alter, ehrvergessener Armenier,
Sie Hund!
Bielohlawek: Elender Schandbub, Lausbub, Kognaksaufer!
Lueger (zu Wolf): Sie sind ein Gassenjunge! Sie haben
keine Ehre mehr im Leib. Ins Irrenhaus gehört Ihr!
Strobach (zu Wolf): Schandbube! Dir gehören Ohrfeigen, wir
werfen Dich hinaus.
Lueger (zu Wolf): Sie sind ein persönlich ehrloser Gassenjunge.
Pattai (zu Wolf): Wir hauen, wenn Sie nicht still sind, dann
giebt's direkt Hiebe!
Strobach: Judenknecht!
Holansky: Die Zwangsjacke für ihn!
Bielohlawek: Ehrenwort-Wolf! Schandkerl, Schmul, Löb, Kohn!
Deine Großmutter ist auf dem Misthaufen erzeugt worden! Sie Judas!
Lueger: Schandbuben, ruhig! Gewaltthätiger Kerl!
Schneider': Bordellritter! Gassenjungen!
Lueger: Diese Buben!
Wolf: Euch achte ich so wenig wie den Koth auf der Straße!
Geßmann (zu Wolf): Elender Lausbub, Du infamer!
Wolf (zu Lueger): Der Gaukler von Wien hat gesprochen.
Wedral (zu Wolf): Sie sind der größte Gaukler. Schämen
Sie sich!
Lueger (zu Schönerer): Die Partei der Ehrlosen soll schweigen.
Gregorig (zu Lueger): Vordellritter, sei ruhig!
Schönerer (zu Lueger): Politischer Hanswurst, Maul halten.
Lueger (zu Schönerer): Ruhig, Schandbube!
Schönerer (zu Lueger): Politischer Hanswurst!
Ritter v. Troll (zu Lueger): Der größte Hanswurst selber.
Prochazka: Besoffener Hanswurst.
Ritter v. Troll: Er ist ja besoffen! Wie viel Glasel Kognak
haben Sie heute schon gesoffen?
Steiner: Ruhig, die Zwangsjacke!
Schönerer: Politische Lumperei!
Lueger (zu Wolf): Gassenjunge!
v. Troll: Hier ist eine Menagerie; sie haben Hunger, die
Bestien!
Lueger: Vaterlandsverräther, Halunken, frecher Gassenjunge.
Bielohlawek (zu Lueger): Ehrloser Schuft! Landesverräther!
Lueger: Schämt Euch, daß Ihr unter dem Kommando eines
Schönerer steht.
Schönerer: Sie sind vom Galgen gefallen!
Lecher: Wir Alle sind Scheißkerle ... die Sozialdemokraten
allein sind Männer!
Kejtgescheirke aus Kietz' Kerlag.
ÄrWrahlen der Poesie.
Gedicht-Zammlung.
Ausgewählt von Max riegel.
Illustrirt von Gtts Lmil Lau.
In rlcg. prachibd. mik Goldsch. W. 3.50.
Lieder eines Waren.
Von
Swatoxluk Lech.
Freie Uebertragung ins Deutsche
von
Za» Koutck.
Illustrirt von tz. 8. Ientzsch.
Preis elegant gebunden M. 3.—
Ä.US
ÄampsgkwM und Linsamkeil
Gedichte
von
Robert Seidel
Redakteur der „Arbeiterstimme" in Zürich.
Dritte Auflage.
Preis elegant broschirt M. t.—
Deutsche Meiter-Dichtung.
Äine Auswahl
bieder und Gedichte deutscher Proletarier.
1. Band. Gedichte von W. Kasenclever,
K. E. Ixoßmk und Avotpg Lcpp.
2. Band. Gedichte von Zakoö Andorf.
3. Band. Gedichte von einem Namenlosen.
4. Band. Gedichte von Max Kegel.
5. Band. Gedichte von Andreas Zcheu.
Preis pro Vanb cleg. gebd. M. 1.—
Mttlaöurrg ?um Abonnement.
Guts Romane in hübscher Ausstattung mit
wirklich künstlerischen Illustrationen zu billigen,
Preise liefert unsere nunmehr um die Hülst- ver-
größerte und weiter verbesserte
Issustrirte iRommibibllothek
In §rmn Itmidm
in Wochengeftcn zu 10 Z)fg.
Jedes Heft ist illustrirt und bringt 24 Seiten
Nomantext und 2 Seiten Kleines Feuilleton. In
Heft 1 des zweiten Jahrganges 1898 beginnt das
prächtig geschriebene Werk:
Michael Gaißmaper,
der Zöllner von Klausen.
Historischer Roman von I. v. wildenradt.
Künstlerisch illustrirt von L. M. Lilien-Nünchen.
Es ist ein Tendenzroman im besten Sinne des
Wortes, der das Interesse von Jung und Alt er-
regen, die Herzen der Frauen erschüttern, ihren
lebhaften Sinn wider alles Unrecht empören, ihr
Wissen bereichern wird.
Die Illustrationen sind meisterhaft in der Holz-
schnittmanier jener Zeit gezeichnet, in historischer
Treue nach genauen Studien. Künstlerische Kopf-
leisten am Beginn der Kapitel, sowie Vollbilder zum
Text gestalten das Buch zu einer Zierde für jedes Haus,
zu einem künstlerischen Schmuck für jede Bibliothek.
Jede Woche erscheint ein Heft zu 10 Pfennig,
jedes Heft ist illustrirt, bringt außer 24 Seiten Roman
auch noch je eine kleine Novellette oder Skizze, histo-
rische, kulturhistorische und feuilletonistische Notizen,
sowie eine humoristische Ecke.
Jeder Kolporteur, jede Buchhandlung, jeder
Zeitungsspediteur, jede Postanstalt (Postzeitungs-
katalog für 1898 Nr. 3612) nimmt Bestellungen an,
Buchhandlung Vorwärts.
Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag von I. H. W. Dietz Nachf. (G. m. b. H.) in Stuttgart.
Nus dem „gemüthlichen" Wien.
vr. Wolf.
Abrabamowitsch, Präsident.
vr. Lecher.
Lueger.
Rarmarsch, Vizepräsident.
Die in der Geschichte des Parlamentarismus unerhörten Vor-
gänge, wie sie sich im österreichischen Reichsrath in Wien abspielten,
haben endlich zur Katastrophe geführt. Die oppositionellen Ele-
mente besiegten das reaktionäre Kabinett des Polen Badeni, es
mußte seinen Rücktritt erklären. Und wer gerecht sein will, muß
eingestehen, daß von den oppositionellen Elementen allein die Sozial-
demokratie für diesmal das Bischen Freiheit, was das öster-
reichische Verfassungsleben noch besitzt, gerettet hat. Wohl ver-
suchte man, das polnisch-czechische Reaktionsungethüm todt zu trom-
meln, todt zu pfeifen, todt zu schimpfen, auch todt zu reden —
ein rechter Erfolg wollte sich nicht einstellen; erst dann, als das
durchtriebene Präsidium Abrahamowitsch-Karmarsch durch den Grafen
Falkenhayn (den „Mörder und Bluthund von Ostrau", wie ihn
der Abgeordnete Wolf titulirte), einen Staatsstreich inszenirte, in-
dem dieser eine neue Geschäftsordnung einbrachte, die von der pol-
nisch-czechischen Majorität in völlig gesetzwidriger Weise angenommen
wurde, kam „Leben in die Bude". Im ersten Augenblick wollten
die Oppositionsparteien unter Protest aus dem Parlament aus-
treten, aber die Sozialdemokraten beschlossen anders. Sie brachten
die Sache zur Entscheidung und führten den Fall des Kabinetts
Badeni herbei. Aber unter welchen Umständen! Sie prügelten
das Präsidium buchstäblich aus dem Saal hinaus, wobei sie selbst
war da. Ganz Wien kam auf die Beine, die Situation ward immer
drohender, so daß der Krone schließlich kein anderer Weg mehr-
übrig blieb, als den verhaßten Badeni zu entlassen. Diesen Sieg
können die sozialdemokratischen Abgeordneten ausschließlich auf ihr
im österreichischen Neichsrath nebst kurzen Biographien, heute
bringen wir noch die Porträts der Abgeordneten I)r. Wolf, des
Dauerredners vr. Lecher, die von Schönerer und Lueger, sowie die
der beiden sauberen Präsidenten Abrahamowitsch und Karmarsch.
Es kann nicht schaden, wenn wir diesen Brüdern einmal ins Ge-
sicht sehen.
Wir können uns mit weiteren Darstellungen der österreichischen
heiterung unserer Leser anfügen.
Geßmann (zu Schönerer): Bordellvater! Schweig!
Gregorig: Besoffener Kuppler, hinaus!
Bielohlawek: Schmul, Löb, Kohn, Kälberjude!
Lueger (zu Schönerer): Schurke! Du bist ehrlos vom Scheitel
bis zur Sohle.
Gregorig: Haderlump! Halt Dein Maul!
Strobach: Ruhig, Schandbube!
Schneider: Vier Lausbuben-Partei.
Heeger (zu Groß):. Sie sind der größte Lügner Oesterreichs.
Groß: Hochverräther seid Ihr Alle, an den Laternenpfahl ge-
hört Ihr! Sie haben kein Ehrgefühl!
Jarosiewicz (zu Heeger): Sie sind ein Mörder!
Lecher: Schuft, Schuft, Schuft! Hochverräther!
Größl: Polnische Gauner seid Ihr! Hinaus mit dem Juden!
Pommer (zu Jarosiewicz): Sie Mörder des Parlaments!
Hinaus mit Ihnen!
Größl: Wir verachten Sie!
Pfersche (zu Rohling): Sie alter, ehrvergessener Armenier,
Sie Hund!
Bielohlawek: Elender Schandbub, Lausbub, Kognaksaufer!
Lueger (zu Wolf): Sie sind ein Gassenjunge! Sie haben
keine Ehre mehr im Leib. Ins Irrenhaus gehört Ihr!
Strobach (zu Wolf): Schandbube! Dir gehören Ohrfeigen, wir
werfen Dich hinaus.
Lueger (zu Wolf): Sie sind ein persönlich ehrloser Gassenjunge.
Pattai (zu Wolf): Wir hauen, wenn Sie nicht still sind, dann
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Strobach: Judenknecht!
Holansky: Die Zwangsjacke für ihn!
Bielohlawek: Ehrenwort-Wolf! Schandkerl, Schmul, Löb, Kohn!
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Lueger: Schandbuben, ruhig! Gewaltthätiger Kerl!
Schneider': Bordellritter! Gassenjungen!
Lueger: Diese Buben!
Wolf: Euch achte ich so wenig wie den Koth auf der Straße!
Geßmann (zu Wolf): Elender Lausbub, Du infamer!
Wolf (zu Lueger): Der Gaukler von Wien hat gesprochen.
Wedral (zu Wolf): Sie sind der größte Gaukler. Schämen
Sie sich!
Lueger (zu Schönerer): Die Partei der Ehrlosen soll schweigen.
Gregorig (zu Lueger): Vordellritter, sei ruhig!
Schönerer (zu Lueger): Politischer Hanswurst, Maul halten.
Lueger (zu Schönerer): Ruhig, Schandbube!
Schönerer (zu Lueger): Politischer Hanswurst!
Ritter v. Troll (zu Lueger): Der größte Hanswurst selber.
Prochazka: Besoffener Hanswurst.
Ritter v. Troll: Er ist ja besoffen! Wie viel Glasel Kognak
haben Sie heute schon gesoffen?
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Lueger: Schämt Euch, daß Ihr unter dem Kommando eines
Schönerer steht.
Schönerer: Sie sind vom Galgen gefallen!
Lecher: Wir Alle sind Scheißkerle ... die Sozialdemokraten
allein sind Männer!
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Ausgewählt von Max riegel.
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Swatoxluk Lech.
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Gedichte
von
Robert Seidel
Redakteur der „Arbeiterstimme" in Zürich.
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1. Band. Gedichte von W. Kasenclever,
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3. Band. Gedichte von einem Namenlosen.
4. Band. Gedichte von Max Kegel.
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Nomantext und 2 Seiten Kleines Feuilleton. In
Heft 1 des zweiten Jahrganges 1898 beginnt das
prächtig geschriebene Werk:
Michael Gaißmaper,
der Zöllner von Klausen.
Historischer Roman von I. v. wildenradt.
Künstlerisch illustrirt von L. M. Lilien-Nünchen.
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Wortes, der das Interesse von Jung und Alt er-
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rische, kulturhistorische und feuilletonistische Notizen,
sowie eine humoristische Ecke.
Jeder Kolporteur, jede Buchhandlung, jeder
Zeitungsspediteur, jede Postanstalt (Postzeitungs-
katalog für 1898 Nr. 3612) nimmt Bestellungen an,
Buchhandlung Vorwärts.
Verantwortlich für die Redaktion Georg Baßler in Stuttgart. — Druck und Verlag von I. H. W. Dietz Nachf. (G. m. b. H.) in Stuttgart.