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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Editor]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 17 (26. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0196
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DIE WELT KUNST

.Jahrg. V, Nr. 17 vom 26. April 1931

schönsten bewertet. Die Firma Flatow &
P r i e m e r hat sich ein Verdienst dadurch er-
worben, daß sie diese Reihe jeßf in Berlin
zur Ausstellung bringt. An Probeseiten, Titel-
blättern und Einbänden kann man sich ein
Urteil bilden. — Man denkt zunächst an Luxus-
drucke, wenn man von den „schönsten Bü-
chern“ hört. Und in der Tat haben sie den
Löwenanteil an dieser Schau. Es ist imposant,
ihre stolze Reihe vor sich zu sehen. Aber

neben den Luxusdrucken, vielfach großen,
anspruchsvollen Formates, liegen dann auch
Bücher, in denen eine weit einfachere Auf-
machung sich mit erlesener typographischer
Kunst verbindet, wie etwa in dem Leipziger
Akademie-Almanach für 1931. Und mit Ge-
nugtuung begrüßt man manche Volksausgabe,
etwa des Inselverlages, auf der durchaus ein
Abglanz der hochgesteigerten Buchkunst un-
serer Zeit ruht.

Krise der modernen Kunst

Die Wendung von der kritischen Lage der
modernen Kunst gehört seit einigen Jahren
zum Inventar der Zeitbetrachtungen. Es ist
aber noch niemals so recht gelungen, den Sinn
und den ürsprungsort dieser Krise aufzu-
weisen. Es scheint uns nützlich, die Aufmerk-
samkeit auf diese Frage zu lenken, und so ver-
öffentlichen wir gern die folgenden Ausführun-
gen von Herrn Dr. Alfred Gold, Berlin,
und Herrn Walter Bondy, in denen die
Lösung jener Frage auf verschiedenem Wege
versucht wird. Weitere Artikel über diesen
Fragenkomplex werden wir folgen lassen.
IlaL die Malerei noch
eine kulturelle Bedeutung?
Von Dr. Alfred Gold
Die „Weltkunst“ forderte mich auf, über
das jeßf so vielfältig durchgehechelte Thema
„Hat die Malerei heute noch eine kulturelle

mißgönnt es dem andern, wie in einer Ver-
sammlung von geschwäßigen Rednern, daß er
das Wort hat. Unter kultivierten Menschen,
obwohl ja auch die manchmal von Eitelkeit
und Ichsucht besessen sein sollen, mag das
nicht ganz so grob gemeint sein wie unter
Redewütigen, die sich das Wort abschneiden,
oder zumindest äußert es sich nicht so; aber
hinter manchen dieser Theorien und Philoso-
phien, die bald die eine, bald die andere
Kunst töten, hinter den anklagenden Verallge-
meinerungen verbirgt sich doch etwas sehr
Ähnliches. Die Erde zählt hunderte Millionen
von Menschen und, ich weiß nicht, wieviele
hunderte von geschmacklichen und beruflichen
Richtungen, und so sehr wir heute auch auf
unsere Universalität pochen mögen, wird die
eine Richtung (oder „Fakultät", wie Herr
Döblin sich ausdrückfe) sehr leicht nervös,
wenn eine andere sie zum Schweigen und Zu-
hören zwingt! Intoleranz, die sich nicht ein-


Nicolas Lancret, Musikstunde im Garten
Legon de musique dans le jardin — Music lesson in the garden
41 : 27 cm — Collection 'Baron F. M. Rosenorn-Lehn, Oreby
Versteigerung — Vente — Sale:
V. Winkel & Magnussen. Kopenhagen, 3. Juni 1931

Bedeutung?" hier noch einmal zu schreiben.
Ich kann der „Weltkunst“ nicht Nein sagen,
aber ich würde Herrn Döblin, wenn ich mit ihm
gut wäre, ernsthaft böse, wenn er mit seiner
hypertemperamentvollen, hinausgeschmetterten
Behauptung, die Malerei sei veraltet, zu einer
„Diskussion“ über diese, höchstens spaßhaft
aufzufassende Frage herausforderte. Ich
selber habe an einem Kampfabend der Ber-
liner Secession, über den in Nr. 16 der
„Weltkunst“ berichtet worden ist, eine Aus-
sprache darüber mit einem eindringlichen
Plaidoyer eingeleitet; ich würde heute, wo die
erste Hiße verraucht ist, anders sprechen. Auf
Kannegießereien ist es allerdings schwer, an-
ders als kannegießerisch zu antworten. Wer
so „originell“ ist, dem Selbstverständlichen zu
widersprechen, dem kann man auch beim
besten Willen nur mit Selbstverständlichkeiten
erwidern.
Ich glaube, das ganze Gerede von ver-
altender Kunst oder speziell Malerei kommt
von einem durchaus zu bekämpfenden Trieb
der Menschen her, ihrer Untoleranz. Einer

mal mehr ihrer selbst bewußt ist. Ein fran-
zösischer Menschenkritiker zitieite einmal als
Höhepunkt derartiger Gesinnung eine alte
Tischlerfamilie, in der kurz und einfach das
Wort galt: „Ceux gui ne travailleni pas le bois,
sont des fous!“ — Ob das nicht am Ende auch
die ganze geistige Grundlage des jeßigen
Streites ist?
Die Malerei kommt von den Malern her. Da
ihre Art der Betätigung nun einmal erfunden
ist, wird man wahrscheinlich durch keinerlei
Überredungskunst und kein Verbot der Erde
die Menschen, die ihre Lust daran finden, da-
von abhalten können, mit Pinseln und Farben
etwas zu sagen, was ihnen sagenswert er-
scheint. Solche Menschen werden immer wie-
der geboren, troß allen Enfwicklungsschlag-
worten, troß Amerikanismus oder Kommunis-
mus, und ebenso kommen immer wieder jene
lächerlichen atavistischen menschlichen Er-
scheinungen zur Welt, die sich so altmodisches
Zeug, wie gemalte Bilder, ansehen und unter
Umständen es sogar schön oder gar be-
zaubernd finden. In meinem Vortrage habe

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