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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0478
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Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt.

'Liechten-1‘feiner Hand zählt. Von den Privatfammlungen kommen für ihn befonders die
in England. Galerie Liechtenftein in Wien und die Sammlung des Lord Lonsdale in Eng-
land in Betracht
Ein Nebenbuhler des Frans Snyders in Rubens Werkftatt auf dem Gebiete
der Thiermalerei, wie es fcheint aber auch Snyders’ Schüler, und ficher fein
Pani de Vos. Schwager und fein Freund war Paul de Vos, ein Bruder des berühmten Bild-
nifsmalers Cornelis de Vos, den wir in anderem Zufammenhange kennen lernen
werden. Paul de Vos, deffen Schweiler die Gattin des Snyders war, wurde
SeiDav?drei um *59° zu Hulft geboren. Sein erfter Lehrer war ein gewiffer David Remeeus
Remeeus. (1559—1626) in Antwerpen. Als felbftändiger Maler erfcheint er erft 1630
in der St. Lukasgilde diefer Stadt. Er ftarb hier 1678. Paul de Vos bewegt fleh
Paulgdev°s Alles in Allem ganz auf demfelben Boden wie F. Snijders, dem feine Bilder
auch oft genug noch zugefchrieben werden; doch find fie etwas glatter im
Seine Bilder Vortrag und weniger reich in der Farbengebung. Am beften lernt man fie in
in Madrid, der Madrider Galerie kennen, die nicht weniger als fünfzehn, grofsentheils be-
zeichnete Bilder feiner Hand, befitzt. Mit feinem Namen bezeichnet ift auch

in Brüffel,

Jan Wildens.

Namen
welches

Seinebeglau-
bigtenWerke
in Dresden,

in München,
in Augsburg,
in Schleifs-
heim,
in Dresden.
Die Land-
fchaften der
Genoffen-
fchaft des
Rubens.

die »Hirfchjagd« des Brüffeler Mufeums, die eins feiner Hauptbilder ift. Als
nicht bezeichnete Werke feiner Hand find befonders mehrere feiner Thierftücke
in München, in Augsburg und in Schleifsheim zu nennen. Ihnen fchliefst fleh
ein bisher »Snyders« genanntes Paradiefesbild in Dresden an.
Was Snyders und Paul de Vos dem Rubens als Thiermaler waren, das
waren Jan Wildens und Lucas van Uden ihm als Landfchaftsmaler. Auch fie
wurden von Rubens felbft in ihrem eigenften Fache weit übertroffen; aber
gerade in feiner guten mittleren Zeit überliefs der Meifter die landschaftlichen
Gründe feiner Bilder am erften fremden Händen. Wildens und Uden find
daher fehr oft von feiner Werkftatt in Anfpruch genommen worden. Wildens
ift Alles in Allem der breitere, decorativere, im Tone einheitlichere, braunere
und wärmere, Uden der forgfältiger ausführende, frifcher grün tönende Meifter.
Doch verficht es fleh von felbft, dafs beide in jedem einzelnen Falle dem
decorativen Bedürfnifs der Figurencompofltion, in deren Dienft fie fleh ftellten,
Rechnung zu tragen Eichten. Die Sonderung ihrer Hände auf den einzelnen
Rubens’fchen Bildern ift noch nicht durchgeführt; die Seltenheit der Wildens-
fchen, die Häufigkeit der van Udenfchen felbftändigen Bilder aber läfst es von
vornherein wahrfcheinlich erfcheinen, dafs der erftere in gröfserem Umfange
für den Antwerpener Grofsmeifter thätig war, als der letztere. Uebrigens
malten auch fie Beide nicht nur in Gemeinfchaft mit Rubens, fondern auch mit
manchen anderen Figurenmalern.
Jan Wildens war 1586 in Antwerpen geboren, war ein Schüler des »Peter
Verhulft alias Floris« 2), wurde 1604 Freimeifter der Antwerpener Gilde, hielt
fleh von 1613—1618 in Italien auf, trat nach feiner Rückkehr in enge Be-
ziehungen zu Rubens und ftarb 1653 in feiner Vaterftadt.
Den Ausgangspunkt für feine Beurtheilung bildet das mit feinem
und der Jahreszahl 1624 bezeichnete Gemälde der Dresdener Galerie,

1) Vgl. Waagen, Treasures III, p. 265.
2) Nicht zu verwechfeln mit dem oben S. 400 genannten Meifter. — \ gl. Riegel, Beiträge,
II, S. 90.
 
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