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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0055
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Die holländifche Malerei des 17. Jahrh. A. Die Utrechter Schule und verwandte Meifter.

Früchten, von aufsen wie im Anfchnitt, feinen Blumen und Blättern, aber auch
feinen goldenen, filbernen, fleinernen und gläfernen Gefäfsen und der kleinen
Thierwelt, die fich in und an feinen Stilleben bewegt, zu verleihen vermag;
erftaunlich ift aber auch die beraufchende Pracht feiner Zufammenftellung der
fchönften und feltenften Früchte, der vornehmften Blumen zu märchenhaft herr-
lichen Haufen und Sträufsen, welche ihre ideale Natur manchmal allerdings
auch darin zur Schau tragen, dafs folche Früchte zufammengeflellt find, wie
Trauben und Kirfchen, welche der Meifter fchwerlich jemals nebeneinander
gefehen hat. Früchte und Blumen jeder Art bilden den Hauptbeflandtheil
feiner Bilder. Manchmal giebt er Schüffeln, Teller und Gefäfse, feltener einen
Römer voll funkelnden Weines, nicht eben häufig andere efsbare Herrlichkeiten,
wie einen fchönen rothen Hummer oder Auftern hinzu; noch feltener gefeilt er,
wie z. B. auf einen Prachtbilde der Dresdener Galerie, den Blumen und Früchten c*
als »Memento mori« einen Todtenkopf. Von kleinem Gethier aber wimmelt Dresden-
es auf manchem feiner Bilder. Sehen wir uns z. B. eines feiner Hauptwerke,
das grofse Stilleben mit dem Vogelneft in der Dresdener Galerie darauf hin
an. Vor altem Gemäuer find die köftlichften Früchte aufgehäuft, diesmal wirk-
lich nur der Zeit nach zu einander paffende Herbftfrüchte: in ihrer Mitte eine
gelbe Melone, an deren duftig leuchtendem Anfchnitt eine Wefpe nagt. Links
vorn fieht man eine Maus und eine Eidechfe. Rechts vorn liegt ein Vogelneft,
an dem Ameifen kriechen; daneben ein todter Stieglitz auf dem Rücken; oben
auf dem Zweig aber fitzt ein lebendiger Stieglitz. — Libellen, Schmetter-
linge und Käfer umfehwirren faft alle Blumenftücke des Meifters.
Die meiften Werke Jan Davidsz de Heem’s, nicht weniger als zehn Original- |^ngijidber‘"
bilder, befitzt die Dresdener Galerie, ihrer fünf befitzt die Karlsruher Kunft- j" Dresden,
in Karlsruhe,
halle, mindeftens eben fo viele die Galerie Liechtenftein zu Wien; ihrer vier in Wien (Gai
- . .. „ Liechten-
fieht man im Berliner Mufeum, in der Münchener Pinakothek und im Schweriner ftein),
Mufeum, ihrer drei im Brüffeler Mufeum, in der Ermitage zu St. Petersburg, in München,
und in der Turiner Pinakothek. Zwei oder eins feiner Bilder befitzen die Brüffei, s’t.
meiften namhaften Sammlungen der Welt, auch die holländifchen. Verhältnifs- Turin u. f. w.
rnäfsig feiten ift er in den englifchen Galerien; von Frankreichs öffentlichen
Sammlungen befitzt nur der Louvre ein echtes Bild feiner Hand. Am zahl-
reichften ift er, wie fo mancher holländifche Meifter, in der Gefammtheit der
deutfehen Galerien vertreten.
Von feinen Söhnen trat der fchon erwähnte Cornelis de Heem, welcher SeineSohne:
1631 zu Leiden geboren war, aber jung mit feinem Vater nach Antwerpen de Heem.
kam, wo er 1695 ftarb, ganz in deffen Fufstapfen. In feinen beften Bildern Leb^n.
fleht er feinem Vater fo nahe, dafs fie fich nur durch ihre in der Buchftaben- Deffen Art.
form verfchiedene Bezeichnungsweife von den feinen unterfcheiden laffen. In feinen
Durchfchnittsbildern aber ift er doch weniger klar und feft im Vortrag, ift er trüber
und brandiger im Ton als fein Vater. Fünf beglaubigte Bilder feiner Hand DeffenBiider
befitzt die Dresdener Galerie, (bei einem war die Bezeichnung auf Jan Davidsz in Dresden,
gefälfcht), drei das Schweriner Mufeum, zwei, nebft einem nicht beglaubigten, in Schwerin,
aber echten, die Münchener Pinakothek, zwei die Karlsruher Kunfthalle, eins, inuMyn^en
nebft einem unbeglaubigten, das Städel’fche Inftitut zu Frankfurt a. M.; je ein
mit feinem Namen bezeichnetes Bild befitzen das Berliner Mufeum, das Darm-
 
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