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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,2) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48522#0182
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Sechstes Buch. II. Abtheilung. Zweiter Abfchnitt.

710

Sein Leben.

der Bam-

Seine
Kunftweife.

Bilder
im Amfter-
damer
Reichs-
mufeum.

Die Haupt-
fchüler Rem-
brandt’s in
feiner frühen
Amfter-
damer Zeit.
Jacob
A. Backer.

in Braun-
fchweig,
in
Rotterdam, MufeumS.

halten. Von den Schülern feiner Leidener Frühzeit ift W. de Poorter bereits
oben (S. 618) befprochen worden, werden wir Gerard Dou, feinen Leidener
Hauptfchüler, in der Leidener Schule kennen lernen.
Zu den früheften Schülern feiner Amflerdamer Zeit, zugleich zu feinen
Hauptfchülern überhaupt, gehören J. A. Backer, G. Flinck, F. Boi und J. de Wet.
Man nimmt an, dafs diefe fchon etwa 1632 in feine Werkftatt eintraten.1)
Jacob Adriaensz Backer war ein Altersgenoffe Sal. Könincks. Er war
1608 oder 1609 in Haarlingen geboren und empfing feinen erflen Unterricht
bei einem Meifler in Leeuwarden, trat dann aber in Rembrandts Schule in
Amflerdam ein, wo er fchon vor 1635 nachweisbar ift, und blieb auch in
Amfterdam anfäffig, wo er am 27. Aug. 1651 begraben wurde.2) Wohl von
ihm zu unterfcheiden, aber bis in die neuefte Zeit hinein mit ihm verwechfelt3)
ift fein Neffe Adriaen Backer. Jacob Backer ift in erfter Linie, wenn nicht aus-
fchliefslich, Bildnifsmaler gewefen. Ob das nicht bezeichnete, recht glatte,
lüfterne Bild, welches Venus, Adonis und Amor darftellt und früher in der
Caffeler Galerie unter feinem Namen ausgeftellt war, wirklich von ihm her-
Bndniffe rührt, ift wohl nicht ausgemacht. In feinen Bildniffen ging er von einer kräf-
tigen Rembrandtnachahmung aus, wie fie uns in den beiden wahrfcheinlich
von ihm in feiner Jugend gemalten Bildniffen roth gekleideter junger Männer
in der Dresdener Galerie4) entgegentritt; fpäter wurde er ruhiger und glatter
im Vortrag wie im Helldunkel, blieb aber ein tüchtiger gefchätzter Meifler
feines Faches. Als Bilder, welche wir nach Mafsgabe ihrer Malweife und
ihres aus J. A. B. zufammengefetzten Monogrammes für Werke feiner Hand
halten, obgleich fie bisher dem Adriaen zugefchrieben worden, feien ge-
nannt : das fchöne, noch fehr an Rembrandt erinnernde Regentenftück des
Amfterdamer Reichsmufeums, welches fechs Vorfteher des »Werkhaus« und
zwei andere Perfonen darftellt, das männliche und das weibliche Bruftbild
in der Braunfchweiger Galerie und das männliche Bildnifs des Rotterdamer
Entfcheidend ift die Jahreszahl 1643 auf dem mit dem gleichen
Monogramme verfehenen und in der gleichen Art gemalten Bildnifs des Rechts-
in Berlin, gelehrten de Vroudt im Berliner Mufeum; denn Adriaen Backer war erft 1635
oder 1636 geboren. Auch das prächtige Schützenftück von 27 Geftalten im
damer Rath- Amflerdamer Rathhaus, das noch ein zweites ähnliches Bild feiner Hand
befitzt, kann nach feiner Bezeichnung und feiner Jahreszahl 1642 nur von Jacob
herrühren. Daffelbe gilt von den beiden lebensgrofsen Hüftbildern eines
PHv^befi« Ehepaares von 1644 bei Herrn Alexander Rive in Köln. Ihnen fchliefsen fich
in Dresden, die bezeichneten, aber nicht datirten Bilder in der Dresdener und in
in Bamberg, berger Galerie an.5)

1) Vosmaer, Rembrandt a. a. O., p. 138—143.
2) Der nach Oud Holland III, p. 59 am 18. Juli 1685 zu Amfterdam begrabene Jac. Backer
war ein anderer. So auch Bredius.
3) Auch noch in Bredius Catalogus des Amfterdamer Reichsmufeums von 1886 zu No. 50;
jetzt (Catalogus I887, p. 5), ift aber auch Bredius unferer Anficht. — Vgl. übrigens die Bemerkungen
im Berliner Verzeichniss 1883, S. 18—19 und von L. Scheibler im Repertorium VI, S. 194.
4) Auch Bredhis und Scheibler halten fie für Werke Backer’s.
5) Zweifelhaft fcheint dem Verfaffer die Bezeichnungsweife auf den beiden Bruftbildern eines
Ehepaares in der Münchener Pinakothek.
 
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