Bildern oft etwas schwach erscheinen, sind, wie sie nur
bei den besten Mahlern gefunden werden. Anordnung
und Ausdruck werden selbst Künstler der jetzigen Zeit
vortrefflich finden müssen. In Rücksicht des Reichthums
an so ausdrucksvollen und doch so vollendet ausgearbei-
tet großen Köpfen könnte man dies Gemählde wohl
mit keinem andern vergleichen, als etwa mit der Trans-
figuration von Raphael. Herrlich treten die Figuren her-
vor, besonders in den Seitengruppen, wo der Vorgrund
etwas heller ist; die Hauptfiguren der beiden Märtyrer,
der heilige Geryon in voller Rüstung, jedoch ohne Flelm,
und die schöne Ursula mit dem Pfeile in der Hand
neben dem geliebten Jüngling, der sie mit zärtlicher Be-
kümmerniß anschaut. Wie schön und gefühlt ist die Art
wie diese ausgezeichnet, und ihr Märtyrerthum in der
rührenden Stellung und dem blassen Gesicht grade nur
so viel angedeutet ist, um die freudige Hoheit des
Hauptstückes durch diese wehmüthige Umgebung in ein
noch innigeres sanftes Liebesgefühl zu verschmelzen.
Doch wie ließen sich alle Schönheiten dieses Gemähldes
aufzählen oder auch nur die Umrisse der Anordnung
und des Gedankens einigermaßen befriedigend beschrei-
ben? In einem Werke, wie dieses, liegt die ganze Kunst
beschlossen; und etwas Vollkommneres, von Menschen-
händen gemacht, kann man nicht sehen.
Und der Name dieses glücklichen Meisters ist unbe-
kannt! So war es die Art jener altdeutschen Zeit; weiß
man ja doch auch den Namen des Mannes nicht, der das
Wunderwerk des Domes entwarf; denn nicht die Eitel-
keit trieb jene Alten, sondern die Liebe zum Werk. Aber
die Nachwelt hätte nicht so undankbar und vergeßlich
seyn sollen. Ein Freund von mir ist so glücklich gewesen
einige kleinere Bilder an sich zu bringen, die offenbar
von demselben Meister herrühren; sehr viele der Köpfe
sind von diesem früheren Versuch auf das große Bild
genau übertragen, aber freilich mit den größern Dimen-
sionen, auch reicher entwickelt und noch sorgfältiger
ausgeführt. Doch beseelt dieselbe liebevolle Anmuth
auch diese kleinern Bilder, die jeder, der das Große ge-
sehen, mit der innigsten Theilnahme beschauen muß,
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bei den besten Mahlern gefunden werden. Anordnung
und Ausdruck werden selbst Künstler der jetzigen Zeit
vortrefflich finden müssen. In Rücksicht des Reichthums
an so ausdrucksvollen und doch so vollendet ausgearbei-
tet großen Köpfen könnte man dies Gemählde wohl
mit keinem andern vergleichen, als etwa mit der Trans-
figuration von Raphael. Herrlich treten die Figuren her-
vor, besonders in den Seitengruppen, wo der Vorgrund
etwas heller ist; die Hauptfiguren der beiden Märtyrer,
der heilige Geryon in voller Rüstung, jedoch ohne Flelm,
und die schöne Ursula mit dem Pfeile in der Hand
neben dem geliebten Jüngling, der sie mit zärtlicher Be-
kümmerniß anschaut. Wie schön und gefühlt ist die Art
wie diese ausgezeichnet, und ihr Märtyrerthum in der
rührenden Stellung und dem blassen Gesicht grade nur
so viel angedeutet ist, um die freudige Hoheit des
Hauptstückes durch diese wehmüthige Umgebung in ein
noch innigeres sanftes Liebesgefühl zu verschmelzen.
Doch wie ließen sich alle Schönheiten dieses Gemähldes
aufzählen oder auch nur die Umrisse der Anordnung
und des Gedankens einigermaßen befriedigend beschrei-
ben? In einem Werke, wie dieses, liegt die ganze Kunst
beschlossen; und etwas Vollkommneres, von Menschen-
händen gemacht, kann man nicht sehen.
Und der Name dieses glücklichen Meisters ist unbe-
kannt! So war es die Art jener altdeutschen Zeit; weiß
man ja doch auch den Namen des Mannes nicht, der das
Wunderwerk des Domes entwarf; denn nicht die Eitel-
keit trieb jene Alten, sondern die Liebe zum Werk. Aber
die Nachwelt hätte nicht so undankbar und vergeßlich
seyn sollen. Ein Freund von mir ist so glücklich gewesen
einige kleinere Bilder an sich zu bringen, die offenbar
von demselben Meister herrühren; sehr viele der Köpfe
sind von diesem früheren Versuch auf das große Bild
genau übertragen, aber freilich mit den größern Dimen-
sionen, auch reicher entwickelt und noch sorgfältiger
ausgeführt. Doch beseelt dieselbe liebevolle Anmuth
auch diese kleinern Bilder, die jeder, der das Große ge-
sehen, mit der innigsten Theilnahme beschauen muß,
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