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Xenophon; Ablancourt, Nicolas Perrot d' [Transl.]; Longolius, Paul Daniel [Transl.]
Xenophons Feldzug des Jüngeren Cyrus: nebst dem Rückzug derer zehentausend Griechen — Bayreuth, 1747 [VD18 14208784]

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https://doi.org/10.11588/diglit.26821#0130
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des jüngeren Cxrns. 95
daraus machet, wenn man vor Gottesfürchtig
und tugendhaft gehalten wird, fo machte er sich
mit Betrügereyen, Verrathereyen und Unge-
rechtigkeiten groß. Geschickte Leute hielte er vor
Betrüger,und alle andere vor dummeKöpffe. Er
gewänne die Gunst der Grossen durch falsches
Anbringen und Verleumdung anderer Men-
schen; und die Liebe der Soldaten, weil er ihre
Frechheit und ihren Muthwillen nicht bestrafte-
te.Er suchte dadurch anderen fürchterlich zu wer-
den, weil er ihnen schaden konnte,und rechnete es
als eine besondere Gütigkeit an, wenn er einem
nichts Nebels thate. Was nicht jedermann be-
kanntist, daskanman wohlvor eine Verleum-
dung halten; dieses aber ist niemand verborgen.
Er gewann die Gunst des Ariäus, als er noch
jung war, weil dieser dre schönen Knaben liebte,
und eben durch diesen Weg erlangte er dieBe-
fehlshaberstelle über die Griechen bey demAri-
stippns. Er hatte noch keinen Bart, da er schon
einen gewissen Tharypas liebte, welcher einen
Bart hatte. Er wurde nicht zugleich mit denen
andern getödtet, ob er es gleich eben so wohl ver-
dienet hatte, sondern wurde erst hingerichtet,als
Man ihn ein Jahr gemartert hatte; da hingegen
seinen Cameraden aisobald die Köpfte abge-
hauen wurden, welches nach meiner Meinung
die ehrlichste Todesstrafte ist.
Agras war ein Arcadrer, und Socrates aus A-
chaien. Beyde starben in einemAltervon dreyffig bis
vierhig Jahren. Sie waren in ihrem Leben so wohl was
die Tapfferkeit im Krieg, als was die Freundschafft be«
trifft, ohne Tadel a-wese».
Der
 
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