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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Editor]
Die Weltkunst — 10.1936

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Nr. 37/38 (20. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.45711#0150
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DIE WELTKUNST

Jahrg. X, Nr. 37/38 vom 20. September 1936

sehen, meist Bildnissen, die auf den Preußen-
könig Bezug nehmen. Der zum Teil noch
überrsschend reiche schlesische Adelsbesitz,
vielfach auf die direkten Beziehungen früherer
Famiienmitglieder zu Friedrich zurückwei-
send. ist dieser Ausstellung zugute gekom-
men die eine ganze Reihe unbekannter Perlen
der deutschen Malerei des 18. und 19. Jahr-
huderts aufweist. An erster Stelle ist zu


Von den Freuden des Sammelns
(Fortsetzung von S. 1)
wirbt, um Kapital anzulegen, wird oft her-
einfallen. Wer die echte und wahre Qualität
sucht, wird auch eine Steigerung des mate-
riellen Wertes erfahren.
Und die unverkauften Bilder? Im
Katalog zur Ausstellung Frankfurter Künstler


H I g. Georg. Schwäbisch, Anfang 16. Jahrhundert — H I g. Florian. Fränkisch, um 1480 — Ehemals Samm-
lung James Simon, Berlin. Im Besitz der Galerie Haberstock, Berlin (Photo Haberstock)

nennen das lebensgroße Bildnis des Kronprin-
zen Friedrich von Pesne aus dem Jahre 1746,
das sich im Besitze des Grafen Hochberg in
Rohnstock befindet und in der Frische der
Bildnisdarstellung vor einem gobelinhaft zart
gewobenen Hintergrund die Kunst des Hof-
malers Pesne im schönsten Lichte zeigt (siehe
Abb. S. 1). Nicht ganz von derselben Schön-
heit der Erhaltung, aber malerisch von außer-
ordentlichem Reiz, ist das Bildnis der Frei-
frau von Buddenbrock (siehe Abbildung) aus
dem Besitz dieser Familie, die eine Reihe
weiterer Werke von Pesne und aus seinem
Kreise zur Verfügung gestellt hat, so das Bild-
nis der Wilhelmine, der Schwester Friedrichs
des Großen, von Therbusch (1771). Unter den
Skulpturen ragt die Marmorbüste Schadows
aus dem Jahre 1804 besonders hervor. Eine
eigene Wand füllen die im Besitz des Mu-
seums befindlichen Menzel-Gemälde „Begeg-
nung Friedrichs mit Joseph II.“ und die „Hul-
digung der Stände“, denen Direktor Müller
als Ueberraschung und Höhepunkt der Aus-
stellung das einzige, bisher völlig unbekannte
Brustbildnis Friedrichs des Großen von Men-
zel angliedern konnte, das sich unentdeckt in
einer schlesischen Privatsammlung befand und
den eindrucksvollsten Meisterleistungen Men-


Wilhelm-von Kobell, Reiter
Ausstellung: Graphisches Kabinett,
München (Kl. Graph. Kab.)
zels zugerechnet werden darf. Wir werden in
einer folgenden 'Nummer ausführlich auf diese
Entdeckung zurückkommen. W. R. D.

1902 schreibt Trübner: Nachdem in einer
Kunstausstellung Lob und Tadel verteilt sind
und die wenigen Ankäufe ihren Abschluß ge-
funden haben, entsteht zuletzt immer die
Frage: Was wird aus den vielen unverkauften
Bildern? Mehr als um diese Frage zu beant-
worten, weil wir uns damit auf das Gebiet
des Wahrsagens begeben müßten, drängt es
uns, auf einen mit diesem Schlußresultat ver-
bundenen Mißstand hinzuweisen, der, wenn er
einmal als solcher erkannt wäre, leicht in
Wegfall kommen und dann in Zukunft auch
die unerfreuliche Frage verschwinden könnte.
Wenn nämlich die ausgestellten Bilder nicht
in größerer Zahl in Privatbesitz übergehen, so
ist der Verlust ebensosehr auf Seiten des
bilderkaufenden Publikums wie auf Seiten
der Künstler, denn vor jeher hat es sich ge-
zeigt, daß gerade unter den nichtverkauften
Bildern sich auch immer diejenigen befanden,
die später im Preise stiegen. Auch ist bekannt,
daß die mit Sachkenntnis zusammengestellten
Kunstsammlungen in ihrem materiellen Wert
stetig wachsen, wie man sich aus den Ver-
kaufsresultaten berühmter Sammlungen unter-
richten kann.
Daraus folgt, daß die mit Verständnis für
Kunst geopferten Summen gar nicht als Aus-
gabe, sondern vielmehr als gute Anlage zu
betrachten sind, sowohl vom Standpunkt des
Privatsammlers, als auch von dem der Behör-
den und des Staates. Fritz Nemitz
Die beliebtesten
Bildnisse der Ausstellung
„Große Deutsche“
Tn der Ausstellung „Große Deutsche“ im
Berliner Kronprinzenpalais, die am heutigen
Tage geschlossen wird, wurde eine Statistik
der bisher verkauften Bildkarten aufgestellt.
Tn den einzelnen Abteilungen der Ausstellung
waren Bildnisse folgender Persönlichkeiten am
begehrtesten: Wilhelm von Oranien in der
Gruppe der Herrscher und Staatsmänner: Zep-
pelin bei den Erfindern: Gauß bei den Mathe-
matikern: Luther bei den Geistlichen. Aus
der Abteilung der Geschichts- und Sprach-
forscher wurde das Doppelbildnis der Brüder
Grimm am meisten verkauft. In der Gunst
des Publikums führten bei den Dichtern
Matthias Claudius, bei den bildenden Künstlern
der junge Bildung, bei den Musikern der 12-
jährige Mozart. In der Abteilung der Aus-
ländsdeutschen stand der Musiker Liszt an der
Spitze, bei den Oesterreichern 'der Dichter
Rilke, bei den Schweizern der Maler Böcklin.

Ausstellungen
Sferlin
Galerie Gurlitt

Sympatisch berührt in der Galerie Gur-
litt die allerdings viel zu breit geratene Kol-
lektion von Sabine Lepsius der Jün-
geren. Sie ist eine der talentvollen Töchter
des verstorbenen Berliner Bildnismalers Rein¬

hold Lepsius, der Justi, Dilthey und Stefan
George malte. Sabine Lepsius d. J. hat

vorzugsweise die dekorative
kleinerem Format gepflegt,
in kleinerem Format gepflegt.

Malerei in
Holzschnitte
Holzschnitte

und Aquarelle von Tieren, Federzeichnungen
von Nadelbaumzweigen, Oeltemperabilder, die

Bemalungen von Porzellan und Blumenstücke,
bei denen sie in Kakemonos mit den Japanern

rivalisiert, stammen von ihren gewandten
Händen. Und alle diese Dinge sind mit einer
leichten Sicherheit geformt, die die Freude am
Erleben mitteilt. Aber die Möglichkeiten der
verschiedenen Stoffe sind — wenn man von

einigen farbigen Darstellungen toter Vögel ab-
sieht — nirgends voll ausgeschöpft. Ein feiner
Geschmack vermag nicht zum eigentlich
Künstlerischen vorzudringen und der Eindruck
von einer liebenswerten Persönlichkeit, die
die kulturelle Atmosphäre des Elternhauses in
ihrer Art fortsetzt, muß für tiefere Wirkungen
entschädigen. Kurt Jan Blisch aus Kö-
nigshütte in Oberschlesien erweckt als
phantasiebegabter Illustrator zum „Eulen-
spiegel“ de Costers und zu Romanen von
Scholtis Interesse, während von seinen oft aus-
schnittmäßig wirkenden und farbig manchmal
auch noch unausgeglichenen Oelbildern, nicht
alles ausstellungsreif erscheint. Jürg
S t o c k a r , ein Schüler von Preetorius und
zweiter Bühnenbildner am Stadttheater in
Zürich, stellt eine wohltuend kleine Kollektion
von Aquarellen und Zeichnungen und von Fi-
gurinen und Bühnenentwürfen aus, bei denen
sich Künstlerisches und Zweckentsprechendes
die Wage halten.

Galerie Nierendorf

Stehender Schmerzensmann. Franken, U,T1
1500. Besitzer: Antiquariat Walter Carl'
Frankfurt a. M. (Photo Carl)


Der Weg auf dem sich der 1934/35 durch
das Rom-Stipendium des preußischen Staates
ausgezeichnete Maler Hans Jürgen Kali-
mann befindet, erscheint vorläufig noch nicht
absehbar. Seine sehr umfangreichen Oelbilder
und die Pastelle in der Galerie Nieren-
dorf, auf denen er sich immer wieder mit
Gestalten aus der Tierwelt auseinandersetzt,
hinterlassen wohl den Eindruck von einem

der Ostseeinsel Hiddensee aufgesucht hat und
in meist hellen Farbenübergängen malerisch1’
Weisen instrumentiert, deren Gefälligkeit sich
niemals ins Banale verliert. Manches erinne'1
dabei an Vlaminck und auch an andere Male1’
wobei die Gefahr des Bunten nicht immer vei'"
mieden worden ist. Unter den Wasserfarben'
blättern ist nicht alles gleichwertig. Zk.

malerischen Temperament, das den Gesetzen
der reinen Farben Genüge tun möchte, sich
dabei aber auch vielfach, besonders in den
Formaten, übersteigert. Einige verdichtete Stel-
len in diesem seltsam abseitigen Malwerk
lassen aufmerken und geben Hoffnung.

Erfolge der Olympischen
Kunstausstellung
Die Olympische Kunstausstellung in Beil111'
die die zum Kunstwettbewerb der XI. Oly111'


piade eingesandten Wer'
ke vereinigte, hat wäh'
rend ihrer vierwöchige11
Dauer die außerorden1'
lieh hohe Besucherzah1
von 65 (MM) gehabt, f111
rund 35 000 RM wurde11
Ankäufe getätigt. U. 3’
erwarb die Stadt Berti”
sechs Werke, und zv'a*
die Plastik „FußballspiU
ler“ von Mario Mosch1
(Italien) und die fünf Gej
mälde „Bogenschützen
von Frederic (Belgiern’
„Segelregatta“ von Goed'
hart (Holland), „Wen
schwimmen“ von Eil”’
Sato (Japan), „RüdL
kehr“ von MalczewsU
(Polen) und „Schußfahrt
von Hugo Siegmül!1’
(Tschechoslowakei).

Iltiinchen

Ausstellung
Wilhelm

von KobelE

geb. v. Walmoden

Künste, Breslau
(Photo Damerau)

Galerie v. d. I leyde
Ernst Schumacher-Saalig wird in
der Galerie v. d. Heyde mit Oelgemäklen
vorgeführt, die dieses von westlichen Ein-
flüssen stark berührte Formtalent von der
vorteilhaftesten Seite zeigen. Ein Landschafts-
lyriker, der zu seinem Vorteil die herbe Natur

fühls, das in der
Kunst mit Ungestüm hervorbrach, sich1^,.
vollzieht. Die 1 dekorative Vedutenmalerei
höfischen Ideallandschaft, wie Philipp H»c ,cjjt
sie erstrebte, war vorüber; man forderte 1 gy-
mehr die ruhige Raumklarheit charakte
scher Gegenden darzustellen, sondern
Regellose (und Stimmungsvolle, das man 111

Im München”
Graphischen K 3
b i n et t wurde eI?
Ausstellung des Miinc 1
ner Malers WilheLj
von Kobell (1766-1^'
eröffnet; in vier d”,,.
men hängen 120 ZeKfi
nungen und Aquar” p
darunter einige
bilder. Kobell ist ‘/.pi
jenige Künstler, in
sich die Entwich'1^,,
des landschaftlichen
Zeit um 1800 in f„r
’ ’ ich*9

Antoine Pesne, Juliane Freifrau v. Buddenbrock
Schlesischer Adelsbesitz
Ausstellung : Schlesisches Museum der bildenden

Antiquitäten und Gemälde

GUSTAV CRAMER

Berlin W 9,

Len nöstra
 
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