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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0538
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Sechstes Buch. II. Abtheilung. Erder Abfchnitt.

Von diefen Meiftern find einige, wie gefagt, bereits in anderem Zufammen-
hange befprochen worden; über einige andere von ihnen, nämlich über Peter
Borchtad.dp van der Borcht d. J., der wahrfcheinlich ein Sohn des als Landfchaftsradirers
ignatz van bekannten älteren Künftlers diefes Namens war Ü, über Ignatz van den Stock,
den Stock. . ' 0 ’
deffen eigene Radirungen allerdings bekannt und gefucht find2) und über Jan
jan Mertens. Mertens, der uns eben nur als Lehrer des Jacques Arthois intereffirt3), läfst fich
überhaupt kaum etwas fagen, da keine Gemälde von ihnen bekannt find. Die
Meifter der drei Schulzweige, welche uns hier noch etwas eingehender zu befchäf-
tigen haben, find daher nur Achtfchellinck, de Vadder, dArthois und Huysmans.
de°vZdder Von ihnen Lehen wir Lodewyk de Vadder, als den älteften, voran. So
alt freilich, wie die Handbücher und Kataloge ihn bis in die neuefte Zeit hinein
Sein Leben, gemacht haben4), war er nicht. Er wurde erfl am 8. April 1605 zu Brüffel

getauft, trat 1628 der Gilde feiner Vaterftadt bei und ftarb in ihr im Auguft 1655.
Sem Kunft- Aber in manchen Beziehungen ift er doch als der Urheber der durch die folgen-
den Meifter weiter entwickelten eigentlichen Brüfleler Richtung der Landfchaft-

malerei anzufehen, welche ihre Motive der durch Wald undWaffer belebten Hügel-
landfchaft der Umgebung der belgifchen Hauptftadt entlehnt und aus prächtigen

nordifchen Laubbaumgruppen, gelbfandigen Wegausfchnitten, Fernblicken auf
kleine Flüffe oder Seen und blaue Hügelreihen unter leichtbewölktem Himmel
ein wohl abgewogenes, aber auch frifches, natürliches und anfprechendes künft-
bezJ’chneten lerifches Ganze zu bilden weifs. Bezeichnete Bilder von der Hand Lodewyk
Eiidcr t;G Vadders find aufserordentlich feiten. Der Verfaffer kennt nur die folgenden
in Würzburg, vier: 1) »Ein Weg am Waldrande mit blauer Ferne« in der Würzburger Uni-
verfitätsfammung, wahr in der Auffaffung, breit aber ficher in der Durchführung,
frifch und energifch in der Farbe; 2) »Ein Dorf hinter Bäumen« in derfelben
Sammlung: eine, flüchtige, breit hingeftrichene Skizze; 3) »Ein Waldweg« im
Stockholmer Mufeum, die Bäume braun im Schatten, grau im Licht, der Wreg
braun, die Ferne blaugrün; alles breit, etwas decorativ in der Zeichnung, klar
in Hadzor. und feft im Tone; 4) »Eine Dünenlandfchaft zu Hadzor bei Droitwich (1879):
weich und breit mit heller, fefter Luft und gelblichen Wolken. Nach Mafs-
^'ifde? gäbe diefer Bilder werden ihm auch in den öffentlichen Sammlungen zu München,
feiner Hand. HUe, Darmftadt und Innsbruck mit Recht kleine Landfchaften zugefchrieben.
In allen zeigt de Vadder fleh deutlich als der Vorgänger Achtfchellincks und
Arthois’. Die Behandlung des Baumlaubs ift fchon ganz frei, manchmal etwas
allzu flüchtig und breit' die klaren Lüfte zeigen fchon die Wolken mit gelben
„ Seine Sonnenfeiten, die für die Schule charakteriftifch find. Von feinen radirten Land-
fchaften find acht kleinere Blättchen, welche eine Folge bilden (B. 1 — 8) und
die »Landfchaft mit dem fleh fchlängelnden Bach« (B. 10) hervorzuheben■’).

1) Vgl. Nagler-, Die Monogrammmiften IV, S. 852 und Andresen, Handbuch, I. S. 159.
2) J. Ph, v. d. Kellen-, Le peintre graveur hollandais, Utrecht 1866 p. 70—74-
3) Sollte nicht vielleicht die dem Mirou zugefchriebene, mit einem aus J und M zufammen-
gefetzten Monogramme verfehene Landfchaft der Eremitage zu St. Petersburg von ihm herrühren?
4) Sie fetzten feine Geburt um 1560, feinen Tod um 1623 an. Die im Texte gegebenen urkund-
kundlichen Daten, von denen die beiden letzteren übrigens fchon feit einiger Zeit bekannt waren, hat
H. Hymans vor Kurzem ermittelt und W. Schmidt in der Kunftchronik XXI (1886) S. 523 ver-
öffentlicht.
5) Bartfeh, Peintre graveur, V, p. 57—70.
 
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