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Wurzbach, Alfred von [Bearb.]
Niederländisches Künstlerlexikon: mit mehr als 3000 Monogrammen (Band 2): L - Z — Amsterdam, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.18167#0639
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Sluyter — Smeltzing.

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der auf dem Sarkophagdcckel ruhenden Figur des
Herzogs. Das Ganze umgeben von einer Arkade aus
weißem Marmor, in deren Nischen sich vierzig je einen
lialben Meter hohe Figuren von Trauernden, allem An-
scheine nach durchaus Portraitfiguren, befinden. Diese
.,Pleurants" gehören zu den ausgezeichnetsten Werken
plastischer Kunst. Es scheint, daß erst Claes van
Werve, sein Neffe und Mitarbeiter, das Werk voll-
endete ; ■— 3. Der Moses- oder Prophetenbrunnen.
Sluyters Hauptwerk. Der Brunnen erhebt sich in-
mitten eines Quellenbassins, welches, von einer hexago-
nalen Galerie umgeben, sich in einem nächst der
Kartause gelegenen Garten befindet. Er bildet einen
mächtigen sechsseitigen Pfeiler, an dessen Flächen
je eine lebensgroße Prophetenfigur mit über denselben
schwebenden Engeln dargestellt ist: Moses, David,
Jeremias, Zacharias, Daniel und Isaias. Dieser Pfeiler
bildete das Piedestal für ein großes Kruzifix mit dem
Heiland, Maria, Johannes und Magdalena, von wel-
chem heute nur wenige kümmerliche Fragmente vor-
handen sind. Das Ganze war, wie alle plastischen
Werke jener Epoche, bemalt. Der Pfeiler mit den
Prophetenfiguren ist leidlich erhalten, der Eindruck
des ganzen aber durch die unmittelbare Nähe eines
Irrenhauses, zu welchem die Reste der alten Kartause
umgebaut wurden, wesentlich beeinträchtigt. Dieses
Meisterwerk, welches auch Grant Croix du Cloistre
oder Calvaire de Sluyter hieß, steht künstlerisch auf
dereslben Höhe wie die Miniaturen des Herzogs von
Berry oder das Genter Altarbild der Brüder van Eyck.
Es war um 1402 vollendet und seine Bedeutung von
den Zeitgenossen und späteren Generationen anerkannt
und gefeiert. Die Kirche gewährt© wiederholte Ab-
lässe und Benefizien allen denjenigen, welche zur
Erhaltung desselben beitrugen. In den Stürmen der
französischen Revolution wurde es bis auf die noch
vorhandenen Reste zerstört. Eine Reproduktion des
Mosesbrunnens ist im Museum des Trocadero in Paris.

Andere Werke Sluyters, welche urkundlich erwähnt
sind, wie eine Statue des hl. Georg für die Kirche
der Kartause^ eine Figur Mariens und Portraits des
Herzogs und der Herzogin in der großen „Salle des
Moutons" des Schlosses zu Germoles, sind verschollen.

Zeichnung: Paris. Koll. Walter Gay, 1904. Studie
zu einer Trauerfigur (Pleurant) auf grünem Papier.
Nicht ganz sicher, eher eine Arbeit des 15. Jahrh.

Deshaines. L'Art dans les Flandres, l'Artois
et lo Hainout. III.; — M i c h i e 1 s. II. 13. L'Est.
p. 1. L. Courajod in Gaz. des B. Arts. 1890. I.
p. 77; — Perrault-Dabot. L'Art en Bourgogne.
p. 123; — B. Prost. Une nouvelle source de docu-
ments sur les artistes dijonnais du XV. siecle. (Gaz.
d. B. Arts. 1890. II. p. 347, mit Reproduktion des
Grabmals); — Gaz. des B e a u x Arts. 1882. II.
p. 64 (mit Reproduktionen); 1890. I. p. 77; 1903. I.
p. 121; — L'Art. 1884. II. 87 (mit Reproduktionen);

— Memoire de la commission departe-
mentale d'A ntiquites de la Cote d'O r. I.;

— Onze Kunst. 1908. I. 25.

Sluyter. Dirk Juriaen Sluyter,
Muler und Kupferstecher, geb. zu Amster-
dam 14. Nov. 1811, f daselbst 29. Mai
1886. Schüler von A. B. B. Taurel. Sein
Vater Dirk Sluyter, geb. 19. Jan.
1790 in Amsterdam, war ebenfalls Kupfer-
stecher und Schüler von L. Portman.

Von ihm gestochen: 1. Die Austernesserin.
Nach Jan Steen. 1841. (Koll. Six); — 2. Eine junge
Magd mit der Lampe am Fenster. Nach G. Dou; —
3. Das Frühstück. G. Metzu p.; —. 4. Der Violin-
spieler. A. de Voys p.; — 5. Die Witwe des Offi-
ziers. De Bles p.; — 6. Arm, aber tugendhaft. J.
Walraven p.; — 7. Der Rattengiftverkäufer. Nach C.
Visscher; — 8. Ansicht von Herzogenbusch. E.
Koster del.

Immerzeel. III. 91; — N a g 1 e r. XVI. 486;

— Hip. u. Lin. II. 1016; — B 1 a n c. Man. III. 530.

Sluyter. P i e t e r Sluyter (nicht Jan
P i e t e r), Kupferstecher, 1696 als Bürger
zu Amsterdam erwähnt. Er lieferte un-
bedeutende Blätter für Verleger und zeich-
nete für das Werk von Melis Stoke die
Bilder der Grafen von Holland der Kar-
tause zu Haarlern. Nagler sagt, daß er zu
Utrecht arbeitete, er scheint aber zu
Amsterdam tätig gewesen zu sein.

v. Eynden. I. 266; — Na gier. XVI. 485; —
Kramin. V. 1528; Sup. 13S; — B 1 a n c. Man. III.
530; — O b r e e n. Archief. II. 7; — O u d Holl.
1900. p. 243.

Smees. Jan S m e c s, Landschafts-
maler und Badierer-Dilettant zu Amster-
dam, f um 1729. Sein künstlerischer
Nachlaß wurde 6. April 1729 in Amster-
dam verkauft. (Kat. bei Hoet. II. 385.)

Gemälde: Pommersfelde n. Schloßansicht
durch einen zerfallenen Torbogen.

W i e n. Gal. Schönborn. Landschaft mit Ruinen. Bez.

Radierungen: 5 Bl. italienische Ruinenlandschaften.
Bez. J. Smees inv. et fe. Qu. 4°.

v. Eynden. I. 258; III. 116; IV. 46; — Bartsch.
IV. 377; — W e i g c 1. Sup. 223; — Immerzeel.
III. 94; — Kramm. V. 1528; — Nag ler. XVI.
487; — H o e t, II. 385.

Smekens. G-erardJosephCharles
S m e k e n s, Landschaftsmaler, Kunst-
freund zu Antwerpen, geb. daselbst 30.
März 1812.

Immerzeel. III. 91.

Smeltzing. Smeltzing oder
Schmeltzing, holländische Medailleur-
und Stempelschneiderfamilie. Ein Arent
S. war 1662 Wappenschneider der Stadt
Leiden und starb daselbst am 4. Okt.
1710. Ein Jan S. der Ältere war am
3. Aug. 1656 zu Leiden geboren und starb
daselbst am 18. Okt. 1693. Er arbeitete
für Kaiser Leopold, für Ludwig XIV.,
Jakob II. und Wilhelm III. von England.
Wegen einer Denkmünze auf die Hinrich-
tung des unschuldig verurteilten Coster-
mans zu Kotterdam (angeblich nach einer
Zeichnung von Adriaen van der Werff) floh
er nach Frankreich, kehrte dann wieder nach
Leiden zurück und fertigte eine Medaille
zum Buhme der Stadt Kotterdam; —
Ein jüngerer Jan oder Johanne s S., 5"
ein Sohn Arents, wurde 5. Juli _
1668 in Leiden geboren, war 1695 c<5*
bis 1709 als Stempelschneider t 6 9 $
für die Stadt Leiden tätig und lebte noch
1732; — Ein dritter Johann S. war an-
geblich zu Nimwegen geboren und starb
1703 zu Leiden; — Ein Medailleur L. S.
war in Diensten König Christians V. von
Dänemark (1670—1699); — Ein
Maartens S., ein Bruder desJohan- S>
nes S. arbeitete für König August II.
von Polen und für Karl III. von Spanien
und ward am 17. Febr. 1714 in Leiden
begraben.

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