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Xenophon; Ablancourt, Nicolas Perrot d' [Transl.]; Longolius, Paul Daniel [Transl.]
Xenophons Feldzug des Jüngeren Cyrus: nebst dem Rückzug derer zehentausend Griechen — Bayreuth, 1747 [VD18 14208784]

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https://doi.org/10.11588/diglit.26821#0129
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§4 Der Feldzug
gen. Er wäre zware ruhmbegierig, aber er woll-
te doch Der Ehre durch keinen andern, als den
Weg der Tugend uachgehen. Er wäre im
Stand tapfere Leute anzuführen, aber erwachte
nicht, daß sie ihn fürchteten. Er furchte sich
mehr davor, daß er von fernen Soldaten gehas-
set würde, als sich diese vor feinem Zorn scheue-
ren. Er glaubte, es wäre genug, wann ein
Heerführer die guten Handlungen lobte, ohne
zugleich die bösen zu bestraffen. Deswegen
wurde er von braven Leuten geliebt, die andern
aber mißbrauchten feiner Güte. Er starbe in ei-
nem Alter von ohngefehr dreyssig Jahren.
Menon war ein Thessalier, ein geldbegieriger
und ehrgeitziger Manu, dessen Ruhmbegierde
aber nur von seinem Geitz gelencket wurde, Er
suchte nur berühmt und hochgeachtet zu werden,
damit er durch dieses Mittel Geld zusammen
scharren könnte. Er bemühete sich um die
Freundschafft derGrossen und in hohemAnfehen
stehenden Leute, damit er desto ungestraffter be-
trügen könnte; glaubte,der kürtzeste Weg zuEH-
ren zu kommen wäre das Lügen und geheime
Räncke, und hielte die Sanfftmuth und Offen-
hertzigkeit vor Einfalt. Er liebte keinen Men-
schen, und suchte diejenigen zu berücken, denen er
am meisten schmeichelte. Er spottete nicht über
seine Feinde, sondern allezert überfeine vertrau-
testen Freude. Eben so wenig käme es ihm in
Sinn, seine Feinde zu bercmbemweil er wohl wü-
ste, wie schweres sey,diejenigen zu betrügen,wel-
che aufihrerHut stehen. Pr war demüthig ge-
gen dieLasterhafften,und unverschämt bey recht-
schaffenen Leuten. Wie man sich sonst eine Ehre
 
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