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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 37.1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.14219#0097
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BESPRECHUNGEN

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also gerade an die großen, führenden Werkstätten, ohne jedoch, wie das Festhalten
an der schwarzfigurigen Malerei beweist, eine gewisse traditionelle Steifheit auf-
zugeben. Aber gerade diese nicht mehr ohne weiteres den Späteren geläufige Tech-
nik stellte höhere Anforderungen an den Maler. Dieser scheinbare Widerspruch
zwischen Technik und Stil führte zu Datierungsschwierigkeiten und falscher Be-
urteilung. Der Nachweis nun, daß fast alle großen Werkstätten in lückenloser
Folge mit einigen Stücken an der Herstellung der Preisamphoren beteiligt waren,
ist durchaus gelungen. Auch für die Klärung und Umreißung einiger bedeutenderer
Werkstätten und ihre Beziehung zueinander weiß der Verfasser Neues beizubringen,
wenn auch natürlich nicht alle Zuschreibungen der Kritik der Fachwissenschaft
standhalten werden.

Schwerin. M. Riemschneider-Hoerner.

Die Andacht zum Menschenbild. Unbekannte Briefe von Bettina
Brentano. Herausg. von Wilhelm Schellberg f und Friedrich Fuchs.
Mit 24 Abb. und 4 Nachbildungen von Handschriften. Verlag E. Diederichs,
Jena. 379 S. Qbd. RM. 6.—.

Die vorliegenden, bisher unbekannten Briefe Bettinas stammen (gleich den 1939
unter dem Titel „Das unsterbliche Leben" in demselben Verlage veröffentlichten
Briefen von Clemens Brentano) aus Savignys Nachlaß, den ungeteilt der Preußischen
Staatsbibliothek erhalten zu haben Wilhelm Schellbergs Verdienst ist. Dieser hatte
schon die Drucklegung vorbereitet. Nach seinem Tode hat sie Friedrich Fuchs
übernommen, und es sei alsbald betont, daß er die Aufgabe mit großer Umsicht und
feinem Verstehen ausgeführt hat. Daß in einzelnen Fällen die Schreiben gekürzt
geboten werden, kann man nur billigen. Wie in dem Buche „Das unsterbliche
Leben", so weicht auch hier der Herausgeber von dem sonst üblichen wissenschaft-
lichen Verfahren insofern ab, als er die notwendigen Erklärungen nicht in Fuß-
noten oder in einem Sonderanhang bringt — um dem Werk einen größeren Leser-
kreis zu sichern, schlägt er einen anderen, bereits mit Erfolg beschrittenen Weg ein:
er schickt den Briefen jeweils die erforderlichen Erläuterungen voraus. Ja, gerade
die „Brückentexte" sind unentbehrlich, sie lassen die inneren Zusammenhänge
erkennen. Mehr noch: sie geben feinsinnige Deutungen, bei denen sich das tiefe
seelische Eindringen des Bearbeiters offenbart. Sie wollen gleichsam nur das rein
Tatsächliche bieten und entwerfen in Wahrheit ein umfassendes Bild von Bettinens
widersprüchlichem, im Menschlichen der Ichbefangenheit wurzelnden Wesen. Auf die
Ausführungen S. 161 bis 171 sei in diesem Zusammenhang mit Nachdruck verwiesen.
Fast sämtliche Briefe Bettinens sind an ihren Schwager Savigny, nach der Entfrem-
dung mit diesem an dessen Gattin Gunda, Bettinens Schwester, gerichtet. Auch
einige Schreiben Gundas, Achim von Arnims und Melinens sind aufgenommen. Der
Band beginnt mit Zeilen der Elfjährigen und schließt mit einer Nachricht vom
3. September 1855. Von den letzten Jahren — Bettina ist 1859 — gestorben —
gibt dann Fuchs in eigener Darstellung eine fesselnde Schilderung; er beleuchtet
auch die Beziehungen zu Varnhagen und zeigt, wie der Gedanke des Goethedenkmals
Bettinen im Alter in steigendem Maße beherrschte, bis in die Tage vor dem Tode.
Erinnerungen von Zeitgenossen sind vielfach und mit großem Nutzen herangezogen.
Das Buch gibt nicht bloß ein sehr anschauliches, in seelische Tiefen vordringendes
Bild von Bettinen — es bietet zudem wichtige neue Beiträge zur Charakteristik
der Familie Brentano und spiegelt überdies, packend in seiner Mannigfaltigkeit,
die politischen Geschehnisse und hervorragende Persönlichkeiten der damaligen
Jahre wider. Willkommen sind auch die vier Handschriftproben und die 24 Abbildun-
gen, zu denen man die Bilder in dem Bande „Das unsterbliche Leben" halten mag.
 
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