386 Rembrandt
strengungen, um seine Lage zu bessern.
1660 erhielt er den Auftrag, für das Rat-
haus die Verschwörung des Claudius Civilis
zu malen; am 28. Aug. 1662 war das Bild
abgeliefert, wurde aber bereits im Jahre
darauf durch ein anderes von Juriaan
Üvens ersetzt, weil , die Besteller nicht
damit zufrieden waren. Gleicherzeit, 1661
bis 1662, malte er die Staalmeester für
die Tuchmacherzunft, jedenfalls sein be-
deutendstes Werk.
Da Rembrandt für alte Schulden noch
immer mit seinem Erwerb haftete, schlös-
sen Titus und Hendrickje am 15. Dez.
1660 vor einem Notar einen Vertrag und
errichteten ein „Kompagniegeschäft für
den Handel mit Gemälden, papierner
Kunst, Kupferstichen und Holzschnitten,
item für den Druck dieser, ferner für den
Handel in Raritäten und derer Ap- und De-
pendentien" und bestellten Rembrandt als
ihren Geschäftsleiter. Beide waren jetzt
die Firmainhaber, Rembrandt sollte „Kost
und Trank haben und frei von der Haus-
haltung und Miethe sein"; dagegen floß
auch der Erlös aus dem Verkaufe seiner
Gemälde in die Kasse der Firma. Mit
diesem Handel suchten Hendrikje und
Titus, Rembrandt vor den Nachforderungen
der Gläubiger zu schützen und seine Exi-
stenz sicherzustellen. Er selbst schien sich
dabei sehr wohl befunden zu haben, denn
er huldigte seinen alten Liebhabereien und
sammelte Kunstgegenstände und Antiqui-
täten wie zuvor. Nach seinem Tode wur-
den drei Zimmer, die „voll Gemälde, Zeich-
nungen. Antiquitäten und sonstiger Rari-
täten" waren, versiegelt.
Kurze Zeit darauf erkrankte aber
Hendrikje und sie muß um 1662—1663 ge-
storben sein. Sie machte am 7. Aug. 1661
ein Testament, in welchem sie ihre Toch-
ter Cornelia und für den Fall von deren
früherem Ableben, Titus zum Erben ein-
setzte. Rembrandt hatte wieder den le-
benslänglichen Nutzbrauch. Er war jetzt
auf seinen Sohn Titus angewiesen, der am
19. Juni 1665 volljährig erklärt wurde und
am 5. Nov. den Rest seines mütterlichen
Erbteiles von 6952 Gulden ausbezahlt er-
hielt. Am 10. Februar 1668 heiratete Titus
seine Cousine Magdalena van Loo, aus
welcher Ehe, 22. März 1669, eine Tochter
Titia getauft wurde. Am 7. September 1668
wurde Titus van Ryn in der Westerkerk
begraben. Nachdem Rembrandt alle, die
ihm teuer waren, mit Ausnahme seiner
Tochter Cornelia, hinscheiden gesehen,
ward er selbst am 8. Okt. 1669 in der-
selben Kirche beigesetzt. Die Stelle, au
welcher seine sterblichen Uberreste ruhen,
ist wie bei so vielen berühmten Männern
(Biographie).
nicht genau zu ermitteln. Magdalena, die
Witwe des Titus, starb wenige Tage nach
Rembrandt und wurde am 21. Okt. 1669
begraben.
Rembrandts und der Hendrikje Tochter
Cornelia war nach dem Tode der Mutter
bei ihm geblieben und bestritt mit ihrem
Sparpfennig die Haushaltung. Sie hei-
ratete bald nach des Vaters Tode den
Maler SuythoUf, mit dem sie nach Batavia
auswanderte. Dort ließ sie 1678 ihren
ersten Sohn auf den Namen Rembrandt
taufen. Titia heiratete 1686 den Sohn
ihres Vormundes Francois van Bylaert.
Dies sind die Umrisse der Biographie
Rembrandts, die in ihren urkundlich be-
legten Tatsachen eher die Fabel eines Ro-
mans von E. Zola, als der Lebenslauf eines
Künstlers von solchem Rufe zu sein
scheint.
Rembrandt war allem Anscheine nach
eine seßhafte, ja vielleicht philiströse Na-
tur. Er war nie auf Reisen, nie in Italien,
und seine Liebhaberei für Antiquitäten und
Kunstwerke ersetzte ihm das Bedürfnis,
Italien zu sehen und die Antike zu stu-
dieren. Diese Abneigung gegen das über-
lieferte Ideal teilt seine ganzj Schule mit
ihm, die große Mehrzahl der holländischen
Naturalisten wollten wenig von Italien wis-
sen, und von den berühmtesten Meistern,
Lievens. G. Dou, Bol, Flink, Eeckhout,
Jan Vermeer, Ruysdael, war, soweit wir
darüber urteilen können, keiner in Italien
gewesen. Dagegen wurde wiederholt und
schon vor langem behauptet, daß Rem-
brandt um 1661—62 längere Zeit in Eng-
land und speziell in Hull in Yorkshire
gelebt habe. Die Nachricht stammt von
dem englischen Kunsthändler Vertue, der
sie von dem Vater des Malers Marcel
Laroon (s. II. p. 15) hatte. Dieser be-
hauptete, im Besitze des schwedischen
Malers Michiel Dahl das Portrait eines
Seekapitäns gesehen zu haben, welches
Rembrandt f. York 1661/2 bezeichnet war.
Rembrandts Anwesenheit in Amsterdam ist
aber am 15. Dez. 1660 und am 28. August
1662 nachgewiesen; er könnte also nur
zwischen dieser Zeit in England gewesen
sein. Damals aber malte er den Claudius
Civilis, die Staalmeesters und mehrere
andere 1661 datierte Bilder, welche einen
Aufenthalt in England vollkommen aus-
schließen. Durch den Hinweis auf eine
Zeichnung Rembrandts im Berliner Kabi-
nett, welche ein Panorama von London,
von Islington aus gesehen (mit der im
J. 1666 abgebrannten St. Pauls-Kirche),
darstellt, wurde diese Legende scheinbar
unterstützt. Diese Zeichnung hat aber et-
was gar zu Originelles an sich, und was
strengungen, um seine Lage zu bessern.
1660 erhielt er den Auftrag, für das Rat-
haus die Verschwörung des Claudius Civilis
zu malen; am 28. Aug. 1662 war das Bild
abgeliefert, wurde aber bereits im Jahre
darauf durch ein anderes von Juriaan
Üvens ersetzt, weil , die Besteller nicht
damit zufrieden waren. Gleicherzeit, 1661
bis 1662, malte er die Staalmeester für
die Tuchmacherzunft, jedenfalls sein be-
deutendstes Werk.
Da Rembrandt für alte Schulden noch
immer mit seinem Erwerb haftete, schlös-
sen Titus und Hendrickje am 15. Dez.
1660 vor einem Notar einen Vertrag und
errichteten ein „Kompagniegeschäft für
den Handel mit Gemälden, papierner
Kunst, Kupferstichen und Holzschnitten,
item für den Druck dieser, ferner für den
Handel in Raritäten und derer Ap- und De-
pendentien" und bestellten Rembrandt als
ihren Geschäftsleiter. Beide waren jetzt
die Firmainhaber, Rembrandt sollte „Kost
und Trank haben und frei von der Haus-
haltung und Miethe sein"; dagegen floß
auch der Erlös aus dem Verkaufe seiner
Gemälde in die Kasse der Firma. Mit
diesem Handel suchten Hendrikje und
Titus, Rembrandt vor den Nachforderungen
der Gläubiger zu schützen und seine Exi-
stenz sicherzustellen. Er selbst schien sich
dabei sehr wohl befunden zu haben, denn
er huldigte seinen alten Liebhabereien und
sammelte Kunstgegenstände und Antiqui-
täten wie zuvor. Nach seinem Tode wur-
den drei Zimmer, die „voll Gemälde, Zeich-
nungen. Antiquitäten und sonstiger Rari-
täten" waren, versiegelt.
Kurze Zeit darauf erkrankte aber
Hendrikje und sie muß um 1662—1663 ge-
storben sein. Sie machte am 7. Aug. 1661
ein Testament, in welchem sie ihre Toch-
ter Cornelia und für den Fall von deren
früherem Ableben, Titus zum Erben ein-
setzte. Rembrandt hatte wieder den le-
benslänglichen Nutzbrauch. Er war jetzt
auf seinen Sohn Titus angewiesen, der am
19. Juni 1665 volljährig erklärt wurde und
am 5. Nov. den Rest seines mütterlichen
Erbteiles von 6952 Gulden ausbezahlt er-
hielt. Am 10. Februar 1668 heiratete Titus
seine Cousine Magdalena van Loo, aus
welcher Ehe, 22. März 1669, eine Tochter
Titia getauft wurde. Am 7. September 1668
wurde Titus van Ryn in der Westerkerk
begraben. Nachdem Rembrandt alle, die
ihm teuer waren, mit Ausnahme seiner
Tochter Cornelia, hinscheiden gesehen,
ward er selbst am 8. Okt. 1669 in der-
selben Kirche beigesetzt. Die Stelle, au
welcher seine sterblichen Uberreste ruhen,
ist wie bei so vielen berühmten Männern
(Biographie).
nicht genau zu ermitteln. Magdalena, die
Witwe des Titus, starb wenige Tage nach
Rembrandt und wurde am 21. Okt. 1669
begraben.
Rembrandts und der Hendrikje Tochter
Cornelia war nach dem Tode der Mutter
bei ihm geblieben und bestritt mit ihrem
Sparpfennig die Haushaltung. Sie hei-
ratete bald nach des Vaters Tode den
Maler SuythoUf, mit dem sie nach Batavia
auswanderte. Dort ließ sie 1678 ihren
ersten Sohn auf den Namen Rembrandt
taufen. Titia heiratete 1686 den Sohn
ihres Vormundes Francois van Bylaert.
Dies sind die Umrisse der Biographie
Rembrandts, die in ihren urkundlich be-
legten Tatsachen eher die Fabel eines Ro-
mans von E. Zola, als der Lebenslauf eines
Künstlers von solchem Rufe zu sein
scheint.
Rembrandt war allem Anscheine nach
eine seßhafte, ja vielleicht philiströse Na-
tur. Er war nie auf Reisen, nie in Italien,
und seine Liebhaberei für Antiquitäten und
Kunstwerke ersetzte ihm das Bedürfnis,
Italien zu sehen und die Antike zu stu-
dieren. Diese Abneigung gegen das über-
lieferte Ideal teilt seine ganzj Schule mit
ihm, die große Mehrzahl der holländischen
Naturalisten wollten wenig von Italien wis-
sen, und von den berühmtesten Meistern,
Lievens. G. Dou, Bol, Flink, Eeckhout,
Jan Vermeer, Ruysdael, war, soweit wir
darüber urteilen können, keiner in Italien
gewesen. Dagegen wurde wiederholt und
schon vor langem behauptet, daß Rem-
brandt um 1661—62 längere Zeit in Eng-
land und speziell in Hull in Yorkshire
gelebt habe. Die Nachricht stammt von
dem englischen Kunsthändler Vertue, der
sie von dem Vater des Malers Marcel
Laroon (s. II. p. 15) hatte. Dieser be-
hauptete, im Besitze des schwedischen
Malers Michiel Dahl das Portrait eines
Seekapitäns gesehen zu haben, welches
Rembrandt f. York 1661/2 bezeichnet war.
Rembrandts Anwesenheit in Amsterdam ist
aber am 15. Dez. 1660 und am 28. August
1662 nachgewiesen; er könnte also nur
zwischen dieser Zeit in England gewesen
sein. Damals aber malte er den Claudius
Civilis, die Staalmeesters und mehrere
andere 1661 datierte Bilder, welche einen
Aufenthalt in England vollkommen aus-
schließen. Durch den Hinweis auf eine
Zeichnung Rembrandts im Berliner Kabi-
nett, welche ein Panorama von London,
von Islington aus gesehen (mit der im
J. 1666 abgebrannten St. Pauls-Kirche),
darstellt, wurde diese Legende scheinbar
unterstützt. Diese Zeichnung hat aber et-
was gar zu Originelles an sich, und was