Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Editor]
Die Weltkunst — 9.1935

DOI issue:
Nr. 14 (7. April)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.45247#0068
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
DIE WELTKUNSl

Jahrg. IX, Nr. 14 vom 7. April 195 -^£lvJX,

Gute Erfahrungen wurden vor allem ge-
macht mit Arbeitsgemeinschaften, d. h. mit
einer Schulung und wiederholten Führungen
derselben Gruppen (Referendare, NS-Ge-
meinschaft „Kraft durch Freude“, Arbeiter-
und Beamtenorganisationen, Formationen der
Partei). Vortragskurse mit Lichtbildern und
Führungen beginnen mit der deutschen Vor-
und Frühgeschichte und führen bis in die

der Bevölkerung auf dieses besondere Thema
zu lenken. Nicht, wie in früherer Zeit,
verschmäht das Museum, Besucher zu
werben, sondern es erachtet es als seine
Pflicht, die Volksgenossen auf das in den
Museen ruhende Nationalgut aufmerksam zu
machen; um jedem den Besuch der Museen
zu ermöglichen, wurde der Eintrittspreis
einheitlich auf 10 Pfennige herabgesetzt.


W. Skoczylas, Holzschnitt
Berlin, Akademie der Künste, Ausslellung Polnischer Kunst

heutige Zeit. Der Andrang bei den Führun-
gen, die das Feierabendwerk „Kraft durch
Freude“ veranstaltet, war so groß, daß nur
ein Bruchteil der angemeldeten — unter
ihnen 50 v. H. Handarbeiter — geführt wer-
den konnte. Seit der Machtergreifung ist
schon vieFgeschehen; das kunstwissenschaft-
liche Museum, nach rein historischen Ge-
sichtspunkten geordnet, ist nicht das Ziel:
die Entwicklungslinie des germanischen
Wesens in seiner Vielgestalt und doch groß-
artigen Einheitlichkeit soll gezeigt werden.
Eine allgemein durchgeführte Trennung in
Schausammlung, Studiensammlung und Ma-
gazin hat sich bewährt.
Auch das Ausstellungswesen wird neu auf-
gebaut. Gleichzeitig mit den Ausstellungen
setzte eine ausgedehnte Werbung in Presse,
Film und Rundfunk ein, um die Anteilnahme

Neuaufstellung
im Wiener kunsthisto-
rischen Museum
Nach langjähriger Vorarbeit hat nunmehr
die Neuordnung der Münzen- und Medaillen-
sammlung des Kunsthistorischen Museums
ihren Abschluß gefunden. Die Sammlung,
von deren 300 000 Objekten nur ein Bruchteil
gezeigt wird, wurde nach zwei Gesichts-
punkten gegliedert. Man wollte eine Mor-
phologie des Geldwesens geben, andererseits
aber auch die Rolle der Medaille in kultur-
geschichtlicher und künstlerischer Hinsicht
beleuchten.
In den Vitrinen wird die Entwicklungs-
geschichte des Geldes vom Naturgeld über
das Waren- und Zeichengeld bis zu der Aus-
bildung der einzelnen Münzsysteme unter

Klaus Richter

Bilder von dem Maler, Schriftsteller und
Zeichner Klaus Richter waren auf den Aus-
stellungen der letzten Jahre nicht allzu häu-
fig anzutreffen, prägten sich jedoch durch'
eine Form ein, die ihren Urheber als Einzel-
gänger, aber Genossen im Geiste all jener
deutschen Schöpfer zeigte, denen es um die
eigentliche Gestalt der Dinge, das Gedank-
liche, Bedeutungsvolle und Inhaltreiche zu
tun war. Er schlug diese künstlerische Weg-
richtung verhältnismäßig früh ein, bald nach-
dem er in der Malschule von Lovis Corinth
die technischen Grundlagen erwarb. Was er
nachher erfuhr. Begegnungen mit fremden
Städten und Landschaften, Menschen und

Klaus Richter, Porträt meiner Eltern. 1934


Werken, ein 1912 mit seinem Freund Magnus
Zeller in Paris verbrachtes Jahr, die langen
Kriegszeiten, die ihn als Kämpfer in die Vo-
gesen, nach dem Balkan und Rußland führ-
ten, die vier Jahre Professur an der Königs-
berger Akademie von 1922 bis 1926, war
schließlich nur noch eine Bestätigung, daß
die Welt voller Gesichte ist.
Glücklicherweise gehörte der Künstler
nicht zu jenen Naturen, die sich nie ver-
lieren und deshalb auch nur wenig zu ge-
winnen vermögen. Nacheinander studierte
er die verschiedensten Wissenschaften und
betrat dann auch die Bretter, die die Welt
bedeuten. Zunächst als Schauspieler auf
Schmieren und Bühnen der Provinz, bis eine
Berufung als Beirat der Berliner Volksbühne,
für die er Dekorationen schuf, dem bildne-
rischen Trieb wieder zum Durchbruch ver-
half. Wobei, wenn auch in gesteigertem
Maße, mit all diesem nur einer Familien-
tradition entsprochen wurde, welche neben
medizinischen Interessen den vielseitigsten
literarischen und künstlerischen von jeher
Pflege angedeihen ließ. Der Einfluß auf das
junge aufstrebende Talent durch einen On-
kel, den durch Nachschöpfung der Lindauer
Fresken bekannt gewordenen Maler-Ana-
tomen Dr. Robert Richter, ist hier wohl be-
sonders anregend geblieben.
Auch Klaus Richter gab sich in der Folge-
zeit viel mit anatomischen Studien ab, wofür
eine 1920 erschienene Publikation „Das Buch
des Menschen. Eine künstlerische Anatomie"
sichtbares Zeugnis ablegt. Wer jedoch die
Bildkompositionen, die er seit der Berliner
Secession von 1912 hier und da in Ausstel-
lungen ; zeigte, durch sein Wissen um die
Struktur des Körperlichen, der Gestalt er-
klären wollte, würde ihrem gefühlsmäßigen
Ausdruck kaum gerecht. Denn der Künstler,
dessen Motivkreis höchst abwechslungsvoll
erscheint, wobei eine Wandlung vom Idylli-
schen z. B. der „Fähre“ und dem Bewegten.


(Kamerun)

WELTKUNST-VERLAG
G. m. b. H.

Das erste Quartal 1935 endete mit der
Nummer 13. Wir bitten, die Abonnements-
gebühr für das II. Quartal 1935, sofern noch
nicht bezahlt, im Betrage von RM 4.50 (für
Deutschland) oder RM 5.50 (für das Ausland)
bis zum 15. April 1935 einzusenden. Anderen-
falls werden wir uns erlauben, den Quartals-
betrag durch die Post nachnehmen zu lassen.
Eine Zahlkarte liegt dieser Nummer bei.

; Bangangte
s , Trocadero

Tabakspfeife aus
Ausstellung: Pari:

Beifügung eines aufklärenden Textes vorge-
führt. Ebenso wie das Wesen des Geldes
wird auch der Werdegang der Medaille von
den primitiven Vorstufen der Vorzeit bis auf
den heutigen Tag bei den verschiedenen Völ-
kern dargelegt, wobei wir an Hand von
Wachsmodellen und Stempeln einen Einblick
in ihre Herstellung erhalten. Der Gruppie-
rung der Medaillen nach Stil und Technik
entspricht ihre Gliederung nach kultur-
geschichtlichen Belangen. Staat und Stadt,
das Privatleben. Religion und Aberglaube,
Wirtschaft, Technik, Verkehr, Wissenschaft
und Kunst, Sport, Krieg, in der Sammlung
des Triestiner Arztes Dr. Brettauer die Arz-
neikunst, treten scharf umrissen hervor.
Ein besonderes Augenmerk wurde der Her-
ausarbeitung der österreichischen Münzen-
und Medaillengeschichte zugewendet, wöbäi

Polnische Kunst
Ausstellung in der Berliner Akademie

Das u
> Sko
.’erbindur
K°loriertei
f'Ir’ besom
®®ben mit
'J’e unmitt
A|'t und 1
M Seide
kolorit in
Kunst
»ich vor
Jjeberliefe
l.odenstäm
Mikeit ir
“ildern in
So meli
Reisen!
leiten unc
■Jliizulenl
*r&endwie
’ie Schm
’i^eim Dc
1 onharmo
Jjatdarstel
p r z y z a
l ^hufen.
Reiche, w
letzten
einer sich
Phng der I
'iehen wii
Jas Heima
Ditwicklu
‘Jenn ein
die Epoche Kaiser Franz Josephs als die delCierymski
letzten markanteren Vertreters des habs'bul tnit seine
gischen Kaiserhauses eine ausnehmende Be 'vir kunge
rücksichtigung erfahren hat. St. P.-N eines Wej
l'ind Land.
|Ausdrucks
! eigenem 1
Palen Aus
Ansätze z
Per Aussti
^ahl sicht


Das, was die polnische Seele an Geist,
Elan, Heiterkeit und Schwermut in sich trägt,
drückte sich für uns deutsche Nachbarn ent-
weder in den glitzernden, rauschenden, me-
lancholischen Klavierkompositionen Chopins
aus oder durch \ er.se und epische Schilde-
rungen der Dichter Mickiewicz, Zeromski und
Reymont. Polnische Musik und Literatur
sind außerhalb der Flußgebiete von Njemen.
der Narwa und Weichsel seit langem ein Be-
griff gewesen, in allen Schöpfungen seltsam
ansprechend durch die spürbar immer wie-
der auftauchende Sehnsucht zu reinen natio-
nalen Klängen, denen doch niemals volle Er-
füllung und Reife beschieden sein konnte.
Denn ihre Träger, die im vielfach geteilten
Polen der Vorkriegszeiten zumeist notgedrun-
gen als Emigranten im Auslande leben
mußten, schufen auf fremdem Erdreich. Und
so hemmten westlich-europäische Einflüsse
dauernd den unstillbaren Drang nach einer
nationalen künstlerischen Sprache, der
gleichwohl als unterströmendes Element,
Traum und Verlangen wirksam blieb. Auch
in der uns bisher kaum bekannt gewordenen
Malerei, Plastik und Graphik, wie jetzt an
einer Fülle von in den Sälen der Akademie
vereinigten Beispielen zu ersehen ist.
Dieser tragische Zug des Zwiespältigen
und Uneinheitlichen polnischer Kunst liegt

von Wladi]
aus, dessen flü
M r o z e w s k i
und anderem

auch wohl in der geographischen Lage diese] V'S] ’! ’
slavischen Bereiches begründet, dessen hfetGLij^''’’
rische Stellung als Schutzwall Europas gegeiW-,,. i
die slavisch-asiatische Welt des Ostens dal^^^ H()"t
Aufkommen eines eigenen Stils hindert<Unt ’ n
Polen war immer auf eine Vermittlerrolle ßj(1 pj£
angewiesen. Es nahm viel aus den Nachbad fö]„t zun
gebieten auf. Man darf nicht vergessen, dal]Entwickln-
schon Veit Stoß, Hans Dürer und Johan1] ;>en ejnjge
von Kulmbach lange in diesem Lande gHtowski.
arbeitet haben. Wenn dann die polnische! Und ande
Künstler der letzten Jahrzehnte nach Parhl Wittig,
München oder Wien gingen, spiegelten sicVllem das
die wechselnden Schaffensrichtungen, die i*]
den großen Ausstellungen dieser Städte zuw
Ausdruck kamen, auch in den landschaffl
liehen und historischen Darstellungen del
jungen polnischen Kunst wieder. Das a«j
dem Warschauer Schloß herübergekommenl
riesige Geschichtsbild Jan Matej kos aii|
dem Jahre 1872 „König Stefan Batory nach de]
Schlacht bei Pskow“ erinnert bei allen male]
rischen Vorzügen sehr an Makart. Viel stärke]
spricht sich der polnisch-nationale Zug im unü
fang reichen Holzschnitt werk
mir Skoczylas (s. Abb.)
eiliger, ornamentaler Stil in
Gorynska, Podoski
Künstlern beachtenswerte Nachfolge fand.

etwa der Massenszenen
der französischen Revo-
lution, zum verhalten
Gesteigerten der religiö-
sen Bilder und später
Porträts deutlich spür-
bar wird, erreicht mit
seltsamen Farbenklän-
gen einen Ausdruck, der
bereits jenseits des um-
rißhaft, linienmäßig Be-
tonten liegt.
Das runenhaft Ein-
dringliche in Darstel-
lungen von Großmutter
und Eltern entspringt so
derselben Gestaltungs-
absicht, die im roman-
tischen Zug des Zeller-
Porträts oder dem Bild
des spielenden Geigers
wirksam ist. Eine Kunst
des Charakterisierens,
die das Innerliche sicht-
bar machen will und
ihre Entwicklung nicht
in einzelnen Beiträgen
oder Bausteinen als eine
durchgehend gleichmä-
ßige erweisen möchte,
sondern in jedem Werk
ein neues Beginnen, eine
neue Aufgabe sieht.

Klaus Richter, Bildnis eines Geigers
1920. Oel, 60 : 60 cm — Privatbesitz

3m <

in erfter

Entwurf
Weltauss

erke voi
asezka
>er vieles

. Cran

Unter di
•e« Wienei
'leine Cri
ren Mitte
lüstift er
ün hat mt
dlt und ai
en Hl. Va

Dieser sucherische
Zug in den Bildern, die
Klaus Richter malte und die immer Bilder im
eigentlichen Sinne des Wortes wurden, zeich-
net auch seine Graphik aus. Ein eigener
Band Növellen-„Schrecken“ mit Federzeich-
nungen leitete eine Reihe von Buchausgaben
ein. Nebenher entstand ein Reichtum an
Einzelblättern in allen möglichen Techniken,
manchmal in unbändiger Fabulierlust phan-
tastisch schweifend, zuweilen sorgsam ge-
strichelt, dann wieder wie in den masken-
haften Schauspielerporträts der Mappe
.Deutsches Theater" mit einer lapidaren
Strenge hingesetzt, die in wirkungsvollstem

1$. 6i£ t

Gegensatz zu der technisch zärtlichen Be*
handlung des lithographischen Steins steh’
Eine Fülle von Zeichnungen — Don Quichotte
Balzac und unzählige andere Stoffe! Blättd'
die immer irgendwie schildern, aber keinesj
wegs illustrierender Natur sind. Die Handl
schrift in all diesen Dingen ist niemals real
listisch. Ihr romantisch, oft märchenhaft at*1
mutender Unterton gehört mit zu der Au'1
drucksform dieses Künstlers, der 1887 in Ben
lin geboren wurde. Tn einem Berlin. durc*|
das für manche noch heute der Schatten E"
Th. A. Hoffmanns geistert. H. Z.

eöenfo
Munfig
äu i

Angebote
Ulr. 9 an
 
Annotationen