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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 10.1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.3818#0374
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BESPRECHUNGEN. 357

Zusammenhang zwischen diesen Elementen ..., um daraus ein neues künstlerisches
Bild zu schaffen — das neue künstlerisch Schöne auszudrücken. Dieses löst in
ihm innere Bilder aus, die sich durch Naturbeobachtungen umwandeln und zu selb-
ständigen Erscheinungen werden. — Der Stil entsteht durch Vereinfachen, Zurück-
führen der Mannigfaltigkeit auf eine einheitliche Grundlage. Die Weise der Ver-
einfachung entspricht zwei Arten von Künstlern; solchen, die ihre inneren Bilder
mittelst einer langwierigen Prozedur schaffen, sich eine Phantasiewelt schaffen,
deren Formen ihre Gedanken sind (Künstler mit abstrakter Phantasie) und solchen,
die in engem Zusammenhang mit der Natur bleibend, sich mit selbstgemachten
Schranken umgeben^ müssen. Ihr Stil beruht auf Farbe, Ton und Licht, nie auf
der Linie.

Diese Bestimmungen, hier schon auf größere Knappheit gebracht, können
keineswegs klar genannt werden; übrigens fängt der Verfasser späterhin wenig
mit ihnen an. Das Bestreben, bunt und glänzend im Ausdruck zu sein, gibt der
Darstellung streckenweise etwas allzu Journalistisches. Wendungen, wie die auf
S. 16: »Die wunderbar irisierende Karnation des stehenden Aktes ist eine leuchtende,
kontinuierliche Farbenwelle, an der das ganze Bild Feuer fängt« erinnern doch zu
sehr an Kunstbesprechungen gewisser Tagesblätter. Im übrigen ist manche An-
regung zu holen, so z. B. in den Ausführungen über die Darstellung der Menschen-
menge im zweiten Vortrag. Die Abbildungen sind nicht übel.

Wien.

Rudolf Ameseder.

Joseph Kreitmaier, Beuroner Kunst, Eine Ausdrucksform der christlichen
Mystik. Freiburg i. Br., Herdersche Verlagsbuchhandlung, 1914. 94 S. dazu
32 Tafeln. 8°.
Joseph Kreitmaier behandelt in seinem Buche über Beuroner Kunst vor allem
die ästhetischen und künstlerischen Probleme. Was liegt im Beuroner Kunstwerk
an Gefühls- und Stimmungsgehalt und mit welchen Mitteln haben die Beuroner
Patres ihre Schöpfungen beseelt? So etwa könnte man die Hauptfragen Kreit-
maiers formulieren: Welche Gefühle sprechen sich in den Beuroner Formen aus?
Ehrfurcht und Liebe, mystische Vereinigung mit Gott. Der Beuroner Kunst ist
»Gott nicht der strafende Rächer, sondern der anbetungswürdige König, dem sie
ihre Hymnen zujubelt, in dessen Anblick versunken sie entzückt am Boden kniet.
Es gibt wohl keine Kunst, die das Ruhen in Gott, jenen Grundzug mystischer
Beschauung, klarer zum Ausdruck gebracht hätte, wie die Beuroner.« (S. 7.) Diese
religiöse Kunst will aber nicht nur der Ausdruck des religiösen Mysteriums sein,
sie will vielmehr, über sich selbst hinausweisend, dem Frommen die Pforten öffnen
zu eigenem religiösen Erlebnis. ^Hiermit hört sie auf, Kunst zu sein« wird man
vielleicht sagen. Diese Behauptung ist in gewissem Sinne berechtigt. Sofern man
unter ästhetischen Werten allein den im Kunstwerk objektivierten Seelengehalt
begreift, sind Gefühle und Stimmungen, die nicht der Kunstseele des Werkes zu-
gehören, außerästhetisch. Man mag den ästhetischen Gehalt im Kunstwerk derart
abgrenzen. — Beuroner Kunstwerke sind nun zweifellos beseelt und von Künstlern
geschaffen. Hören sie auf, Kunstwerke zu sein, weil sie zugleich Symbole einer
besseren, reineren Welt sind? — Die Tafel mit dem anbetenden Engel in der
Torsetta von Montecassino liegt vor mir. Ein Engel mit mächtigen Flügeln kniet
vor einer Opferschale mit anbetenden Händen. Sein Kopf ist gebeugt; ein Schatten
huscht über sein Antlitz, das verklärt ist in heiliger, weltabgeschiedener Betrach-
tung. — Will man es nun außerkünstlerisch nennen, daß am rechten Bildrand
 
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