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Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt.
Landfchaften zu erzählen, beeinflufste; 1606 war er, wie fchon angedeutet,
wieder in Antwerpen, wo er in feinen fpäteren Jahren mit manchem Mifs-
Khchen- ge^chick zu kämpfen hatte. Er hat zunächst einige grofse Kirchenbilder ge-
hikicr. malt. Als folche werden »Chriftus am Oelberg« und »die Werke der Barm-
herzigkeit« in der Pauluskirche zu Antwerpen1) und die von 1615 bezeichnete
»Verklärung Chrifti« in der Hauptkirche zu Dendermonde2) genannt. Sie find
unfrei in der Compofition und von erfchreckender Trockenheit der Farbe. Dafs
ändere er auch fonft hiftorifche Darftellungen malte, beweifen überlieferte urkundliche
parftei- Nachrichten über nicht erhaltene Werke feiner Hand, welche »den Triumph
langen. . . 1
König Davids«, »Paulus in Lakonien«, »den Schiffbruch des Paulus«, »die Auf-
erweckung des Lazarus« u. dgl. darftellten3). Es wird jedoch allgemein ange-
nommen, dafs er mit feinen meiften und charakteriftifchften Werken fchon mitten
Teniers d. ä. jm Stoffgebiet und in der Kunftweife feines weltberühmten Sohnes David
Teniers II. geflanden. Auf diefem fittenbildlichen Gebiete die Hände der beiden
Meifter bis zur freien reifen Zeit des jüngeren zu unterfcheiden, gehört, da fie
fich des gleichen Monogramms oder der gleichen Namenszeichnung bedienten
und uns gerade auf diefem Gebiete auch keine Datirungen zu Hülfe kommen,
zu den fchwierigften Aufgaben der Kunftgefchichte. In den bisherigen Samm-
lungskatalogen ift die Vertheilung offenbar mit der gröfsten Willkür vorge-
nommen worden. Die Kritik der Gegenwart neigt fich dahin, in der Mehrzahl
der Werke diefer Art, die früher dem alten David Teniers zugefchrieben wurden,
Jugend werke des jüngeren zu erkennen4)- Die freieren reizvolleren Darftellungen
fcheinen diefem letzteren in der That alle zurückgegeben werden zu mülfen.
Der alte malte theils fchwerfälliger und alterthümlicher, theils kühler, trockener
und härter bei kleinlicherer und fpitzigerer Behandlungsweife als der junge.
Immerhin müffen wir aber doch den Verfuch machen5 6), einige echte Bilder
diefer Art von feiner Hand zu bezeichnen.
Sein einziges Das einzige voll beglaubigte Bild des alten Teniers befitzt feit Kurzem das
beglaubigtes ö 00
Bild? Mufeum zu Douai °). Es ftellt in einem Zimmer bei Abend einen Hexenauszug dar,
derb und ruhig in der Bewegung, fein und eingehend in der Ausführung, kräftig
im klaren braunen Gefammtton, befonders geiftoll in der Behandlung des Mond-
lichtes, in welchem man durch die Hausthür in der Ferne Hexen tanzen fleht.
Seine Bilder Als unzweifelhafte Werke David Teniers des Vaters fehen wir ferner eine
in Wien, Reihe von Bildern der Kaiferlichen Galerie zu Wien an: zunächft die von 1638
datirten vier mythologifchen Landfchaften mit Juno vor Jupiter, mit Nymphen
und Satyrn, mit Vertumnus und Pomona, mit Merkur und Argus, Bilder,
1) F. y. v. d. Branden, a. a. O. p. 753-
2) Auch nach Roofes a. a. O. p. 587.
3) F- 7- 7J' d- Branden a. a. O. p. 755—756.
4) Manchmal wurden ihm fogar notorifch fpäte Werke feines Sohnes zugefchrieben: fo z. B.
die grofse Bauernkirmefs in Hübners Dresdener Katalog.
5) Etwas allzuleicht macht J. G. IVauters a. a. O. p. 28 fich die Sache, indem er überhaupt
kein einziges Werk des alten Teniers nennt.
6) Handfchriftliche Mittheilung von L. Scheibler ■. Das Bild ift DAVIT TENIER Do FECIT
A 1633 bezeichnet. Do. heifst alfo hier, wie bei den Francken »den ouden«. Es war das Jahr,
in welchem der jüngere D. Teniers in die Lucasgilde aufgenommen wurde. Nachher gab der alte
die Unterfcheidung wieder auf.
Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erfter Abfchnitt.
Landfchaften zu erzählen, beeinflufste; 1606 war er, wie fchon angedeutet,
wieder in Antwerpen, wo er in feinen fpäteren Jahren mit manchem Mifs-
Khchen- ge^chick zu kämpfen hatte. Er hat zunächst einige grofse Kirchenbilder ge-
hikicr. malt. Als folche werden »Chriftus am Oelberg« und »die Werke der Barm-
herzigkeit« in der Pauluskirche zu Antwerpen1) und die von 1615 bezeichnete
»Verklärung Chrifti« in der Hauptkirche zu Dendermonde2) genannt. Sie find
unfrei in der Compofition und von erfchreckender Trockenheit der Farbe. Dafs
ändere er auch fonft hiftorifche Darftellungen malte, beweifen überlieferte urkundliche
parftei- Nachrichten über nicht erhaltene Werke feiner Hand, welche »den Triumph
langen. . . 1
König Davids«, »Paulus in Lakonien«, »den Schiffbruch des Paulus«, »die Auf-
erweckung des Lazarus« u. dgl. darftellten3). Es wird jedoch allgemein ange-
nommen, dafs er mit feinen meiften und charakteriftifchften Werken fchon mitten
Teniers d. ä. jm Stoffgebiet und in der Kunftweife feines weltberühmten Sohnes David
Teniers II. geflanden. Auf diefem fittenbildlichen Gebiete die Hände der beiden
Meifter bis zur freien reifen Zeit des jüngeren zu unterfcheiden, gehört, da fie
fich des gleichen Monogramms oder der gleichen Namenszeichnung bedienten
und uns gerade auf diefem Gebiete auch keine Datirungen zu Hülfe kommen,
zu den fchwierigften Aufgaben der Kunftgefchichte. In den bisherigen Samm-
lungskatalogen ift die Vertheilung offenbar mit der gröfsten Willkür vorge-
nommen worden. Die Kritik der Gegenwart neigt fich dahin, in der Mehrzahl
der Werke diefer Art, die früher dem alten David Teniers zugefchrieben wurden,
Jugend werke des jüngeren zu erkennen4)- Die freieren reizvolleren Darftellungen
fcheinen diefem letzteren in der That alle zurückgegeben werden zu mülfen.
Der alte malte theils fchwerfälliger und alterthümlicher, theils kühler, trockener
und härter bei kleinlicherer und fpitzigerer Behandlungsweife als der junge.
Immerhin müffen wir aber doch den Verfuch machen5 6), einige echte Bilder
diefer Art von feiner Hand zu bezeichnen.
Sein einziges Das einzige voll beglaubigte Bild des alten Teniers befitzt feit Kurzem das
beglaubigtes ö 00
Bild? Mufeum zu Douai °). Es ftellt in einem Zimmer bei Abend einen Hexenauszug dar,
derb und ruhig in der Bewegung, fein und eingehend in der Ausführung, kräftig
im klaren braunen Gefammtton, befonders geiftoll in der Behandlung des Mond-
lichtes, in welchem man durch die Hausthür in der Ferne Hexen tanzen fleht.
Seine Bilder Als unzweifelhafte Werke David Teniers des Vaters fehen wir ferner eine
in Wien, Reihe von Bildern der Kaiferlichen Galerie zu Wien an: zunächft die von 1638
datirten vier mythologifchen Landfchaften mit Juno vor Jupiter, mit Nymphen
und Satyrn, mit Vertumnus und Pomona, mit Merkur und Argus, Bilder,
1) F. y. v. d. Branden, a. a. O. p. 753-
2) Auch nach Roofes a. a. O. p. 587.
3) F- 7- 7J' d- Branden a. a. O. p. 755—756.
4) Manchmal wurden ihm fogar notorifch fpäte Werke feines Sohnes zugefchrieben: fo z. B.
die grofse Bauernkirmefs in Hübners Dresdener Katalog.
5) Etwas allzuleicht macht J. G. IVauters a. a. O. p. 28 fich die Sache, indem er überhaupt
kein einziges Werk des alten Teniers nennt.
6) Handfchriftliche Mittheilung von L. Scheibler ■. Das Bild ift DAVIT TENIER Do FECIT
A 1633 bezeichnet. Do. heifst alfo hier, wie bei den Francken »den ouden«. Es war das Jahr,
in welchem der jüngere D. Teniers in die Lucasgilde aufgenommen wurde. Nachher gab der alte
die Unterfcheidung wieder auf.