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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Editor]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 21 (24. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0256
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10

DIE WELTKUNST

Jahrg. V, Nr. 21 vorn 24. Mai 19|j:

weit entspricht, daß sie zur Norm erhoben
werden kann. Man ist noch beim Experimen-
tieren und wartet die Ergebnisse ab."
— „Es kommt aber doch nun vor, daß in
einzelnen Fällen, sagen wir bei einem Ledigen-
heim, der Architekt sich mit dem Verhältnis
des Einzelnen zur Gemeinschaft baulich aus-
einanderseljen mulj.“
„Ich verfolge, auch hier aus rein prak-
tischen Erwägungen, eine Kombination von
Räumen für Einzelne mit Gemeinschafts-
räumen. Da aus ökonomischen Gründen dem
Einzelnen notwendig nur wenig Raum zu-
gemessen werden kann, will ich das Raum-
quantum, das ich dem Einzelnen nehme, der
Gesamtheit der Wohnenden durch die Ge-
meinschaftsräume wiedergeben.".
Dr. K. K.

^Ausstellungen

Wiener Ausstellungen
In der Erwägung, daß bei der heutigen Ein-
stellung des Publikums Kunstausstellungen,
zumal solche moderner Kunst, nur eine ver-
hältnismäßig geringe Zahl von Besuchern an-
zulocken vermögen — eine Erkenntnis, die
auch in der in Heft 17 besprochenen Ausstel-
lung „Blume und Plastik“ zum Ausdruck
kam —, hat man in Wien für den Sommer
einige Ausstellungen von ausgesprochen kul-
turgeschichtlichem Charakter vorgesehen. So
ist im Hagenbund für Mitte Juni eine für
„Johann Strauß und seine Zeit“ bestimmte
Schau geplant, im Künstlerhaus eine dem
Körpersport gewidmete Ausstellung. Bloß die
Leitung der „Sezession" hat eine Schau von
rein künstlerischem Charakter im Sinn, indem
sie für den August die bereits in Berlin ge-
zeigte Ausstellung nordischer Karikaturisten
zu übernehmen beabsichtigt. P.
Walter Ladengast
Robert Pajer-Gartegen
Die Galerie J. Casper, Berlin,
bringt zwei Ausstellungen österreichischer
Künstler. Walter La den gast freilich ist
seit längerer Zeit Berliner, zeigt aber in
seinen Arbeiten noch
manches österreichi-
sche Erbgut, das be¬
sonders seiner Farb¬
gebung förderlich ist.
Inhaltlich freilich hat
seine Malerei einen
spezifisch deutschen
Charakter, — der ma߬
gebende Einfluß der
Richtung von P. Klee
usw. ist deutlich. Eine
sonderbare Mischung
von abgetönter Natur-
bezogenheit mit musi¬
kalischer Behandlungs¬
weise ergibt hier als
Resultat freilich mehr
Psychogramme als
veritable Kunstwerke,
von denen man doch
jeweils eine übersub¬
jektive Gültigkeit ver-
langt.
Reineres Wienertum
kommt in der größeren
Kollektion Dr. Robert
P a j e r-G a r legens,
des Vizepräsidenten
des Hagenbundes, zum
Ausdruck. Hier ist die
Wirklichkeit als solche
anerkannt, wenn sie auch in dekorativem
Sinne umgewandelt wird, — vielfach freilich
wird nur gleichsam ein Schleier über die
Wirklichkeit gebreitet. Am besten sind die
Wiener Landschaften, u. a. die Aspernbrücke,
Verbindungsbahnbrücke. Aber auch Stücke,
wie das von uns auf dieser Seite abgebildete
Hallstatt, haben manche gelungenen Partien.
Im ganzen aber hat man doch den Eindruck,
daß diese auf dekorative Gefälligkeit ab¬

zielende Malweise den Dingen der rauhen
Wirklichkeit, wie es Städte und Häuser nun
einmal sind, nicht gemäß ist. —ow.
Junge Münchener
Kunst
Die Neue Sezession gibt in ihrer
Frühjahrsausstellung jungen Münch-
ner Künstlern Gelegenheit, ihre Arbeiten zu

Rudolf Großmann, Porträtkopf F. (1930)
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Galerie Castel, Paris


zeigen. Die über hundert Künstler, die Auf-
nahme gefunden haben, repräsentieren — um
dies gleich zu sagen — keineswegs die junge
Münchner Kunst in ihrer Gesamtheit. Es fehlt
nicht nur der Malernachwuchs, der sich in der
Gruppe der Juryfreien zusammengeschlossen
hat; auch die jungen Mitglieder der Neuen

Sezession selbst und anderer Künstlerorgani-
sationen sind nicht vertreten. So ergibt sich
ein etwas zufälliger Querschnitt, aber doch ein
für die gegenwärtige Situation typisches und
nicht nur für München charakteristisches Bild.
Es ist kein Mangel an tüchtigen, ja auch
verheißungsvollen Begabungen. Aber die
heute junge Generation tritt allgemein nicht
mit dem Anspruch auf, aus eigener Kraft eine
neue Kunst zu schaffen. Diese Resignation


Robert Pajer-Gartegen, Hallstatt
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Galerie J. Casper, Berlin

ist verständlich: vielleicht hat sich der Künstler
noch nie wirtschaftlich so ohne Boden und
geistig so ohne Rückhalt gefühlt wie heute.
Der nun schon generelle Zweifel an der Kunst
überhaupf muß auf die Schaffenskraft und
-lust lähmend wirken; er drängt den Künstler
in eine Verteidigungsstellung, in der die
Kampffreude, die den Vätern eigen war, leicht
verloren geht und die die Neigung, sich der
Führung anerkannter Lehrerpersönlichkeiten
oder großer Meister überhaupt anzuvertrauen,
bestärkt. Talente, die sich ernsthaft mit ihren
Vorbildern auseinanderseßen oder auch wirk-
lich eigenwüchsig sind, fallen daher um so
stärker heraus. Der Einfluß von Caspar, Heß
oder Schrimpf ist in München nicht entfernt
so stark wie der Hofers in Berlin oder Beck-
manns in Frankfurt. Immerhin ist ihre Wirkung
deutlich zu verspüren.
Entdeckungen oder Überraschungen gibt es
für den mit dem Münchner Kunstleben einiger-
maßen Vertrauten nicht gerade viel. Edgar
Ende, dessen weiträumige, klar und sorg-
fältig durchkomponierten Bilder und Zeich-
nungen sich einprägen (Abbildung unten),
ist kein ganz Unbekannter mehr. Aus der
Malerei der Novecento-Gruppe Italiens
empfangene Anregungen sind selbständig
verarbeitet. K. Zerbe ist mit Gouachen ver-
treten und als eines der tüchtigsten und selb-
ständigsten jungen Talente Münchens längst
bekannt, ebenso Erwin von Kreibig,

der Ch. Goltz; T. Fiedler ist mit lebendig
durchmodellierten Porträtköpfen vertreten-
Einprägsam ist ein von starkem FormgefüW
zeugender, ausdrucksstarker MädchenkoP*
von W. Orth und eine männliche Büste vop
U. S c h i n n e r e r. H-1-

LITERATUR
Bücher
Es gingen bei uns ein:
Justus Bier: „Tillman Riemenschneider. E i n G ® '
denkbu c h“. (24 Textseiten, 80 Taf.) br-
Benno Filser Verlag, Augsburg
(7,- M.). ,
Prof. Dr. E. Waldmann: „Bilder der Bremer Kun»T
halle“. 26 Seiten mit 7 Farbtafeln.
Albert C. Barnes and Violette de Mazia: „The Freocft
Primitives and their Forms. Froin their origin ®
the End of the Fifteenth Century.“ (551 Seit®0’
156 Abb.-Taf.) Verlag Barnes Foundati®0
Press, Merion, PA., U.S.A
Jeanne Michel Giroud et Edmonde Delaye:
Hache, Ebenistes de Grenoble“. Preface de jw
Emile B a y a r d. 74 Seiten, 64 Lichtdruektafe10'
Edition Didier et Richard, 9 Grand'’
Rue, Grenoble, 1931.
Würzburger Residenz
Heinrich Kreisel, „Die Kunstschätze der Würzburgef
Residenz“. 72 Seiten mit 61 Abbildungen. V e r'
lag Fränkische Gesellschaft®'

Edgar Ende, Über dem Wasser
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Münchener Neue Secession, München, Glaspalast


dessen phantastisch versponnene, durch den
Einfall verblüffenden kleinen Bilder einen
starken Eindruck hinterlassen. Fr. Doll findet
in einem Mädchenporträt zu einer freieren
malerischen Haltung, der gegenüber die
schwermütig archaistische Formgebung seiner
anderen Arbeiten um so gezwungener er-
scheinen. Zu den auch früher schon in Aus-
stellungen der Neuen Sezession vertretenen
Malern gehören Arnold Balwe, Albert Burkart,
Hermann Geiseier, Hans Weber-Tyrol, Walter
Schulz-Matan. Als starke malerische Be-
gabung erweist sich Rud. Kattner. Ausge-
sprochen romantische Neigungen bekunden
die malerisch sorgfältig durchgeformten Bilder
von O. Nückel. Im allgemeinen ist die
Vorliebe zu einer naiven Malerei im Sinne
Schrimpfs bei den Jungen groß; ein gutes Bild
von A. L e i t h ä u s e 1 verdient hier Er-
nung, ferner der junge Arbeiter K. Seidls.
Viele allerdings malen naiver als sie wirklich
fühlen und sind; diese Art gespielter Naivität
ist vom Lächerlichen oft nicht weit entfernt.
Die Plastik hält im ganzen ein gutes Niveau.
Als erstaunlich begabte Leistung einer Acht-
zehnjährigen erscheint das „Exotische Kind"

druck er ei G. m. b. H. Würzburg 1930- (Pr®^'
brosch. 3M.) j
Der Verfasser, Sachreferemt für die WürzburgV
Residenz bei der Museumsdirektion der Bayerisw11®^
Schlossen, hat in diesem; kleinen, vorzüglichen W®’
von seiner großen Sachkenntnis in populär gedrä1®
ter Form Gebrauch gemacht. Das flüssig geiscm'-e
bene Büchlein gibt dem Beschauer der Kunstscha®
dieser Residenz eines Kirchenfürsten anregend es
Aufschluß über Herkunft und kunetwisisenschaftl1®^
Wertschätzung des Mobiliars verschiedener Stilart®
der prachtvoll dekorativen; Öfen, der kostbaren
teppiche, Beleuchtungskörper und schließlich. Lj
reizvollen Kleinpilastiken und Uhren- Es ist Wi®Ae
ein Kommentar zu dem Urteil Napoleons über.
Residenz, der auf die beim Empfang von, dem Für®
bischof gemachte Bemerkung: „Sire, excusez 01
humble demeure“, antwortete: „Ceci est imperial1
Ou demeurez-vous?“

Adreßbuch der Antiquare
Internationales Adreßbuch der Antiquare, IV. Ausg^’j
1931/32, unter Mitwirkung des Börsenvereins
Deutschen Buchhändler zu Leipzig, herausgeg- Lg
Richard Matthias. (336 Seiten.) V®1.11,.
Straubing & Müller, Weimar (Inh. 1:1
Matthias.) (Geb. 8,50 M.).
Das vorliegende Werk, das jetzt in vierter, vgII
besserter Ausgabe erscheint, ist eines der wichtigs®f
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auch für alle Museen und Privatsammler. Die gaI

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