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Ahrens, Beatrix [Hrsg.]; Seiter, Josef [Hrsg.]
Pfarrkirche St. Blasius, Wyhl am Kaiserstuhl — Wyhl, [2008]

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https://doi.org/10.11588/diglit.25564#0029
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II. St. Blasius als dörflicher Mittelpunkt

Hinter der programmatischen Ausstattung und Bemalung von St. Blasius verbergen sich dörfliche bzw.
regionale Ideen. Der Neubau von 1760/61 erfolgte zu einem Zeitpunkt, als die Wyhler Einwohner fast
ausschließlich im landwirtschaftlichen oder handwerklichen Sektor tätig waren. Dies kommt auch im
Gemeindewappen zum Ausdruck, das sich aus den Motiven Pflugschar und Senseeisen zusammensetzt. Die
Pfarrkirche St. Blasius war für den einfachen Kirchgänger weniger ein intellektuelles Zentrum, als vielmehr
ein dörflicher Mittelpunkt. Die Nothelfer- und Familien-Thematik, die sich in der Kirche mehrfach
widerspiegelt, sprach dabei den Einzelnen persönlich an.

St. Blasius bot Schutz und Zuflucht vor ganz unterschiedlichen Bedrohungen. Die kleine Gemeinde Wyhl
liegt nur bei einer Höhe von I 72m über NN. Immer wieder stand das Hochwasser vor dem Portal der Kirche.
I 302 brachte der Rhein eine solche Überschwemmung, dass der Kaiserstuhl zu einer Insel wurde, von der
man mit dem Schiff nach Freiburg fahren konnte. Auch die Einwohner des überfluteten Wyhl flüchteten sich
auf den Kaiserstuhl. 1480 verwüstete starker Regen die Ernte und überschwemmte erneut die Gegend. Auch
in diesem Jahr ragte der Kaiserstuhl wie eine Insel aus den Wassermassen heraus. Etwa 20 Jahre vor Beginn
des barocken Neubaus verlagerte der Rhein erneut seinen Lauf nach Westen, wodurch Wälder und Äcker in
der unmittelbaren Umgebung von Wyhl verloren gingen (Abb. 31). Erst mit der in den Jahren 1838-45
fortschreitenden Begradigung des Oberrheins durch Tulla endete die große Naturbedrohung weitgehend.

Abb. 31: Topographische Ansicht der Rheinebene in der Qegend um Wyhl.
entstanden vor der Flussbegradigung durch Tulla von 1835

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