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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 19 (10. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0224
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2

DIE WELT KUNST

Jahrg. V, Nr. 19 vom 10. Mai 1931

J. Pillement, Hubert Robert. Wichtiger sind
die Gemälde von Boilly, dann drei Bilder
von Fr. Boucher, von denen zwei aus
Rothschildschen Sammlungen stammen, ferner

Schall, einer der beliebtesten Schilderer des
galanten 18. Jahrhunderts, gefunden. In schar-
fem Kontrast hierzu die Hl. Familie vom
Meister des Todes Mariae.


Persischer Gebetsteppich, XVI. Jahrh.
Petit tapis de prieres, Perse, XVIe siede — Tapestry, Persia, XVIth Century, 78: 87 cm
Coll. Octave Homberg — Kat. Nr. 122
Versteigerung —■ Vente — Sale:
Paris, Galerie Georges Petit, Me F. Lair Dubreuil, MM. Feral, Catroux, Mannheim, Leman, Portier
3-—5- Juni 1931

Außergewöhnlich gut erscheinen Kastenmöbel.
So der Louis XV-Sekretär mit reichem
chinesischen Landschafts1- und Pflanzendekor,
eine mit Chinoiserien umzogene Kommode,
Ende Louis XV, schließlich zwei kleine Kom-
moden von Monfigny, Louis XVI und zwei
kleine Eckschränke mit Marketerie, Louis XVI.
In engster Nachbarschaft mit den Bildern
und Möbeln des 18. Jahrhunderts stand bei
Homberg eine Fülle von Kunstwerken des
Altertums. Ägypten, Griechenland, Rom
sind in einigen trefflichen Bronze- und Stein-
arbeiten vertreten.
Hervorragend ist die Kunst Persiens
repräsentiert. Faszinierend sind hier vor
allem die Fayence-Schalen aus Rhages,
XIII. Jahrh., auf denen die Künstler jener Zeit
Darstellungen aus dem Hofleben gemalt
halben. Ein besonders schönes Stück ist die
Moschee-Lampe des XV. Jahrhunderts (Nr. 82),
eine Fayence-Arbeit aus Damaskus, die
mehrfach in der Literatur erwähnt ist. — Ein
besonderes Glanzstück der Sammlung sind
die persischen Manuskripte und Minia-
turen — hervorragende Leistungen der
Maler in Ispahan und Täbris, die Homberg
mit großer Feinfühligkeit erworben hatte.
Außerordentlich eindrucksvoll sind hier die
Miniaturen des 13. und 16. Jahrhunderts zu
dem „Buch der Könige“ von Firdusi (Nr. 93
und 94). — Unter den Orientteppichen
sind die herrlichsten Stücke einige alte per-
sische Teppiche, vor allem ein kleiner Gebet-
teppich des 16. Jahrhunderts (Nr. 122), der
mit einem der schönsten gleichartigen Stücke
rivalisiert, das auf der Londoner Ausstellung
persischer Kunst zu sehen war, — wir repro-
duzieren ihn auf dieser Seite. Ein sehr be-
merkenswertes Stück ist ein gleichzeitiges
indopersisches Stück mit phantastischem
Tier- und Pflanzendekor (Nr. 123).
Auf europäischen Boden führen wieder die
Emailarbeiten zurück, vor allem eine

Limousiner Platte von einem Evangelien-
einband, mil der Darstellung der Kreuzigung
(Ende 12. Jahrh.), — dann Elfenbeine, be-
sonders Maria mit Kind (Ende 13. Jahrh-)-
Daran reihen sich Skulpturen und, wichtiger
und zahlreicher, Manuskripte von Stunden-
büchern mit Miniaturen aus dem 15. Jahr-
hundert. — Nun folgen einige hervorragende
europäische Tapisserien, unter denen eine
französische spätgotische Arbeit, 15. Jahrh-,
mit dem Bildnis einer Hofdame am exqui-
sitesten ist.
Ein umfangreiches Kapitel des Katalogs
ist O sf asi en , speziell China, gewidmet-
Freilich fehlt die Keramik der Frühzeit. Da-
für kommt die Plastik der Tang- und Sungzeii
umso reicher und vielfältiger zur Geltung:
Tierfiguren aus Stein und aus Bronze. Da-
neben Porzellanteller usw. der Kang-Hsi-
Epoche. Von besonderem Charme sind natur-
lieh die Jade-, Bergkristall-, Achat-, Lapis'
lazuli- und Türkis-Stücke, — Dokumente
hohen Geschmacks und größter Geschicklich-
keit. Dazu kommen Lackarbeiten, Emails,
schließlich skythisch-chinesische Bronze-
Ornamente.
überblickt man abschließend das ganze
Material, das die Auktion vorführen wird, so
überkommt den Mitteleuropäer ein Gefühl
leiser Melancholie. Gewiß: Meisfernamen sind
in dieser Sammlung selten und un-
vergleichliche Spißenleistungen fehlen,
aber das Ganze macht den Eindruck
einer außerordentlichen Gepflegtheit, wie es
nur auf Grund einer großen samm’lerischen
Feinfühligkeit1 im kunstreichsten Milieu der
Welt entstehen konnte, — und auf Grund
einer Finanzkraft, wie man sie heute mehr wie
je nur noch in Westeuropa anfrifft. Es ist
eine typische Pariser Auktion erster Ordnung,
für die wir als Gegenstück in Berlin nur etwa
die Sammlung Erich von Goldschmidt-Roth-
schild kennen.

Krise der modernen Kunst

Bildnisse von Corneille de Lyon (16. Jahrh.),
zwei Veduten von Guardi, ein Frauenbildnis
von Höppner usw. Eine besonders umfang-
reiche Repräsentation in 11 Bildern hat J.-Fr.

Inhalt Nr. 19
Sammlung Oct. Homberg (m. Abb.)' 1/2
»Krise der modernen Kunst«
Dr. H. W. L e i s e g a n g :
Der Siegeszug der technischen Künste . 2/3
Dr. F. Neugass: Der Pariser Sälen . . 3
A. M ü h s a m :
Das Schloß in Madrid als Museum .... 3
Auktionsvorberichte (m. 4 Abb.) . . . . 4,8,11
Auktions-Kalender . • • • • . • 5
Literatur — Kunst im Rundfunk. 7
Preisberichte. 7/8
Bibi. Kauffmann — Kupferstiche b. Hollstein
& Puppel —. Slg. W. v. Dirksen — Boerner-
Versteigerungen
Auktionsnachberichte (m. Abb.)';. ..... 8
Dr.'K. Pfister:
Ein neues Museum in München. 8
Neuaufstellung im Berliner Schloßmuseum . . 8
Ausstellungen (m. 2 Abb.). 9
Deutsche Akademie in Rom .— Franzosen in
Prag — Porzellanausstellung im Haag —
Pariser Kolonialausstellung
Dr. F. Neugass:
Prinz Eugen von Schweden (m. Abb.) . . 9
»Der Numismatiker«.10/11
Dr. A. Rossmann: Die Weltrevolution
im Geldwesen des neuen Ostens (m. 3 Abb.) 10
Dr. C. K ü t h m a nn , Museumsdirektor:
Die braunschweig-liineburgischen Münzen
und Medaillen .10/11
Ausstellungen der Woche . . . . 11
Nachrichten von überall — Unter Kollegen . 12

Zu dieser Sammlung von Gemälden
komm! hinzu eine kleine Anzahl von
Skulpturen des 18. Jahrhunderts. So
eine ausgezeichnete Terrakotta-Büste des
Ministers Turgof von J.-A. Houdon (1778), die
aus der Sammlung Paulme stammt. Dann
zwei kleine Terrakotta-Büsten von J. B.
Lemoyne, — eine signierte und datierte (1758)
lebensgroße Gipssfatue von Pajou, — eine
Venus- und Amor-Gruppe, Gips, die Pajou
zugeschrieben wird. Dazu kommen zwei
kleine Terrakotta-Reliefs, als deren Autor
Clodion angesehen wird, — eine Flora-
statuette, Terrakotta, wohl von Coysevox.
Prächtig ist die Auswahl von M ö b e 1 n und
Einrichtungsgegenständen des
18. Jahrhunderts. Außer Kronleuchtern,
Uhren usw. haben wir schöne Sitzmöbel
vor uns. So etwa ein Kanapee und acht
Sessel, deren Rücken- und Siißflächen mit
Tapisserien aus der Savonnerie-Manufaktur,
18. Jahrh., überzogen sind. Eine andere
Sesselserie, zwei gepolsterte Lehnsessel
und acht Sessel, zeigt Tapisserie-Bezüge aus
der Manufaktur von Beauvais, Mitte 18. Jahrh.
— Ein Ofenschirm aus der Epoche Louis XVI,
mit Beauvais-Tapisserie, stammt aus dem
Schlafzimmer der Prinzessin Salm.
Von schönster Qualität sind die Möbel.
So ein Louis XV-Schreibtisch mit schwarzem
und Gold-Lack, ein Louis XV-Bureau in der
gleichen Farbgebung, signiert von Dubois, ein
Louis XV-Schreibfisch mit Marketerie usw.

Im Anschluß an die Ausführungen in
Nr. 17 der „Weltkunst“ von Herrn Dr. Alfred
Gold über die aktuelle Bedeutung der Malerei
und Herrn Walter Bondy „Einige Worte
Kunstgeschichte“ bringen wir heute einen Bei-
trag von Herrn Dr. Herbert W. Leisegang
zur Diskussion über die moderne Kunstkrise,
ohne uns weder mit diesem noch mit den
früheren Aufsätzen identifizieren zu wollen.
Die Redaktion
Der Siegeszug
der technischen Künste
Von Dr. Herbert W. Leisegang
Symptomatisch: die Vordergründigkeit
der Photographie gegenüber der Ma-
lerei; symptomatisch: das Vordringen von
Rundfunk und Film auf Kosten der alten
theatralischen Idee; symptomatisch nicht zu-
letzt die wachsende Beliebtheit der Schall-
platte. Das ist keine zusammenhanglose
Aneinanderreihung von Beispielen; der sie-
gende Aufmarsch der modernen Kunstformen
Photographie, Rundfunk, Film1 und Schallplatte
zeigt vielmehr ein Programm, ein System,,
eine Weltanschauung. Die technische
Kunst verdrängt die lebende
Kunst!
Das eine hatten bisher alle aufeinander-
folgenden Zeiten gemein: Eine andere Form
der Handarbeitskunst verdrängte die
bestehende. Das ist heute nicht mehr der Fall.
Am deutlichsten erhellt sich die veränderte

Sachlage in der bildenden und, sagen wir nur
ruhig in der augenblicklich unpopulärsten
Kunst. Wir kennen die Sage von jenem mit'
ielalterlichen Heidenfürsten, dem beim An-
blick eines Heiligenbildes, das ihm alle späte'
ren Höllenqualen offenbarte, derart das Ent'
seßen in die Glieder gefahren sein soll, daß
er in die Knie sank und sich zum Christentum
bekehrte. Dies Heiligenbild dürfen wir Volks'
kunst im tiefsten, im lebendigsten Sinne
nennen. Heute haben wir den gegensäßlichen
Exfremzustand erreicht, wo Bilder in Galerien
vermodern. Dieser Zustand begann, als die
Kunst den Anschluß an das Leben verpaßte-
Er verschärfte sich, als die Maler immer noch
einer falsch verstandenen Romantik huldigten
und nicht bemerkten, daß sich ein neues Ge-
schlecht bereits mit technisch präzisen Le'
bensdingen beschäftigte. Da seßte die Kata-
strophe ein. Heute weiß der Maler, daß es
notwendiger ist, statt des einen feierlichen
Sonntags den Alltag darzustellen. Aber nun
nußt dieses Wissen nichts mehr. Die einmal
auseinandergerissene Verbindung von Leben
und Kunst konnte einen neuen Kunststil nich
entstehen lassen. Statt des einen Stils ent-
standen ein Dußend Experimentier-Stile; ihnen
ist es dann ja auch gelungen, die bildende
Kunst in volkstümlicher Hinsicht in den Ab-
grund der Bedeutungslosigkeit zu führen.
Gleichzeitig aber mit dieser Tendenz zum
Negativen entstand folgendes: Aus gänzlic*1
un künstlerischen Anfängen entwickelte

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