Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0403
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die vlämifche Malerei des 17. Jahrhunderts. A. Uebergangsmeifter.

391

Sein Ende.

P. Goetkint.
Jan Brueg-
hels Auf-
enthalt in
Italien.

Seine Ent-
wicklung.
Marie
Verhüllt.

Diefer war als drittes Kind Peter Brueghels d. A. (oben, S. 64—68), alfo als
jüngerer Bruder Peter Brueghels d. J., im Jahre 1568 zu Brüffel geboren. Sein
Vater darb ein Jahr nach feiner Geburt. Seinen erften Unterricht empfing er
von feiner Grofsmutter Marie Verhtdft, einer tüchtigen Miniaturmalerin; und
fchon diefer Umftand erklärt zur Genüge die ausgefprochene Neigung zur Klein-
kind Feinmalerei, welcher Jan, wenn er in feinen fpäteren Tagen auch wohl
einmal einen breiteren Pinfel führte, im Wefentlichen fein Leben lang treu
blieb. Jung kam er zu Peter Goetkint in Antwerpen in die Lehre; und
auf feine Lehrjahre folgten feine Wanderjahre. Ueber Köln, wo er fich eine
Zeit lang aufhielt, zog er nach Italien; 1593 finden wir ihn in Rom, 1596 noch
in Mailand; gegen Ende desfelben Jahres aber wieder in Antwerpen, wo er
1597 Freimeifter der Lukasgilde wurde, und von diefer Zeit an über ein Viertel
Jahrhundert lang, von allen Seiten gefucht und gefchätzt, mit allen Künftlern,
vor allen Dingen fpäter mit Rubens felbft, aufs innigfte befreundet, in den
beften Verhältniffen lebte. Weil er in Sammet und Seide einherzugehen pflegte,
nannte man ihm, zum Unterfchiede von den anderen Künftlern feiner Familie,
auch den Sammet-Brueghel (Fluweelen Breughel, Breughel de velours}. Er
ftarb am 13. Januar 1625.
Innerhalb feiner feinen, etwas kleinlichen Richtung war Jan Brueghel d. Ä. Sein Stil,
einer der fruchtbarften und vielfeitigften Künftler feiner Zeit. Er fpielte als
Figurenmaler, als Thiermaler und als Blumenmaler eine Rolle; vor allen Dingen
aber als Landfchaftsmaler. Weitaus die meiften feiner Bilder wirken beim

erften Anblick als Landfchaften; und feines Landfchaftspinfels bedienten feine
Freunde, die Antwerpener Figurenmaler in gröfserem Stile, fich auch am öfteften,
um fich die Hintergründe ihrer Gemälde ausführen zu laffen. Befonders fah
Hendrik van Baien fich in diefer Beziehung auf feine Beihülfe angewiefen; und
felbft Rubens verfchmähte es nicht, einige Male mit ihm gemeinfam zu arbeiten.
Nichts aber zeigt feine Vielfeitigkeit in hellerem Lichte, als dafs er umge-
kehrt, anderen Landfchaftsmalern, wie vor allen Dingen Joos de Momper, die
Staffagefiguren in ihre Bilder zu fetzen pflegte. Dementfprechend malte er in
der Regel die Landfchaft und die Staffage feiner Bilder felbft; und die Staffage
fpielt auf feinen zahlreichen, kleinen, miniaturartig durchgeführten Bildchen eine
folche Rolle, dafs fie, wenn fie auch feiten für den Gefammteindruck zur
Hauptfache wird, fo doch diefen fehr wefentlich mit beftimmt; auch ift fie
keineswegs immer nur fittenbildlich der Landfchaft felbft entlehnt; vielmehr
wählt Jan Brueghel oft genug die gröfseften religiöfen, hiftorifchen, mytho-
logifchen und allegorifchen Vorwürfe, um fie in feiner kleinen Art gefchmackvoll
und mit bedeutendem Compofitionstalent zu verarbeiten. In Darftellungen diefer
Art befleifsigt er fich fogar einer mehr oder weniger italifirend idealen Formen-
gebung, wogegen er fich in den Darftellungen aus dem Leben der Bauern,
Fifcher, Fuhrleute, Holzhacker, Jäger, Schiffer u. f. w., die er doch am öfteften
feinen Landfchaften einverleibt, mehr an die Formenfprache feiner leiblichen
Vorfahren anfchliefst, ja, manchmal, wenn er die Städter als Landbefucher mit
auftreten läfst, fchon als Vorgänger der Teniers erfcheint.
Die älteften bezeichneten und datirten Bilder des Meifters, die dem Ver- Seine Bilder
faffer vorgekommen find, befinden fich in der Folge der zwölf je zu fechfen
 
Annotationen