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Wölfflin, Heinrich
Gedanken zur Kunstgeschichte: Gedrucktes und Ungedrucktes — Basel, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.27251#0011
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VORWORT

Werturteile in der bildenden Kunst habe ich auch erst in meinem allerletzten
Semester Übungen anzukündigen gewagt.

An was für Leser ich denke? Offen gestanden wüßte ich in diesen Zeiten mir
gar keinen vorzustellen, wenn mich nicht die Erinnerung an die vielen Hörer
begleitete, die ich während einer langen Dozententätigkeit, in bösen und guten
Jahren, vor mir gesehn habe. Ihnen, den Hörern von Basel, Berlin, München
und Zürich sei dieses Buch gewidmet. Sie werden auch am besten imstande
sein zu ergänzen, was der schriftlichen Fassung fehlt. Da und dort habe ich zu
hören bekommen: Die Bücher - schon gut! aber den eigentlichen Wölfhin
habe man doch nur im Hörsaal kennen lernen können. Ich weiß nicht, wie-
viele es sind, die diese Meinung teilen - meinerseits hätte ich nichts dagegen
einzuwenden.

Winterthur (Zürich), im September 1940.

ZUR ZWEITEN AUFLAGE

Die zweite Auflage ist ein unveränderter Abdruck der ersten Auflage. Daß
diese so rasch vergriffen sein würde, hat niemand vorausgesehen. Es werden
wohl mehr äußere Gründe gewesen sein als die besonderen Vorzüge des Buches.
Allgemein aber hat man gefunden, es besitze eine persönlichere Farbe als
Früheres und wo alte Themen aufgenommen sind, habe die starre Stellung-
nahme von ehemals eine löbliche Lockerung erfahren. So schrieb ein mir freund-
schaftlich nahestehender ehemaliger Münchner Kollege, Voßler: «Auch Ihre
«Grundbegriffe» scheinen sich mir in diesen Neufassungen, ohne an Strenge zu
verlieren, humanisiert zu haben, in dem Sinne nämlich, daß sie mit sich reden
und auch Vertreter anderer Erkenntnisziele zu Worte kommen lassen.» Das war
es in der Tat, was mich hauptsächlich bestimmte, hier noch einmal die Sache
zu besprechen. Wenn ich im übrigen mich bemüht habe, von verschiedenen
Seiten her der Kunstgeschichte beizukommen, so ist es mir doch wohl bewußt,
daß noch ganz andere Fragen an die Kunst gestellt werden können und daß
diese «Gedanken» auch schon durch ihre stoffliche Beschränktheit nicht den
Anspruch machen können, dem Leser einen Generalschlüssel zur Kunstge-
schichte in die Hand zu geben.

Zürich, im Februar 1941.

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