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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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451

1888. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 12.

452

Köln, Bonn und Koblenz, übrigens, wenn auch ,.nicht
eben bedeutend, aber doch von einer Gröfse und ba-
rocken Wucht, welche das Ende der deutschen
Renaissance und ihrer Zierarchitektur verkündet",
„Die den Jesuiten eingeräumte St. Gangolphskirche zu
Trier", nebenbei bemerkt eine mittelalterliche Pfarr-
kirche und unseres Wissens dem Orden gänzlich fremd,
„versäumte" der Verfasser „leider zu besuchen". Das
alte Trierer Jesuitenkollegium hätte ihm zu seiner
Regel die stärkende Ausnahme in einer schönen nicht
umgebauten Minoritenkirche des XIV. Jahrhunderts
liefern können. Unerwähnt blieb die gothische Em-
poren - Basilika zu Aachen mit ihrem Zeitspruche
DoMVs . oratIonIs . VoCabItVr . (1618) und die an
die Certosa anklingende Westfacade, wie auch die
grofsartige, Köln kaum nachstehende Jesuitenkirche
zu Molsheim i. E. — Doch genug des kunsthistorischen
Romans! Möge Vorstehendes eine berufenere Hand an-
regen, abzuräumen und auf wiedergewonnener gesunder
Sohle wirkliche Geschichte aufzubauen, zumal auch jener
verspäteten gothischen Bestrebungen, welche in die
besten Zeiten deutscher Baukunst zurückgegriffen haben
und, besser erkannt, gerade in heutiger Zeit beim
deutschen Volke Interesse und Sympathie finden werden.
Bonn. J. Richter.

Seemann's kunstgewerbliche Handbücher.
III. Gold und Silber. „Handbuch der Edel-
schmie dekunst" von Ferdinand Luthmer.
Leipzig, 1888.

In diesem III. Bande der kunstgewerblichen Hand-
bücher hat der Verfasser eine Arbeit geliefert, für
welche ihm sowohl die Kunsthandwerker selbst wie
auch die Liebhaber dieses Theiles des Kunstgewerbes
in jeder Beziehung zu Dank verpflichtet sein dürfen.
In dem ersten Theile, der Technik, liefert er auf 45 S.
eine so vollständige und dabei klare und knappe Dar-
stellung der gesammten Edelmetalltechnik, dafs fast
nichts vergessen ist, es sei denn etwa die Anwendung
des Probirsteins, besonders in Bezug auf die Farbe
der Goldlegirungen sowie des Anreibgoldes, ebenfalls
nicht unwichtig bezüglich der Goldfarben und als
Aushilfsmittel.

Die folgenden Kapitel, das Geschmeide behan-
delnd, sind sehr erschöpfend und können für manche
Leser unserer Zeitschrift auch von Nutzen sein, wenn
es sich um die Beurtheilung der zuweilen an alten
Kirchen- und Kunstgegenständen hängenden oder
sonst angebrachten Schmuckstücke handelt. Für uns
sind vor Allem die Abtheilungen wichtig, welche „Ge-
fäfse, Geräthe und Bildnerarbeiten" betreffen, darunter
ganz speziell die Abtheilungen b) u. d). In der Ab-
theilung b) „Romanische und gothische Periode" sind
viele hervorragende Arbeiten erwähnt, welche, wenn
auch bekannt und geschätzt, doch hier in einer etwas
anderen Art besprochen sind, als dies von dem Archäo-
logen oder gewöhnlichen Kunstschriftsteller bisher ge-
schehen. Hier wäre es Herrn Direktor Luthmer aber
doch auch ein Leichtes gewesen, nachzuweisen, wie
der Stil die Technik bestimmte und veranlafste, dafs

die eine oder andere Technik besonders kultivirt
wurde. Dann hätte er ohne Zweifel nicht die pracht-
vollen rheinischen Schreine mit ihren häufig ganz her-
vorragend schönen, getriebenen Reliefs und Vollrund-
figuren unerwähnt lassen können. Es ist dies eine
Unterlassung, die wir ebenso bedauern wie die Nicht-
erwähnung des Frater Hugo. Dieses Meisters des
XIII. Jahrhunderts bewunderungswürdige Arbeiten in
Namur und Walcour hätten u. a. zu einer Besprechung
der Anwendung des Niello als ornamentalen Deko-
rationsmittels ebenso lehrreichen Anlafs gegeben, wie
sein eigenthümliches mit Blattwerk und sonstigen ro-
manischen Ornamenten dekorirter Filigran gewifs Er-
wähnung verdient hätte, zumal als Vorläufer für die
Arbeiten des XIV. und XV. Jahrhunderts, wie sie an
kirchlichen und profanen Schmuckgegenständen, an
Gürteln, Agraffen, Ordenshaltern etc. sich zeigen, und,
um nur ein hervorragendes Stück zu erwähnen, an
der Scheide des Schwertes im Domschatze zu Köln.

Gleich lückenhaft ist die Behandlung der Mon-
stranzen. Nicht allzuweit von dem Wohnorte des Ver-
fassers hätte derselbe Gefäfse finden können, die jeden-
falls strenger im Stile, besser und eleganter in der
Ausführung sind, als die im Werke angezogenen
Muster. Auch in Bezug auf den Kelch hätten die
Beispiele erwähnt werden können, wie sie besonders
die Rheinlande so schön und bedeutend hervorgebracht
haben 'und noch besitzen. In der Abtheilung d) ent-
behren wir leider die Erwähnung der Trierer (?) Ar-
beiten in Gold und Silber, welche als eine seltene
Verbindung unzähliger Edel- und Halbedelsteine mit
Maler- und Relief-Email in den Domschätzen von Lim-
burg a. d. Lahn und Köln gerechte Bewunderung der
Techniker und Kunstkenner hervorrufen. — An dem
Wenigen, was wir hier als fehlend oder nicht ge-
nügend erwähnt bezeichnet haben, kann man wohl am
Besten ersehen, wie viel des Schönen und Guten in
lehrreicher Weise behandelt ist. Ganz besonderen Dank
verdient der Verfasser noch für das reiche Namens-
verzeichnifs hervorragender Edelmetallschmiede der Ver-
gangenheit. Nicht weniger Anerkennung zollen wir der
Verlagshandlung für die gute gediegene Ausstattung
des Werkchens, welches wir hiermit allen Kunstkennern
und Liebhabern, besonders aber auch allen Fach-
männern aufs angelegentlichste empfehlen.

Köln. G. Hermeling.

Die zwölf auf Wolken schwebenden Engel-
figuren , welche in den Uffizien zu Florenz die von
Giovanni da Fiesole (Fra Angelico) gemalte
„Madonna della Stella" umgeben, sind von der Kunst-
handlung G. Brogi in Florenz einzeln photographisch
aufgenommen und auf Kartons mit vergoldeter Ein-
fassung und Giebelbekrönung befestigt worden. Wer
je diese in den graziösesten Stellungen theils anbeten-
den, theils musizirenden Engel von zartem holdseligem
Ausdruck gesehen hat, wird sich freuen, so getreue
Abbildungen von ihnen zu erhalten, die sich zugleich
in der geschmackvollen Einfassung als kleine Geschenke
eignen. S.
 
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