Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wundram, Manfred; Wundram, Manfred [Editor]; Lochner, Stephan [Ill.]
Stefan Lochner - Madonna im Rosenhag — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 106: Stuttgart: Philipp Reclam jun., 1965

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.62837#0035
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
So mag die „Madonna im Rosenhag“ im Zenit des
Lochnerschen Schaffens, vermutlich in unmittelbarer zeit-
licher Nachbarschaft des Dreikönigsaltars gemalt worden
sein - gleichzeitig aber auch mit dem Heilsspiegelaltar
des Konrad Witz und nur wenige Jahre nach dem
Wurzacher Altar Hans Multschers. Während jedoch in
den zukunftweisenden Werken dieser großen Zeitgenos-
sen Raum und Fläche, Einheit und Vielfalt, Strenge und
Freiheit häufig in ein dramatisches Spannungsverhältnis
zueinander gesetzt werden, ist es Lochners Geheimnis,
die Pole unmerklich miteinander zu verschmelzen. Ent-
standen auf der Grenze von Mittelalter und Neuzeit,
entfaltet sein Werk in der Schwebe zwischen Traum und
Wirklichkeit, zwischen kindlicher Frömmigkeit und wa-
cher Beobachtung einer überaus verfeinerten bürger-
lichen Kultur seinen unvergleichlichen Zauber, der in
der gesamten abendländischen Malerei des 15. Jahrhun-
derts nur im Schaffen des Malermönches Fra Angelico
eine ebenbürtige Parallele hat.

STEFAN LOCHNERS LEBEN
Die urkundliche Überlieferung ist spärlich. Und selbst
die wenigen Dokumente, die sich auf einen Meister
„Steffen Lochener“ in Köln beziehen, ließen sich nicht
mit einem Werk in Verbindung bringen, wäre nicht eine
Notiz Dürers überliefert, der im Oktober 1520 auf sei-
ner Reise in die Niederlande in Köln Station gemacht
hatte: „Item hab 3 weiß, item hab 2 weiß geben von
der taffel auffzusperren geben, die maister Steffan zu
Cöln gemacht hat.“ Gemeint ist vermutlich der Drei-
königsaltar, der sich ursprünglich in der 1945 zerstörten
Ratskapelle „St. Maria in Jerusalem“ befand und 1810
von dort in den Dom übertragen wurde. So dürfen
wir - wenn auch nicht ohne jeden Vorbehalt - den
Maler des Dreikönigsaltars mit dem urkundlich genann-
ten „Meister Steffen“ identifizieren.

17
 
Annotationen