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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0415
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Die vlämifche Malerei des 17. Jahrhunderts. A. Uebergangsmeifter.

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deutenden Einflufs auf die Entwicklung der holländifchen Kunft gewann und
1639 ftarb. Die Studien im Tiroler Hochgebirge verfchafften ihm neue Ge-
fichtspunkte und ein grofses Material, fie zu verwerthen. Wald- und Felfen- Sein Stil,
partien, Flufsthäler zwifchen fchroffen Wänden, geftiirzte Baumftämme und
Steinblöcke hat keiner vor ihm fo treu nach der Natur gezeichnet, wie er.
Nur kam er nicht auf den Gedanken, wie Momper, die grofsen Bergzüge als
folche zu Bildern zu verarbeiten; vielmehr blieb er in der Regel am Vorder-
gründe und Mittelgründe, am häufigften an den Thälern und ihren Wäldern
hängen; doch wufste er bei aller Sorgfalt, mit welcher er Bäume und Felfen
im Vordergründe charakterifirte, den Wald in gröfseren Maffen zu gliedern und
vor allen Dingen durch helle Sonnenblicke, die er aus leicht umwölktem Himmel
fchiefsen liefs, feine Mittelgründe in gröfseren Partien malerifch zu beleuchten.
Der unruhige Eindruck, den feine Bilder trotzdem in der Regel machen, liegt
hauptfächlich an der Ueberfülle von Thieren, mit denen er fie zu ftaffiren
liebte; denn Savery war ein nicht minder eifriger Thier- als Landfchaftsmaler ; Seine Stoffe,
und die ganze Thierwelt hatte es ihm angethan; je mehr verfchiedenartige
Thiere er auf feinen Bildern vereinigen konnte, defto lieber war es ihm; vor-
zugsweife Teilte er daher folche Scenen dar, welche ihm ermöglichten, feine
Landfchaften mit wilden und zahmen Thieren zugleich zu bevölkern: Stücke -
des Erdenparadiefes, Scenen mit der Arche Noahs vor und nach der Sündfluth,
Orpheus, der die Thiere bezaubert, u. f. w. Am ruhigften und beften aber
wirken feine einfacher nach der Natur gemalten Darftellungen, vor allen Dingen
feine Jagdflücke. Seine Bilder haben nach dem Vorgänge Kaifer Rudolfs be- Seine Bilde,
fonders in Deutfchland Abnehmer und Liebhaber gefunden. Aufserhalb Deutfch-
lands find echte Werke feiner Hand, die in der Regel mit feinem vollen Namen
und dem Jahre ihrer Entflehung bezeichnet find, von der gröfsten Seltenheit;
doch befitzen z. B. das Haager Mufeum und die Londoner National Gallery
Orpheusbilder feiner Hand. Dagegen find fie in den meiften deutfchen und m ddeu^en
öfterreichifchen Sammlungen, den grofsen wie den kleinen, zahlreich vertreten; reichifchen
o ' <-> ■ ' Sammlungen.
von feinen heben Bildern der Dresdener Galerie ift das frühefte von 1610, das
fpätefte von 1625 datirt; feine elf Bilder der kaiferlichen Galerie zu Wien um-
faffen die Daten von 1604 bis 1628. Auch einige Blumenfträufse hat er gemalt,
breiter und moderner in der Wirkung, als die im übrigen ähnlichen Bilder
Jan Brueghels des Ä. Beglaubigte Werke diefer Art fieht man in der Galerie
Liechtenftein zu Wien, fowie in den Mufeen zu Utrecht und zu Schwerin.
Ein dritter vlämifcher Meifter, der fein Glück in Holland machte, war
Alexander Kerrincx oder Keirincxx\ Erft 1600 zu Antwerpen geboren, wurde al Keirincx.
er fchon 1619 Meifter der dortigen Gilde, verheirathete fich dafelbft 1622 und Sein Leben,
ift noch 1626 dafelbft nachweisbar, fcheint fpäter, da Poelenburg nicht feiten
die Figuren in feine Landfchaften fetzte, eine Zeit lang in Utrecht gelebt zu
haben, ift aber zuletzt 1652 in Amfterdam nachweisbar. Früher wurde er mit
dem 1590 in Utrecht geborenen und fpäter in England thätigen, aber, wie es
heifst, 1646 in Amfterdam verdorbenen Jakob Kerrincx verwechfelt , über Jakob
__ Kerrincx.
1) Die richtigen Daten aus feinem Leben find erft durch 73 y. v. d. Branden, a. a. O., pag.
1059—1060 und H. Riegel, Beiträge. S. 176—179 zu Tage gefördert worden.
2) Riegel, a. a. O., S. 177.
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