Gottvater im Himmel und seinen Eltern auf der Erde. Der Heilige Wandel wurde so zu einem Thema der
Anbetung und Andacht. Darstellungen der Heiligen Familie haben sehr oft einen ausschließlich sakralen
Anspruch. Der Heilige Wandel hingegen erfüllt eine didaktische Aufgabe, indem erzieherische Anliegen mit
dem Sujet weitergegeben werden. Christliche Handlungsnormen boten Identifikationsmöglichkeiten für
die ländlichen Familien, welche bei Beachtung derselben auf einen guten Tod hoffen konnten. Im Barock
ging es schließlich darum, der Heiligen Familie im Sinne einer imitatio nachzueifern, um das Himmelreich zu
erreichen. Es bleibt festzuhalten, dass die Darstellung des Heiligen Wandels aufgrund seiner
Mehrbezüglichkeit eine intensive Verbreitung in der volksfrommen Verehrung erreichte und sogar das
Ansehen eines Kultbildes erlangen konnte.
Die Anfertigung des Altarbildes und der Deckengemälde in St. Blasius fällt mit dem Jahr 1765 in das
Zeitalter der Aufklärung. Zwar steht das aufklärerische Gedankengut in Opposition zur Kirche, dennoch
scheinen die Worte Gotthelf Ephraim Lessings bezüglich der Stärkung der Familie und der 'Erziehung des
Menschengeschlechts1 bis nach Wyhl Einzug gehalten zu haben. Dies ist insofern wenig verwunderlich, als
es den Aufklärern darum ging, ihr Reformdenken gerade im Volk zu verbreiten. Eine gestärkte Familie, die
sich ihrer Kinder einzeln annahm, waren die Ziele jener sozialen Reformen, die im I 8. Jahrhundert das
private Leben kennzeichneten. Die Nähe von St. Blasius zur ehemaligen Wyhler Volksschule (bis 2007), ist
für die Darstellung des Heiligen Wandels mit dem Jesusknaben und seinen Eltern sicherlich bezeichnend.
Dabei wird wiederum der Bezug zu den Augustiner-Chorherren aus St. Margen als auch zur Wyhler Jesus-
Maria-Joseph-Bruderschaft geknüpft, zwei christlichen Gruppierungen, die sich insbesondere in der
Kindeserziehung und im Schulwesen hervortaten.
Für die Epoche des Barock typisch ist das Variieren von Zahlen und Zahlen paaren. Johann Pfunner spielt bei
den Bildern im Hochaltar mit der Dreizahl, indem er Buchstaben (IHS), die heilige Familie (Jesus, Maria und
Joseph) und die göttliche Dreifaltigkeit (Jesus, Gottvater und der heilige Geist) darstellt. Die weltliche
Macht ist durch die Vierzahl in Form der Erdteile und flammenden Herzen dargestellt. So repräsentieren die
vier Kontinente die zum Katholizismus missionierten weltlichen Fürsten. Sie huldigen Jesus Christus und
der heiligen Familie und nehmen dabei für den Betrachtereine Vorbildfunktion ein. Zwischen der weltlichen
und der religiösen Ebene befindet sich der Drachen. Als Sinnbild desTeufels erscheint er in der Einzahl.
Untrennbar ist das Erdteil-Thema in den Kontext der Huldigung und damit wieder in das gegenreforma-
torische Gedankengut gebunden. Die Verehrung Christi steht dabei im Zentrum: neben den Erdteilen mit
den flammenden Herzen huldigen und verehren noch zahlreiche andere Figuren den Heiland. So sind die
Schnitzfiguren des heiligen Dionysius und des heiligen Nikolaus bewusst auf das Altarblatt ausgerichtet.
Auch die gemalten Kirchenlehrer Augustinus und Johannes vom Kreuz sowie die bereits in den Himmel
aufgenommenen Heiligen Blasius und Barbara lassen den Blick nach oben zu Jesus, der heiligen Familie und
der göttlichen Dreigfaltigkeit schweifen. Es entsteht somit eine im Barock geschätzte Vielbezüglichkeit, die
sich vom Chorraum bis auf das Langhaus ausweiten lässt.
Insgesamt betrachtet, verbergen sich hinter dem Programm der ehemaligen Prioratskirche St. Blasius mit
dem dazugehörigen Prälatensaal individuelle, regionale sowie zeitgeschichtliche Ideen. Diese steigern sich
zu einem komplexen Verweissystem, das sonst nur größeren Stadt- oder Klosterkirchen eigen ist. St.
Blasius richtet sich nicht nur an das einfache Volk, sondern auch an die humanistisch gebildeten Schichten,
insbesondere den Klerus. Der Prälatensaal stellt schließlich höchst selbstbewusst jenen religiösen
Machtanspruch dar, den die Kirche nur andeutet. Deutlich wird letztlich, dass St. Blasius im 17.
Jahrhundert ein ernst zu nehmendes Zentrum der Gegenreformation war, an dessen Programmfindung
zahlreiche humanistisch gebildete Ideengeber beteiligt waren.
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Anbetung und Andacht. Darstellungen der Heiligen Familie haben sehr oft einen ausschließlich sakralen
Anspruch. Der Heilige Wandel hingegen erfüllt eine didaktische Aufgabe, indem erzieherische Anliegen mit
dem Sujet weitergegeben werden. Christliche Handlungsnormen boten Identifikationsmöglichkeiten für
die ländlichen Familien, welche bei Beachtung derselben auf einen guten Tod hoffen konnten. Im Barock
ging es schließlich darum, der Heiligen Familie im Sinne einer imitatio nachzueifern, um das Himmelreich zu
erreichen. Es bleibt festzuhalten, dass die Darstellung des Heiligen Wandels aufgrund seiner
Mehrbezüglichkeit eine intensive Verbreitung in der volksfrommen Verehrung erreichte und sogar das
Ansehen eines Kultbildes erlangen konnte.
Die Anfertigung des Altarbildes und der Deckengemälde in St. Blasius fällt mit dem Jahr 1765 in das
Zeitalter der Aufklärung. Zwar steht das aufklärerische Gedankengut in Opposition zur Kirche, dennoch
scheinen die Worte Gotthelf Ephraim Lessings bezüglich der Stärkung der Familie und der 'Erziehung des
Menschengeschlechts1 bis nach Wyhl Einzug gehalten zu haben. Dies ist insofern wenig verwunderlich, als
es den Aufklärern darum ging, ihr Reformdenken gerade im Volk zu verbreiten. Eine gestärkte Familie, die
sich ihrer Kinder einzeln annahm, waren die Ziele jener sozialen Reformen, die im I 8. Jahrhundert das
private Leben kennzeichneten. Die Nähe von St. Blasius zur ehemaligen Wyhler Volksschule (bis 2007), ist
für die Darstellung des Heiligen Wandels mit dem Jesusknaben und seinen Eltern sicherlich bezeichnend.
Dabei wird wiederum der Bezug zu den Augustiner-Chorherren aus St. Margen als auch zur Wyhler Jesus-
Maria-Joseph-Bruderschaft geknüpft, zwei christlichen Gruppierungen, die sich insbesondere in der
Kindeserziehung und im Schulwesen hervortaten.
Für die Epoche des Barock typisch ist das Variieren von Zahlen und Zahlen paaren. Johann Pfunner spielt bei
den Bildern im Hochaltar mit der Dreizahl, indem er Buchstaben (IHS), die heilige Familie (Jesus, Maria und
Joseph) und die göttliche Dreifaltigkeit (Jesus, Gottvater und der heilige Geist) darstellt. Die weltliche
Macht ist durch die Vierzahl in Form der Erdteile und flammenden Herzen dargestellt. So repräsentieren die
vier Kontinente die zum Katholizismus missionierten weltlichen Fürsten. Sie huldigen Jesus Christus und
der heiligen Familie und nehmen dabei für den Betrachtereine Vorbildfunktion ein. Zwischen der weltlichen
und der religiösen Ebene befindet sich der Drachen. Als Sinnbild desTeufels erscheint er in der Einzahl.
Untrennbar ist das Erdteil-Thema in den Kontext der Huldigung und damit wieder in das gegenreforma-
torische Gedankengut gebunden. Die Verehrung Christi steht dabei im Zentrum: neben den Erdteilen mit
den flammenden Herzen huldigen und verehren noch zahlreiche andere Figuren den Heiland. So sind die
Schnitzfiguren des heiligen Dionysius und des heiligen Nikolaus bewusst auf das Altarblatt ausgerichtet.
Auch die gemalten Kirchenlehrer Augustinus und Johannes vom Kreuz sowie die bereits in den Himmel
aufgenommenen Heiligen Blasius und Barbara lassen den Blick nach oben zu Jesus, der heiligen Familie und
der göttlichen Dreigfaltigkeit schweifen. Es entsteht somit eine im Barock geschätzte Vielbezüglichkeit, die
sich vom Chorraum bis auf das Langhaus ausweiten lässt.
Insgesamt betrachtet, verbergen sich hinter dem Programm der ehemaligen Prioratskirche St. Blasius mit
dem dazugehörigen Prälatensaal individuelle, regionale sowie zeitgeschichtliche Ideen. Diese steigern sich
zu einem komplexen Verweissystem, das sonst nur größeren Stadt- oder Klosterkirchen eigen ist. St.
Blasius richtet sich nicht nur an das einfache Volk, sondern auch an die humanistisch gebildeten Schichten,
insbesondere den Klerus. Der Prälatensaal stellt schließlich höchst selbstbewusst jenen religiösen
Machtanspruch dar, den die Kirche nur andeutet. Deutlich wird letztlich, dass St. Blasius im 17.
Jahrhundert ein ernst zu nehmendes Zentrum der Gegenreformation war, an dessen Programmfindung
zahlreiche humanistisch gebildete Ideengeber beteiligt waren.
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