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368

ANMERKUNGEN UND ZUSÄTZE

Holzkopie nach M. Gebel (?)
Dürermedaille von 1529, Berlin

denn den Feuergeist der Apokalypse oder
den ausgelassenen Schreiber der Briefe
aus Italien. Unter diesem Gesichtspunkt
bedeutet es eine wesentliche Bereiche-
rung unserer Anschauung, wenn man
sich entschließt, den nackten, südlän-
disch-leidenschaf tlich aussehenden Mann
von Weimar (Kniestück, L. 156, W. 267)
in die Reihe der Selbstbildnisse aufzu-
nehmen, wie F. Roh das tut (vgl. Reper-
torium 1917: einneues SelbstbildnisD.s).
Entscheidende Schwierigkeiten scheinen
mir nicht vorzuliegen, wenn auch na-
mentlich die Augenbildung dem doch
gewiß sorgfältigen Madrider Bild nicht
ganz entspricht.

Ganz eigentümlich ist die Medaille des
Hans Schwarz, die, zusammen mit dem
Buchsmodell in Braunschweig, von G.
Habich im Jahrbuch der preuß. Kunst-
sammlungen XXVII, 1906 publiziert ist.

, ,Dem christushaften Idealbild“ *, sagt Ha-
bich, ,,das derMeister mitso liebenswür-
diger Naivität in sich selbst bewunderte,
setzt Schwarz einen Rassemenschen
entgegen, dessen Typus ohne einen guten
Schuß magyarischen Blutes schlechter-
dings unerklärt bliebe“ (a. a. O., S. 58).
Nach Hans Günther (Genie und Rasse,
in: ,,Die Sonne“, Weimar 1928, S. 473)
ist Dürers Hakennase typisch dinarisch,
sein Bildnis von Schwarz eine nordisch-
dinarische Rassenmischung. Auch W.
Waetzoldt, Dürer und seine Zeit, Wien

1935, S. 12, betont die Wahrscheinlich-
keit, daß die Voreltern Dürers deutsche
Kolonisten in Westungarn waren, die
König Bela IV. nach den Mongolenein-
fällen 1241 in das verödete Land gerufen
hatte. Die Medaille muß um 1519 ent-
standen sein (s. Abb. am Schluß).

Im selben Jahre scheint Dürer selbst eine
Porträtmedaille von sich entworfen zu
haben, wenigstens deutet darauf die
Zeichnung zur Schriftseite im Britischen
Museum mit den Worten: imago Alberti
Durer Alemani quam suismet ipse effin-
xit manibus anno aetatis suae XLVIII
salutis vero MDXIX.

Den Eindruck von Tüchtigkeit und Zu-
verlässigkeit macht die Dürermedaille
von 1527 (Steinmodell bei Julius Wern-
her in London), nach der das Berliner
Münzkabinett eine etwas trockene Ko-
pie in Buchs besitzt, datiert 1529. Siehe
die Abbildung. Vgl. Habich, Der Mei-
ster der Beltzinger (Jahrbuch der preuß.
Kunsts. XXXVI (1917), 155). Der grobe
Holzschnitt von Erhard Schön B. 156
scheint auf eine ähnliche Vorlage zu-
rückzugehen. Über die ganze Frage der
Dürerbildnisse vgl. nunmehr H. Kehrer,
Dürers Selbstbildnisse und die Dürer-
Bildnisse Berlin 1934, wo das Material
sorgfältig zusammengestellt, die Beur-
teilung aber nicht immer glücklich ist.

42 ;) Eine Entfaltung des jungen Dürer in der
Werkstatt Wolgemuts darzustellen un-
ternimmt K. Bauch, Dürers Lehrjahre.
Städel-Jahrb. VII/VIII, 1932. Der Ver-
such, das kleine fränkische Gemälde der
Kreuzaufrichtung (Frankfurt) mit sei-
nen ausgeschliffenen handwerklichen
Formen als Werk Dürers ,,kurz vor
1489“ einzuführen, zeigt allerdings, wie
wenig geklärt die Anschauungen über
den jungen Dürer und über Frühwerke
überhaupt noch sind.

2) Die frühere Bezeichnung „Peringsdörf-
fer Altar“ ging irrtümlich auf eine Be-
merkung über Wolgemut in Neudörffers
Nachrichten von Künstlern und Werk-
leuten in Nürnberg 1547 zurück: ,,Sein
 
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