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Abonnement?prnS: Bei
direktem Bezug von der Ex-
pedition 4ö kr. oder i3 Sgr.,
bei Bezug durch die Post oder
den Buchhandel 5>4 kr. oder
15>/r Sgr. für das Quartal.
Inserate zwei Sgr. für die
doppclspaltige Petitzeile.


"Malis


Herausgegebcn im Äiütragc des Vercins-Äusfchusses


Frankfurt a. M., den 5. April.

1866

Abonnements-Einladung.
Indem wir zum Abonnement auf das bei der unterzeichneten Expedition erscheinende „Wochenblatt des
Nationalvereins' freundlichst einladen, bemerken wir, daß alle Postämter und Buchhandlungen Deutschlands
Bestellungen auf dasselbe annehmen. Ebenso kann direkt bei der Expedition abonnirt werden.
Der Abonnementspreis beträgt, mit Einrechnung der in der Freien Stadt Frankfurt bestehenden Sternpel-
Steuer, bei direktem Bezug von der Expedition (ohne das Porto) 45 kr. oder 13 Sgr., bei Bezug durch die
Post oder den Buchhandel 54 kr. oder 15Sgr. für das Quartal. Inserate werden mit zwei Silbergroschen
für die doppelspaltige Petitzeile berechnet.
Frankfurt a. M., im März 1866.
Die Expedition des Wochenblatts des Uationatvereins.
(C. Adelmauu, Gr. Eschenheimerstratze 43.)

Inhalt:
Wochenbericht. — Aus Preußen. — Nachtgedanken. II. — Das spezi-
fische Preußenthum. — Die heilige Liga gegen Baden. — Zur Tages-
geschichte. — Aus Franken. — Mülhausen. — Mittheilungen aus dem
Nationalverein. — Anzeigen.

Wochenbericht.
Frankfurt, 5. April.
* Daß Graf Bismarck, um feine Existenz zu fristen, die
Existenz Preußens auf das Spiel setzen würde, ist längst aller
Welt unzweifelhaft gewesen. Dagegen hat man bis zur letzten
Stunde nicht glauben wollen, daß der Minister mit der
Raserei seiner Selbstsucht beim Könige dnrchdringen werde.
Heute ist man anderer Meinung geworden. Der Minister
will und der König thut. Jnsoferne dabei überhaupt von
Gründen die Rede sein kann, ist es wahrscheinlich der Gedanke,
die berüchtigte „Reorganisation" zu rechtfertigen und zu retten,
welcher den Ausschlag gibt. Ohne Krieg keine Annexion; ohne
Annexion keine Möglichkeit der Fortdauer des Ministeriums
Bismarck; ohne Bismarck und ohne auswärtige Erfolge keine
Durchführung des Verfassungsbruchs; ohne Vernichtung des
Verfassungsrechtes keine Aufrechterhaltung der Reorgamsation
— das ist die Kette von Folgerungen, an welcher als Schlußsatz
der ruchloseste aller Kriege hängt, die seit Jahrhunderten in
Europa geführt worden sind.
Das preußische Volk läßt geschehen. Dem großen Haufen
darf diese allerdings beispiellose Passivität nicht allzu hoch un-
gerechnet werden. Er wartet auf die Losung aus dem Munde
der Männer, auf deren Stimme er zn hören gewohnt ist und
seine Wortführer schweigen. Die Presse ihrerseits, die nicht

umhin kann alle Tage zu reden, begeht, mit wenigen ehren-
werthen Ausnahmen, entweder offenen Verrath an ihrer Pflicht
und an ihrer Ueberzeugung, indem sie der Bismarck'schen
Leidenschaft schmeichelt, wie die Kölnische Zeitung, oder sie
gibt ihre Herzensmeinung doch nur durch ein leises Flüstern
zu erkennen. So gibt heute die Natioualzeitung ihre Stimme
über Krieg und Frieden im Tone des Schwalbengezwitschers
folgendermaßen ab: „Wie dringend und allgemein auch die
Friedensliebe der Bevölkerungen auf beiden Seiten ist, so wird
es doch nicht geringer Bemühungen bedürfen, um persönlichen
Bestrebungen die nothwendigen Grenzen aufzuerlegen, bevor es
zn spät ist." Punktum. Worin diese „nicht geringen Be-
mühungen" zu bestehen haben , und ob ihr eigenes Friedens-
gesäusel eiue dieser Bemühungen sein soll, darüber läßt uns
die Nationalzeitung im Dunkel. Man mnthet der Presse doch
wahrhaftig keinen Heldenmuth zu, wenn man von ihr verlangt,
daß sie in diesem äußersten Augenblick wenigstens sich zu der
bestimmten und alle Tage wiederholten Erklärung ermanne:
Das preußische Volk will keinen Bismarck'schen Krieg, wir
Protestircn in seinem Namen gegen den Geist des Verderbens,
welcher am Ruder sitzt, wir appelliren von der Kabinetspoli-
tik an die öffentliche Vernunft, an den Selbsterhaltungstrieb
von Staat und Volk.
Es gehört zu der Signatur des fetzigen preußischen Re-
gimentes, daß das Gerücht von der Abtretung eines Gränz-
kreises an Frankreich, als Preis für dessen Zustimmung zur
Anuexiou von Schleswig-Holstein, nicht blos entstehen, sondern
auch sich behaupten und weit und breit einen gewissen Glau-
ben finden konnte. Unter einer Regierung, der man auch nur
die nothdürftigsten Begriffe von politischer Ehre zutraute,Zväre
eine solche Erscheinung unmöglich. Mit dem Verkauf der Saar-
brücker Kohlengruben, heißt cs, oder doch eines Theiles der-
 
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