Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0295
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die fpanifche Malerei des 17. Jahrhunderts. D. Murillo. 283
fiechte er hin, und er verfchied, während er dem Notar feinen letzten Willen Sein Tod.
dictirte, am 3. April 1682.
Da Murillo feine Werke nicht datirt hat und ihr Stil doch nur fehr y^^Bijdef
allgemeine Anhaltspunkte für ihre Entftehungszeit giebt, fo ift es unmöglich,
fie ihrer grofsen Maffe nach — haben fich doch an 400 Bilder feiner Hand er-
halten! — chronologifch zu ordnen. Die Daten der einen und der anderen
feiner Hauptwerke und befonders einiger feiner für befhmmte Kirchen und
Klöfter gemalten Gemäldecyklen aber find urkundlich oder literarifch beglaubigt.
Mit der Befprechung diefer Bilder, die feinen Entwickelungsgang alfo doch
inhaltlich und ftiliftifch markiren, haben wir daher zu beginnen; und da die
grofsen Cyklen fpäter faft alle getheilt und zerftreut worden find, fo wird uns
bei ihrer Betrachtung zugleich fchon eine grofse Anzahl der jetzt an verfchie-
denen Orten aufbewahrten berühmteften Werke des Meifters begegnen.
Aus der älteften Zeit Murillos, der Zeit, ehe Pedro de Moya ihn auf die y^Biider
Unzulänglichkeit der Manier Juan del Castillos aufmerkfam machte, haben fich
nur zwei Bilder erhalten, welche in der That die Trockenheit und Härte diefes hungszeitbe-
glaubigt ift.
Meifters zeigen, aber doch, da ihre Echtheit fchwerlich in Frage gezogen werden
kann, beweifen, dafs Murillo bereits in jener Frühzeit grofse Kirchenbilder zu fJheften
malen hatte. Beide waren für das Dominikanerklofter Regina Angelorum ge- Werke’
malt, in dem Ponz fie noch fah1)- Später wurde das eine, welches die Ma-
donna zwifchen Petrus und Paulus und den unten knieenden hl. Dominicus
darftellt, ins Colegio Santo Tomas gebracht, wo fchon Bermudez2) es fah, das
andere aber, welches die Madonna zwifchen den heiligen Franciscus und Thomas
Aquinas und einen Franciskanermönch, dem fie erfcheinen, darftellt, von Ber-
mudez 3) noch im Kreuzgang der Regina Angelorum gefehen, befindet fich ein
gegenwärtig im Fitzwilliam - Mufeum zu Cambridge4). Diefe Bilder find alfo
fpäteftens 1641 entftanden.
Der gröfsere Gemäldecyklus, den Murillo gleich nach feiner Rückkehr von G Sen^
Madrid, im Jahre 1646 auszuführen hatte, fchmückte die »Porteria«, d. h. den ^cykius in
kleinen Kreuzgang des ehemaligen Klofters San Francisco zu Sevilla. Er be- des Kiofters
ftand aus elf zum Theil bezeichneten und mit der Jahreszahl verfehenen Lein-
wandbildern mit lebensgrofsen Figuren, welche Wundergefchichten des Francis-
kanerordens, befonders des Heiligen Diego von Alcala darftellen. Drei von
ihnen brachte fchon der Marfchall Soult nach Paris; die übrigen wurden fpäter
verzettelt. Neuerdings aber find fie alle elf an verfchiedenen Orten wieder Erhaltene
nachgewiefen worden5). Am bekannteften find »der Tod der hl. Clara« ' Cykius^5
1843—1865 in der Galerie Aguado, jetzt beim Earl of Dudley in London, beim Earl
»das Gebet San Diegos, welcher die Suppe der Armen fegnet« und »die in London,
Ekftafe des hl. Franciscus, dem ein geigender Engel erfcheint«, beide in der in d. Acad.
Academia de San Fernando zu Madrid und die fog. »Engelküche« im Louvre Szu MaTna,0
zu Paris; zu den intereffanteften aber gehören auch die Darftellungen »der ™ Paris*

1) Viage de Espana. Tomo IX, Madrid 1780; p. 93.
2) A. a. O. II p. 58.
3) A. a. O. II p. 58.
4) Vgl. Curtis a. a. O. p. 164, no. 117.
5) Von Ch. B, Curtis a. a. O. p. 225.
 
Annotationen