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https://doi.org/10.11588/diglit.6610#0279
2621
Der christliche Janus?
1. Die Selbstsucht und der Edelsinn — einander schroff verneinen, —
jedoch der kluge Mann und Christ — weiß beide zu vereinen.
2. Abwechslungsweise spannet er — die Zwei vor seinen Wagen, —
sorgt zärtlich für sein Seelenheil, — doch auch für Herz und Magen.
3. Er läßt im Reich der Theorie — das Edle gerne walten; — im
Reich der Praxis darf dafür — zwanglos die Selbstsucht schalten.
4. Dem Edlen weiht er seinen Mund, — der Selbstsucht seine Thaten.
— Die krummen Wege wandelt er — und predigt den geraden.
5. Im Leben rücksichtslos, brutal, — in Reden honigseimisch. — So
ist zugleich auf Erden er, — sowie im Himmel heimisch.
6. Er hat ein doppeltes Gesicht, — wie Janus, Gott der Römer, —
und denkt: Gar schön ist ideal, — real doch ist bequemer.
7. Von Christenliebe, Biederkeit, — in Worten stets er träufelt, — im
Thun und Lassen aber ist — er tüchtig eingeteufelt.
8. Den letzten Tropfen preßt er aus — durch Lohnarbeit den Armen, —
und pfändet Schuldner, Miether kahl, — bar Schonung und Erbarmen.
9. „Geld macht nicht glücklich", ist sein Spruch, — „viel seliger ist Spenden
— als Nehmen"; doch sein höchstes Ziel: — Profit und Dividenden.
10. „Verächtlich", sagt er, „ist der Stolz, — der Mann gilt, nicht der Kittel",
— und macht sich nie mit Leuten gemein, — die ohne Titel und Diittel.
11. Moralisch runzelt er die Stirn — zum Börscnspekuliren, — und
fixt daneben insgeheim in faulen Staatspapieren.
12. Bewundernd preist er Christi Wort: — „Vergessen und Vergeben",—
schwärmt aber fürs Duell und steht — dem Feinde nach dem Leben.
13. Als Staatsmann spricht er: „Vertraue Gott, — dem Lenker über
den Sternen", — und kriegt Kanonen nicht genug, — Kriegsschiffe
und Kasernen.
14. Er liebt das Volk, und ist bereit, — so mit Gewalt als Ränken —
das Wahl-, Vereins-, Versammlungsrecht — zu rauben, zu beschränken.
15. In Liedern und Toasten oft — das Lob der Frau er kündigt,—
und stimmt, daß sie politisch sei — und rechtlich auch entmündigt.
* Janus, alter Nömergott mit zusammengewachsenem Doppelgesicht, nach vorwärts
und rückwärts schauend. Daher Gott des Jahresanfangs: Rückschau ins alte und Vorschau
ins neue Jahr. Nach ihm heißt der erste Monat Januar.
Hobelspähne.
Der Mehnert und der Ackermann,
Das sind zwei wackere Streiter,
Ihr Vorbild ist der gepanzerte Krebs, -
Der tapfere Rückwärtsschreiter.
Und welch' gewaltiges Thatenfeld
Erschließt sich diesen Recken!
Vielleicht, daß sie im Rückwärtsgehn
Den Nordpol noch entdecken.
Die Reichsregierung meint, die Milliarde,
welche sie für ihren Flottenplan braucht, könnte
ohne neue Steuern aus unseren laufenden Mit-
teln entnommen werden. Wenn wir so viel Geld
besitzen, dann sollten wir es lieber zur Hebung
der sozialen Lage des Volkes anwenden, denn es
ist ehrenvoller für eine Nation, weniger Nothleidende statt mehr
Schiffe zu haben. * » *
Durch einen Konflikt mit Chinesen
Laßt führen Euch nicht aufs Eis —
Daß die uns mit Seekrieg bedrohen,
Das macht mir Niemand weis.
Begründet kein besserer Vorwand
Den Flotten-Größenwahn,
Geb' ich zu der Schlachtcnflotte
Nicht einen Hobelspahn.
Es haben die „gemüthlichen Wiener"
Den Minister zum Teufel gejagt —
Das hätten die,„schncid'gen Berliner"
Doch nimmermehr gewagt.
Es sind schon viele närrische Dinge in der Welt geschehen, aber daß
die Polizei in einem Parlamcntssaale eine Wolfsjagd unternahm,
das blieb dem österreichischen Reichsrath vorbehalten, woselbst Polizisten
den Abgeordneten Wolf regelrecht jagten und fingen.
Endlich etwas Neues — nämlich ein neues Jahr tritt seine Herr-
schaft an und ich rufe deshalb der verehrlichen Leserschaft ein herzliches
„Prosit Neujahr!" zu. Ihr g^mer .
" Sage, Schreiner.
Baden:.
So wäre glücklich er denn abgefahren,
Mit Hinterlassung etliche:: Gestanks,
Der Polcnjunkcr, der Gesetz und Recht,
Wie es da hinten in Galizien Sitte,
Mit Füßen trat und der den guten Deutschen
Am Halse würgte, bis er schwarzblau ward.
Mit seinem Sturz kau: eine Episode
Zu jähem Abschluß, die ein schwarzes Blatt
In Oesterreichs und aller Parlamente
Geschichte füllen wird für immerdar.
Wer aber riß den gräflichen Polackcn
Mit starker Faust vom goldncn Stuhl der Macht
Und warf ihn nieder in der Straße Koth?
Die deutsche Obstruktion? Die Dauerredner
Vom Schlage Lechers? Schönerer und Wolf?
Die klerikal verseuchte schwarze Garde,
Vor der einher der große Judenfresser
Und Bürgermeister Lueger prahlend zieht?
Sie thaten, was sie konnten, doch vor solchen
Spaßhaften Mächten weicht ein Pole nicht,
Am wenigsten, wenn er Badem heißt.
Die Wendung kam erst in dem Augenblick,
Als sich des Volkes wirkliche Vertreter
Zur That entschlossen, als die braven Männer,
Die sich zunächst als Proletarier fühlen,
Dann erst als Deutsche, Tschechen oder Polen,
Die Führung nahmen in der Sturmkolonne.
Die Wendung kam erst in dem Augenblick,
Als man an ihnen sich mit plumpen Pfoten
Vergriffen hatte und das Pflaster Wiens
Vom dumpfen Massentritt der Bataillone
Zitternd erdröhnte, die das Volk gestellt;
Sie kam erst dann, als laut wie Donnergrollen
Das selbstbewußte Proletariat
Den Ruf erhob: „Fort mit dem frechen Polen,
Der cs gewagt, die Männer anzutasten,
Die in den Rcichsrath Oestreichs wir gesandt!"
Mit jedem andren Widerstande hätte
Der Pole aufgeräumt, der längst verlernt,
Scham zu empfinden, doch vor diesem Sturm,
Schon vor dem bloßen Drohen dieses Sturms
Brach, der ein Riese schien, als Vogelscheuche
Hilflos zusammen, und vor solchem Pack
Wird Oestreich bis auf Westres Ruhe haben.
Neue Stenern.
Die Idee, daß Jeder, der noch keinen Schieß-
prügel getragen hat, eine Wehrsteuer zahlen
soll, ist lukrativer, als sie scheint, und kann von
einen: Steuergenie, wie Herr Miquel es ist, ganz
bedenklich ausgebaut werden. Ist der grund-
legende Gedanke erst anerkannt, so kann es noch
heißen: Wer nicht bei der Flotte diente, zahlt eine
Flottenstcuer; wer nie durch einen Börsenkrach
geschädigt wurde, zahlt eine Krachsteuer; wer noch
niemals seine Nase erfror, zahlt eine Nasensteuer;
wer noch niemals unschuldig verurtheilt wurde,
zahlt eine Justizmordsteuer; wer keine Hühner-
augen hat, zahlt eine Hühneraugensteuer; wer die
„Norddeutsche Allgemeine Zeitung" nicht liest,
zahlt eine Lausersteuer; wer nicht schnupft, zahlt
eine Priscnsteucr; wer keinen Bartwuchs hat,
zahlt eine Bartstcuer, wozu bei Leuten mit aus-
reichenden: Kopfhaar noch eine Glatzcnsteucr
kommt; wer niemals zerrissene Hosen trägt, zahlt
eine Ahlwardtsteuer, und wer dem Miquel Oppo-
sition macht, zahlt eine Miquelsteuer.
Drryfus-Esterhaxu.
Die arme französische Republik
Hat Ruhe nicht einen Augenblick.
Kaum ist sie erst dein Panamasumpfe
Entronnen nist besudeltem Strumpfe,
So droht schon ein andres Unrathbecken
Ihr auch noch die Hosen zu beflecken.
-^77- Schnitzel,
Der Reichstag ist bereits in der „Auflösung"
begriffen. Hoffentlich ist der Kranke mit seinen
„letztwilligen Verfügungen" recht sparsam.
In dein Etat für das Reichsaint finden sich
hunderttausend Mark für die „Ausschmückung des
Reichstagsgebäudcs" angesctzt. Das sieht ja bald
aus, als wenn Stumm und Ahlwardt nicht
Zierden genug wären!
Will der Reichstag nicht auf den Leim gehen,
dann muß er halt — aus dem Leim gehen!
Die Nationalliberalen
Sind wieder in großen Qualen,
Denn schwärmen sie nicht für die Flotte,
Gehören sie einfach zur „Rotte".
Doch andernfalls voll Rührung
Ist hoffentlich die Regierung
Bei den Wahlen zu helfen erbötig.
Und sie haben's ja so nöthig!
Das Flottengesetz wurde bekanntlich zuerst in
einer Extra-Ausgabe des „Reichsanzeigers" ver-
öffentlicht. Dieses Blatt Papier kann uns noch
eine „Extra-Ausgabe" von einigen Millionen Mark
kosten. »
Dreifach ist der Schritt der Zeit:
Hinkend kommt der Fortschritt hergezogen,
Pfeilschnell kommt der Rückschritt angeflogen
Und der Stechschritt wunderbar gedeiht.
Wenn eine Marinevorlage durchgepeitscht wird,
so spüren — die Steuerträger die Schläge.
Beim Finanzministcr weiß man nie, ob er
einen „Voranschlag" oder einen Anschlag vor —
hat, auf die Taschen des Volkes!
Stets bekämpfen sie die Rothen mit den alten
Litaneien:
„Ihr zerstört, und nur allein sind staatserhaltende
Parteien!"
Junker, Pfaffen und so weiter, darin war't ihr
nie gespalten:
Gierig, unersättlich wollt ihr immer mehr vom
Staat erhalten!
zW" Den Neue Welt-Kalender für 1SSS (Preis 40 Pf.) hält unsere Expedition zum Jahresschluß bestens empfohlen. "WZ
Der christliche Janus?
1. Die Selbstsucht und der Edelsinn — einander schroff verneinen, —
jedoch der kluge Mann und Christ — weiß beide zu vereinen.
2. Abwechslungsweise spannet er — die Zwei vor seinen Wagen, —
sorgt zärtlich für sein Seelenheil, — doch auch für Herz und Magen.
3. Er läßt im Reich der Theorie — das Edle gerne walten; — im
Reich der Praxis darf dafür — zwanglos die Selbstsucht schalten.
4. Dem Edlen weiht er seinen Mund, — der Selbstsucht seine Thaten.
— Die krummen Wege wandelt er — und predigt den geraden.
5. Im Leben rücksichtslos, brutal, — in Reden honigseimisch. — So
ist zugleich auf Erden er, — sowie im Himmel heimisch.
6. Er hat ein doppeltes Gesicht, — wie Janus, Gott der Römer, —
und denkt: Gar schön ist ideal, — real doch ist bequemer.
7. Von Christenliebe, Biederkeit, — in Worten stets er träufelt, — im
Thun und Lassen aber ist — er tüchtig eingeteufelt.
8. Den letzten Tropfen preßt er aus — durch Lohnarbeit den Armen, —
und pfändet Schuldner, Miether kahl, — bar Schonung und Erbarmen.
9. „Geld macht nicht glücklich", ist sein Spruch, — „viel seliger ist Spenden
— als Nehmen"; doch sein höchstes Ziel: — Profit und Dividenden.
10. „Verächtlich", sagt er, „ist der Stolz, — der Mann gilt, nicht der Kittel",
— und macht sich nie mit Leuten gemein, — die ohne Titel und Diittel.
11. Moralisch runzelt er die Stirn — zum Börscnspekuliren, — und
fixt daneben insgeheim in faulen Staatspapieren.
12. Bewundernd preist er Christi Wort: — „Vergessen und Vergeben",—
schwärmt aber fürs Duell und steht — dem Feinde nach dem Leben.
13. Als Staatsmann spricht er: „Vertraue Gott, — dem Lenker über
den Sternen", — und kriegt Kanonen nicht genug, — Kriegsschiffe
und Kasernen.
14. Er liebt das Volk, und ist bereit, — so mit Gewalt als Ränken —
das Wahl-, Vereins-, Versammlungsrecht — zu rauben, zu beschränken.
15. In Liedern und Toasten oft — das Lob der Frau er kündigt,—
und stimmt, daß sie politisch sei — und rechtlich auch entmündigt.
* Janus, alter Nömergott mit zusammengewachsenem Doppelgesicht, nach vorwärts
und rückwärts schauend. Daher Gott des Jahresanfangs: Rückschau ins alte und Vorschau
ins neue Jahr. Nach ihm heißt der erste Monat Januar.
Hobelspähne.
Der Mehnert und der Ackermann,
Das sind zwei wackere Streiter,
Ihr Vorbild ist der gepanzerte Krebs, -
Der tapfere Rückwärtsschreiter.
Und welch' gewaltiges Thatenfeld
Erschließt sich diesen Recken!
Vielleicht, daß sie im Rückwärtsgehn
Den Nordpol noch entdecken.
Die Reichsregierung meint, die Milliarde,
welche sie für ihren Flottenplan braucht, könnte
ohne neue Steuern aus unseren laufenden Mit-
teln entnommen werden. Wenn wir so viel Geld
besitzen, dann sollten wir es lieber zur Hebung
der sozialen Lage des Volkes anwenden, denn es
ist ehrenvoller für eine Nation, weniger Nothleidende statt mehr
Schiffe zu haben. * » *
Durch einen Konflikt mit Chinesen
Laßt führen Euch nicht aufs Eis —
Daß die uns mit Seekrieg bedrohen,
Das macht mir Niemand weis.
Begründet kein besserer Vorwand
Den Flotten-Größenwahn,
Geb' ich zu der Schlachtcnflotte
Nicht einen Hobelspahn.
Es haben die „gemüthlichen Wiener"
Den Minister zum Teufel gejagt —
Das hätten die,„schncid'gen Berliner"
Doch nimmermehr gewagt.
Es sind schon viele närrische Dinge in der Welt geschehen, aber daß
die Polizei in einem Parlamcntssaale eine Wolfsjagd unternahm,
das blieb dem österreichischen Reichsrath vorbehalten, woselbst Polizisten
den Abgeordneten Wolf regelrecht jagten und fingen.
Endlich etwas Neues — nämlich ein neues Jahr tritt seine Herr-
schaft an und ich rufe deshalb der verehrlichen Leserschaft ein herzliches
„Prosit Neujahr!" zu. Ihr g^mer .
" Sage, Schreiner.
Baden:.
So wäre glücklich er denn abgefahren,
Mit Hinterlassung etliche:: Gestanks,
Der Polcnjunkcr, der Gesetz und Recht,
Wie es da hinten in Galizien Sitte,
Mit Füßen trat und der den guten Deutschen
Am Halse würgte, bis er schwarzblau ward.
Mit seinem Sturz kau: eine Episode
Zu jähem Abschluß, die ein schwarzes Blatt
In Oesterreichs und aller Parlamente
Geschichte füllen wird für immerdar.
Wer aber riß den gräflichen Polackcn
Mit starker Faust vom goldncn Stuhl der Macht
Und warf ihn nieder in der Straße Koth?
Die deutsche Obstruktion? Die Dauerredner
Vom Schlage Lechers? Schönerer und Wolf?
Die klerikal verseuchte schwarze Garde,
Vor der einher der große Judenfresser
Und Bürgermeister Lueger prahlend zieht?
Sie thaten, was sie konnten, doch vor solchen
Spaßhaften Mächten weicht ein Pole nicht,
Am wenigsten, wenn er Badem heißt.
Die Wendung kam erst in dem Augenblick,
Als sich des Volkes wirkliche Vertreter
Zur That entschlossen, als die braven Männer,
Die sich zunächst als Proletarier fühlen,
Dann erst als Deutsche, Tschechen oder Polen,
Die Führung nahmen in der Sturmkolonne.
Die Wendung kam erst in dem Augenblick,
Als man an ihnen sich mit plumpen Pfoten
Vergriffen hatte und das Pflaster Wiens
Vom dumpfen Massentritt der Bataillone
Zitternd erdröhnte, die das Volk gestellt;
Sie kam erst dann, als laut wie Donnergrollen
Das selbstbewußte Proletariat
Den Ruf erhob: „Fort mit dem frechen Polen,
Der cs gewagt, die Männer anzutasten,
Die in den Rcichsrath Oestreichs wir gesandt!"
Mit jedem andren Widerstande hätte
Der Pole aufgeräumt, der längst verlernt,
Scham zu empfinden, doch vor diesem Sturm,
Schon vor dem bloßen Drohen dieses Sturms
Brach, der ein Riese schien, als Vogelscheuche
Hilflos zusammen, und vor solchem Pack
Wird Oestreich bis auf Westres Ruhe haben.
Neue Stenern.
Die Idee, daß Jeder, der noch keinen Schieß-
prügel getragen hat, eine Wehrsteuer zahlen
soll, ist lukrativer, als sie scheint, und kann von
einen: Steuergenie, wie Herr Miquel es ist, ganz
bedenklich ausgebaut werden. Ist der grund-
legende Gedanke erst anerkannt, so kann es noch
heißen: Wer nicht bei der Flotte diente, zahlt eine
Flottenstcuer; wer nie durch einen Börsenkrach
geschädigt wurde, zahlt eine Krachsteuer; wer noch
niemals seine Nase erfror, zahlt eine Nasensteuer;
wer noch niemals unschuldig verurtheilt wurde,
zahlt eine Justizmordsteuer; wer keine Hühner-
augen hat, zahlt eine Hühneraugensteuer; wer die
„Norddeutsche Allgemeine Zeitung" nicht liest,
zahlt eine Lausersteuer; wer nicht schnupft, zahlt
eine Priscnsteucr; wer keinen Bartwuchs hat,
zahlt eine Bartstcuer, wozu bei Leuten mit aus-
reichenden: Kopfhaar noch eine Glatzcnsteucr
kommt; wer niemals zerrissene Hosen trägt, zahlt
eine Ahlwardtsteuer, und wer dem Miquel Oppo-
sition macht, zahlt eine Miquelsteuer.
Drryfus-Esterhaxu.
Die arme französische Republik
Hat Ruhe nicht einen Augenblick.
Kaum ist sie erst dein Panamasumpfe
Entronnen nist besudeltem Strumpfe,
So droht schon ein andres Unrathbecken
Ihr auch noch die Hosen zu beflecken.
-^77- Schnitzel,
Der Reichstag ist bereits in der „Auflösung"
begriffen. Hoffentlich ist der Kranke mit seinen
„letztwilligen Verfügungen" recht sparsam.
In dein Etat für das Reichsaint finden sich
hunderttausend Mark für die „Ausschmückung des
Reichstagsgebäudcs" angesctzt. Das sieht ja bald
aus, als wenn Stumm und Ahlwardt nicht
Zierden genug wären!
Will der Reichstag nicht auf den Leim gehen,
dann muß er halt — aus dem Leim gehen!
Die Nationalliberalen
Sind wieder in großen Qualen,
Denn schwärmen sie nicht für die Flotte,
Gehören sie einfach zur „Rotte".
Doch andernfalls voll Rührung
Ist hoffentlich die Regierung
Bei den Wahlen zu helfen erbötig.
Und sie haben's ja so nöthig!
Das Flottengesetz wurde bekanntlich zuerst in
einer Extra-Ausgabe des „Reichsanzeigers" ver-
öffentlicht. Dieses Blatt Papier kann uns noch
eine „Extra-Ausgabe" von einigen Millionen Mark
kosten. »
Dreifach ist der Schritt der Zeit:
Hinkend kommt der Fortschritt hergezogen,
Pfeilschnell kommt der Rückschritt angeflogen
Und der Stechschritt wunderbar gedeiht.
Wenn eine Marinevorlage durchgepeitscht wird,
so spüren — die Steuerträger die Schläge.
Beim Finanzministcr weiß man nie, ob er
einen „Voranschlag" oder einen Anschlag vor —
hat, auf die Taschen des Volkes!
Stets bekämpfen sie die Rothen mit den alten
Litaneien:
„Ihr zerstört, und nur allein sind staatserhaltende
Parteien!"
Junker, Pfaffen und so weiter, darin war't ihr
nie gespalten:
Gierig, unersättlich wollt ihr immer mehr vom
Staat erhalten!
zW" Den Neue Welt-Kalender für 1SSS (Preis 40 Pf.) hält unsere Expedition zum Jahresschluß bestens empfohlen. "WZ