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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Editor]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 46 (15. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0446
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8

DIE W E L T K U N S T

Jahrg. V, Nr. 46 vom 15. November 1931

NaiJwftJifes*. von Uel>ea?£kll

Probleme des italienischen
Kunsthandels
Man hat in Italien mit sehr großer Auf-
merksamkeit den stillen Kampf der Franzosen
um den englischen Markt und die Bemühungen
der Engländer, sich von der Vorherrschaft
des Pariser Kunsthandels freizumachem,
beobachtet. Man hat diesen Kampf nicht so
sehr deswegen verfolgt, weil man an einer
Selbständigkeit Londons interessiert war,
sondern vielmehr wegen des zähen und mit
vielerlei Mitteln geführten französischen Vor-
dringens, das, untersfüßt durch staatliche und
halbstaatliche Behörden und Mittel, private
englische Galerien und Firmen benüßt, um
troß aller Abwehrmaßnahmen der Londoner
sich immer wieder in England zu zeigen.
Diese Möglichkeiten der Franzosen ergeben
sich nach italienischer Ansicht vor allem aus
einer guten Organisation, reichlichen Mitteln
und einer vernünftigen Behandlung der Kunst-
ausfuhr seitens der staatlichen Behörden.
Man zog naturgemäß die Rückschlüsse auf
den italienischen Kunsthandel und mußte fest-
stellen, daß weder Mailand noch Rom in
irgend einer Weise mit Paris, London, Berlin
und New York Schritt halten kann. Vor allem
aber sei die Beziehungslosigkeit der italieni-
schen Häuser zu großen Kunsthändlern und
Galerien, sei es in Deutschland, in London
oder in Frankreich, einer Entwicklung hinder-
lich. Man beklagt sich, daß große Versteige-
rungen, Auflösungen von Galerien im Aus-
lande, Studien über in ausländischem Besiß
befindliche Bilder die Kunstzeitschriften des
Auslandes und auch Italiens füllen, während
von italienischen Kunstereignissen und Vor-
kommnissen im italienischen Kunsthandel
kaum mit einem Wort Erwähnung getan werde,
sehe man von einigen ganz großen Zeit-
schriften ab, die ihre Korrespondenten in Rom
haben. So soll seitens der Federezione selbst
ein Nachrichtendienst mit den wichtigsten aus-
ländischen Kunstämtern, ferner mit dem gro-
ßen internationalen Kunsthandel und mit Pri-
vaten von Bedeutung entwickelt werden, da
die meisten dieser Ämter oder Persönlichkei-
ten gegenwärtig ohne jede Verbindung mit
dem italienischen Kunsimarkt sind.
Dürers Rosenkranzfest
als Staatsbesitz
Die bereits seit fünf Jahren zwischen dem
Kloster Sfrahow bei Prag und dem tschechi-
schen Staat geführten Verhandlungen zur
Übernahme von Dürers ,Rosenkranzfesi“ in
Sfaaisbesiß sind nunmehr zu einem Ergebnis
gelangt. Im Kompensationsweg wird das Bild
an den tschechischen Staat übergehen und als-
bald der Staatlichen Galerie in Prag einver-
leibt werden. Damit dürfte auch eine stär-
kere Gewähr für den Schuß des bereits stark
in Verfall geratenen Meisterwerkes gegeben
sein.
Erwerbungen der
Heidelberger Gemäldesammlung
Das Kurpfälzische Museum der Stadt Hei-
delberg hat einige neue Gemälde erworben,
darunter ein Bildnis von Johann Heinrich Tisch-
bein aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Es
stellt einen jungen Leutnant aus der kur-
pfälzischen Familie Fladi dar, von dessen Bru-
der die Galerie bereits ein Bild Tischbeins
besißt. Noch größere Aufmerksamkeit erregt
ein heiliger Petrus, dessen Wert erst bei der
Restaurierung des fast unkenntlich gewor-
denen Gemäldes zutage trat. Es scheint sich
um ein Werk der spanischen Schule oder der
durch Spanien beeinflußten Malerschule von
Neapel zu handeln.
Das neue Kunstausstellungs¬
gebäude in München
Auf eine vom bayerischen Staatsministe-
rium erlassene Rundfrage zum Wiederaufbau
des Glaspalastes haben die Münchener Künst-
lerverbände in einer Denkschrift Stellung ge-
nommen. Sie empfehlen, den. Neubau auf dem
bisherigen Gelände mit einer der Größe des
Glaspalastes entsprechenden Ausstellungs-
fläche von etwa 12 000 gm, in der Hauptsache
eingeschossig, zu errichten. Einem Sieinbau,
jedoch mit auswechselbaren Zwischenwänden,
und der geschlossenen Bauform wird gegen-
über der Eisenkonstruktion und dem Pavillon-
system der Vorzug gegeben. Ein Wettbewerb
soll unter der bayerischen Architektenschaft
ausgeschrieben werden. Auf die Fertigstellung
des Neubaus hofft man bis zum Frühsommer
1933.
Kölner Chronik
Die Internationale Raumkunst-
Ausstellung, veranstaltet von der be-
kannten westdeutschen Möbelfirma G e b r.
Schürmann, zeigt, daß jenseits aller
Standardisierung und Typisierung auch das
sehr gepflegte und auf Persönlichkeitswerte
gestellte innenarchitektonische Schaffen
seinen guten Plaß behauptet. Nicht jeder Bei-
trag ist gelungen, doch die Gesamthaltung
hat Niveau. Mit beachtlichen Arbeiten sind
u. a. vertreten Andre Szivessy, Pierre Barbe,
Le Corbusier, Leon Bourgois (Brüssel), Peters
und Howe (Amerika), Uno Ähren (Schweden),

Merkelbach und Kersten (Holland), Adolf
Loos, Bruno Paul, Hans Hartl, Breuhaus,
Geyer-Raack, Lichtblau, Sobofka.
*
Der Kölnische Kunstverein zeigt
Bildnisse aus hiesigem Privatbesiß. Ver-
treten sind Arbeiten der neueren und
neuesten Zeit. Sieht man ab von Lenbach,
Liebermann und wenigen andern wesentlichen
Namen, so ist leider zu sagen, daß dieser
Querschnitt keine wertvolleren Akzente her-
vorireten läßt. Das ist bedauerlich, wenn an
die Möglichkeiten des reichen Kölns der. Vor-
kriegszeit gedacht wird. Vorherrschend ist
das routinierte, gefällige Bildnis. Unter den
Leistungen aus der Gegenwart sind ein paar
Versuche, die aufmerken lassen. Sollte diese
Veranstaltung das künstlerische Gewissen ge-
schärft haben, so wäre sie wenigstens nicht
umsonst geschehen.

Professoren von Beckerath und Bottachiari.
Den wertvollen Hauptbestand des Instituts,
das in engem Zusammenhang mit der Kölner
Universität arbeiten wird, bildet die 10 000
Bände starke Bibliothek, der auch eine noch
auszubauende kunstgeschichtliche Abteilung
angegliedert ist. Im März des kommenden
Jahres soll in Rom das Goethe-Haus, ein
Institut für germanistische Forschung, eröffnet
werden. Es handelt sich um die Parallel-
einrichfung zum Kölner Petrarca-Haus.
Mussolini stellte für diese Zwecke eine Villa
zur Verfügung. Hermann Ginzel
Hans Mackowsky
60. Geburtstag
Am 19. November begeht der Kustos an
der Berliner Nationalgalerie Professor Hans
Mackowsky den 60. Geburlstag. Professor
Mackowsky, selbst ein geborener Berliner, ist

Jan Siberechts, Landschaft -— Paysage — Landscape
Leinwand — Toile — Canvas, ioi : 116 cm — Coll. P. Frenkel — Kat. Nr. 92
Versteigerung — Vente — Sale: van Marie & Bignell, den Haag, 8. Dezember 1931


Im Kupferstichkabinett des Museums
Wallraf-Richartz ist eine bedeutsame
Ausstellung der frühen graphischen Blätter
Edward Munchs zu sehen. Sie stammen aus
den reichen Beständen der Sammlung Re-
gierungsrat Stinn.es. Zwei weitere Aus-
stellungen werden seinen Besiß an
Munch’scher Graphik vollständig vorführen.
Es handelt sich hier durchweg um makellose
Drucke von erlesener Schönheit.
*
Ende Oktober wurde in Köln das deutsch-
italienische Kulturinstitut unter dem Namen
Petrarca-Haus feierlich eröffnet.
Klangvolle Namen der italienischen Wissen-
schaft weilten anläßlich der Eröffnung in
Köln, u. a. die Professoren Gentile, Gabetti,
Bottachiari. Die akademische Rede hielt
Exzellenz Professor Farinelli, Mitglied der
Königlichen Akademie in Rom, über das
Thema Petrarca und Deutschland in der
dämmernden Renaissance. Farinelli, der
seinen Wohnsiß in Köln nimmt, ist Präsident
des Instituts. Als Direktoren wirken die

eine Autorität auf dem Gebiet der alten Ber-
liner Kunst und Kultur; Schadow, Rauch und
Schinkel, den Häusern und Menschen des
alten Berlin und Potsdam gelten seine Unter-
suchungen und Darstellungen. Für die Ber-
liner Bildnissammlung, die ebenso wie das
Schinkel- und Rauchmuseum der National-
galerie angehört, hat er einen Führer ge-
schaffen, den er neuerdings in wesentlich er-
weiterter Gestalt herausgegeben hat. Neben
dieser Beschäftigung mit der einheimischen
Kunst umfaßt aber Mackowskys Schaffen
auch ein liefdringendes Studium der italieni-
schen Renaissance, von dem seine grund-
legende Verrochio-Monographie und sein
vielverbreitetes Werk über Michelangelo
Zeugnis ablegen.
Personalien
Professor Hugo Lederer, der bekannte
Berliner Bildhauer und Lehrer an der
Akademie, der Schöpfer des Hamburger
Bismarckdenkmals, des Kaiser-Friedrich-

ku^plcltuvig alter
«IwiesUcKer
Kobel-
Teppiche-
ßil der-
Uvokale
Oktober -Pezanvbor 1931
VMnaSoWtan
bet Uri W9 PolsdamecslD.IÖ

Denkmals in Aachen und anderer Monumen-
ialwerke, begeht am 16. November seinen
60. Geburtstag.
George Grosz, der noch immer unter der
Anklage der Gotteslästerung wegen seiner
Zeichnung des Gekreuzigten stand, ist nunmehr
in einer fünften Verhandlung vor dem Reichs-
gericht endgültig freigesprochen worden, da-
gegen wurde auf Unbrauchbarmachung sämt-
licher noch vorhandener Exemplare des inkri-
minierten Blattes erkannt. Wir haben bereits
früher ausführlich über den Fall berichtet.
Lesser-Ury, dem kürzlich verstorbenen
Berliner Maler (vgl. „Weltkunst“ Nr. 43), be-
reitete die Sezession am 7. November eine
würdige Gedenkfeier, bei der neben musika-
lischen Vorträgen und einleitenden Worten
Eugen Spiros der Biograph des Künstlers,
Adolph Donath, die große Gedenkrede hielt-
Charles Ricketis, einer der bedeutendsten
englischen Maler und Radierer, der auch als
Kunstschriftsteller durch seine Werke über
Tizian und die Meisterwerke des Prado be-
kannt wurde, ist in London gestorben.
Ausstellung altamerikanischer Kunst
Die Reihe der Museumsausstellungen in
den Räumen der Berliner Akademie
der Künste, die mit den Dürer- und Rem-
brandt-Ausstellungen begonnen hatte, soll An-
fang Dezember d. ]. mit einer Ausstellung Alt-
amerikanischer Kunsf fortgeführt werden.
Diese Ausstellung wird: vom Generaldirektor
der Staatlichen Museen in Verbindung mit dem
Präsidenten der Preußischen Akademie der
Künste und dem Präsidenten des Ibero-Ame-
rikanischen Instituts in Berlin vorbereitet. Es
werden zum ersten Male die wichtigsten,
künstlerisch bedeutendsten Stücke der alten
Hochkulturen Mexikosi, Mittelamerikas und
Südamerikas im Rahmen einer Ausstellung
gezeigt werden. Das Berliner Museum für
Völkerkunde, sowie auswärtige Museen und
Privatsammler stellen dankenswerter Weise
ihren kostbarsten Besiß zur Verfügung.
Das zeitgemäße Gebrauchsgerät
Im Lichthof des ehern. Kunstgewerbe-
museums wurde am 14. November die bereits
angekündigte Ausstellung „Das zeitgemäße
Gebrauchsgerät“ durch eine Ansprache des
preußischen Kultusministers Grimme eröffnet.
Im Anschluß an diese Schau, auf die wir noch
eingehender zurückkommen, finden an den
drei folgenden Montagen des 30. November,
7. und 14. Dezember im Hörsaal der Sfaatl-
Kunstbibliothek Vorfrage statt, in denen
Dr. Justus Bier (Hannover) über „Standard-
form im Gebrauchsgerät'', Dr. W. Loß (Ber-
lin) über „Ware und Wirtschaft“ und
W. Wagenfeld (Weimar) über „Handwerk und
Industrie“ sprechen werden.
Information
Die Kunsthandlung A r t a r i a & Co. in
Wien, die älteste Kunsthandlung des Kon-
tinents (gegründet 1770), hat den Verkauf bzw.
die Liguidation der Firma beschlossen. Die
beiden Besißer sind hochbetagt und ziehen
sich, da in der Familie kein Nachfolger vor-
handen, von den Geschäften zurück.



— Und wenn ich Ihnen meine Hand ver-
weigere? Was machen Sie dann?
- Pleite!

W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lenn^str. 12
B 2 Lützow 4 739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten

Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. von Saxe. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint im:
Weltkunst-Verlag GmbH Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif aut
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