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1888. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.
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besonderes Merkmal, als nur das Buch in der
linken Hand. Die zweite Figur, rechts vom heil.
„Bonifazius" ist die des heil. Dionysius, dessen
abgeschlagenes Haupt mit der Mitra bekleidet
ist und in geneigter Stellung neben dem auf-
rechtstehenden Rumpfe schwebt. Der Rumpf
ist mit langem Gewände bekleidet; die Hände
sind an demselben nicht sichtbar. Der Hirten-
stab steht frei neben der Figur.
Die zweite Bischofsfigur links vom heiligen
Bonifazius hält mit der Linken das Buch an die
Brust gedrückt; mit der Rechten greift dieselbe
nach der rechten Schulter, auf welcher, wie eine
Bruchstelle zeigt, sich ein Symbol befunden
hat. Der Heilige hat, wie die bis jetzt genannten,
einen grofsen Nimbus; sein Stab steht senkrecht
neben ihm.
Dem heil. „Bonifazius" gegenüber, an der
anderen Seite des Taufbeckens, ist das Lamm
Gottes mit Nimbus abgebildet, wie dasselbe den
heil. Berg hinauf steigt. Aus dem Berge ent-
springt eine Quelle. In der Nische rechts von
dem Lamme Gottes ist das Relief einer Kirche
zu sehen. Der Thurm derselben ist die Kopie
des B renker Kirchthurms; die Kirche dagegen
ist einschiffig und endet in einer Absis.
Links von dem Lamme Gottes befindet sich
in der Nische das Brustbild des Kaisers mit
bienenkorbähnlicher Kopfbedeckung in einem
zinnenbekrönten Thurme, welcher von zwei spitz
zulaufenden romanischen Thürmchen flankirt
wird. Das Bild ist bekleidet mit der Toga,
welche auf der rechten Schulter mit einer Agraffe
zusammengehalten wird. Der linke Arm ist durch
das Obergewand bedeckt, während der ausge-
streckte rechte Arm ein gezücktes Schwert trägt.
Das Bild hat keinen Nimbus. Das sind die
Einzelfiguren, welche unseren alten Taufstein
schmücken.
Schwer zu enträthseln dürfte sein, aus welcher
Zeit der alte Stein datirt. Die einzige erkenn-
bare Figur des heil. Dionysius deutet auf die
Zeit der Frankenherrschaft unter Karl d. Gr.,
welch letzterer auch wohl in dem Königs- oder
Kaiserbild dargestellt sein soll. Da das Relief
keinen Nimbus zeigt, so dürfte das Bild vor
dessen Kanonisaüon angefertigt sein! — Die
Form der Figuren zeigt die uralt romanische,
unbewegliche und ungegliederte Gestalt ohne
Drapirung der Gewänder, und somit dürften
wir in dem Brenker Taufstein wohl ein Kunst-
werk aus der ersten Periode der romanischen
Zeit vor uns haben.1) Das weite Taufbecken weist
auf den damals allein üblichen Ritus der Taufe,
die Immersion, hin. — Kunsfreunden wird das
alte Werk bei etwaigen Reisen zur näheren
Besichtigung empfohlen.
Brenken. J. Pieper, Pfarrer.
') [Die (wenngleich sehr primitiven) Würfelkapitäle,
die Form der Kasein, die Gestalt der Mitren und auch
der Bischofsstäbe dürften doch eine Zurückdatirung über
das XI. Jahrh. hinaus wohl kaum gestatten.] D. H.
Das Bronzeepitaph des Fürstbischofs
von Cambray Jakob von Croy im Dome zu Köln.
Mit Lichtdruck (Tafel XII).
nter den so zahlreichen wie kostbaren
alten Kunstgegenständen, welche
im Jahre 1876 die retrospektive
Ausstellung in Köln vereinigte, er-
regte die Aufmerksamkeit in ganz hervorragen-
dem Mafse das hier durch Lichtdruck verviel-
fältigte Bronzeepitaph aus dem Beginne des
XVI. Jahrhunderts. Obgleich für die Kölner
Domkirche gestiftet und seit seinem Ursprünge
in ihr aufbewahrt, war es nur sehr Wenigen be-
kannt, da es in der seit dem Jahre 1864= durch
die Uebertragung des Pracht-Schreines in die
Schatzkammer verlassenen Dreikönigenkapelle
aufbewahrt wurde, bis es aus dieser direkt in
die Ausstellung wanderte, um bei der Rück-
kehr ebenfalls in der Schatzkammer Aufnahme
zu finden. In jener Kapelle sind in der Ost-
wand (mit den beiden neuerdings aufgedeckten
Wandgemälden der Donatoren, wahrscheinlich
Wilhelm V., Herzog von Jülich 1328—61, und
Johanna von Holland f 1374, seine Gemahlin)
über dem Altare noch eingemauert die beiden
eisernen Träger, auf denen das Epitaph ruhte,
und an denen die Memorientafel befestigt
war. Diese zeigt auf dem ausgehobenen und
mit schwarzem Kitt ausgefülltem Grunde folgende
vergoldete Inschrift: „Reverendiss. in Christo
perillustriss. Princeps Do. Jacobus de Croy, Eps.
1888. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.
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besonderes Merkmal, als nur das Buch in der
linken Hand. Die zweite Figur, rechts vom heil.
„Bonifazius" ist die des heil. Dionysius, dessen
abgeschlagenes Haupt mit der Mitra bekleidet
ist und in geneigter Stellung neben dem auf-
rechtstehenden Rumpfe schwebt. Der Rumpf
ist mit langem Gewände bekleidet; die Hände
sind an demselben nicht sichtbar. Der Hirten-
stab steht frei neben der Figur.
Die zweite Bischofsfigur links vom heiligen
Bonifazius hält mit der Linken das Buch an die
Brust gedrückt; mit der Rechten greift dieselbe
nach der rechten Schulter, auf welcher, wie eine
Bruchstelle zeigt, sich ein Symbol befunden
hat. Der Heilige hat, wie die bis jetzt genannten,
einen grofsen Nimbus; sein Stab steht senkrecht
neben ihm.
Dem heil. „Bonifazius" gegenüber, an der
anderen Seite des Taufbeckens, ist das Lamm
Gottes mit Nimbus abgebildet, wie dasselbe den
heil. Berg hinauf steigt. Aus dem Berge ent-
springt eine Quelle. In der Nische rechts von
dem Lamme Gottes ist das Relief einer Kirche
zu sehen. Der Thurm derselben ist die Kopie
des B renker Kirchthurms; die Kirche dagegen
ist einschiffig und endet in einer Absis.
Links von dem Lamme Gottes befindet sich
in der Nische das Brustbild des Kaisers mit
bienenkorbähnlicher Kopfbedeckung in einem
zinnenbekrönten Thurme, welcher von zwei spitz
zulaufenden romanischen Thürmchen flankirt
wird. Das Bild ist bekleidet mit der Toga,
welche auf der rechten Schulter mit einer Agraffe
zusammengehalten wird. Der linke Arm ist durch
das Obergewand bedeckt, während der ausge-
streckte rechte Arm ein gezücktes Schwert trägt.
Das Bild hat keinen Nimbus. Das sind die
Einzelfiguren, welche unseren alten Taufstein
schmücken.
Schwer zu enträthseln dürfte sein, aus welcher
Zeit der alte Stein datirt. Die einzige erkenn-
bare Figur des heil. Dionysius deutet auf die
Zeit der Frankenherrschaft unter Karl d. Gr.,
welch letzterer auch wohl in dem Königs- oder
Kaiserbild dargestellt sein soll. Da das Relief
keinen Nimbus zeigt, so dürfte das Bild vor
dessen Kanonisaüon angefertigt sein! — Die
Form der Figuren zeigt die uralt romanische,
unbewegliche und ungegliederte Gestalt ohne
Drapirung der Gewänder, und somit dürften
wir in dem Brenker Taufstein wohl ein Kunst-
werk aus der ersten Periode der romanischen
Zeit vor uns haben.1) Das weite Taufbecken weist
auf den damals allein üblichen Ritus der Taufe,
die Immersion, hin. — Kunsfreunden wird das
alte Werk bei etwaigen Reisen zur näheren
Besichtigung empfohlen.
Brenken. J. Pieper, Pfarrer.
') [Die (wenngleich sehr primitiven) Würfelkapitäle,
die Form der Kasein, die Gestalt der Mitren und auch
der Bischofsstäbe dürften doch eine Zurückdatirung über
das XI. Jahrh. hinaus wohl kaum gestatten.] D. H.
Das Bronzeepitaph des Fürstbischofs
von Cambray Jakob von Croy im Dome zu Köln.
Mit Lichtdruck (Tafel XII).
nter den so zahlreichen wie kostbaren
alten Kunstgegenständen, welche
im Jahre 1876 die retrospektive
Ausstellung in Köln vereinigte, er-
regte die Aufmerksamkeit in ganz hervorragen-
dem Mafse das hier durch Lichtdruck verviel-
fältigte Bronzeepitaph aus dem Beginne des
XVI. Jahrhunderts. Obgleich für die Kölner
Domkirche gestiftet und seit seinem Ursprünge
in ihr aufbewahrt, war es nur sehr Wenigen be-
kannt, da es in der seit dem Jahre 1864= durch
die Uebertragung des Pracht-Schreines in die
Schatzkammer verlassenen Dreikönigenkapelle
aufbewahrt wurde, bis es aus dieser direkt in
die Ausstellung wanderte, um bei der Rück-
kehr ebenfalls in der Schatzkammer Aufnahme
zu finden. In jener Kapelle sind in der Ost-
wand (mit den beiden neuerdings aufgedeckten
Wandgemälden der Donatoren, wahrscheinlich
Wilhelm V., Herzog von Jülich 1328—61, und
Johanna von Holland f 1374, seine Gemahlin)
über dem Altare noch eingemauert die beiden
eisernen Träger, auf denen das Epitaph ruhte,
und an denen die Memorientafel befestigt
war. Diese zeigt auf dem ausgehobenen und
mit schwarzem Kitt ausgefülltem Grunde folgende
vergoldete Inschrift: „Reverendiss. in Christo
perillustriss. Princeps Do. Jacobus de Croy, Eps.