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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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255

1888. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 7.

256

des Stickens wieder an jenem Punkt der Voll-
endung angelangt ist, der nicht viel überschritten
werden darf, ohne dafs die technische Fertig-
keit zu Stilwidrigkeiten mifsbraucht wird. Nach
Komposition und Ausführung gehören die Kasulae
von Geschw. Osiander (Ravensburg) in erste
Linie; hier ist mit künstlerischem Geschick bei
grofser Pracht der Farbe ein harmonischer Ge-
sammteindruck geschaffen und die figürlichen
Stickereien lassen wenig zu wünschen übrig.
Verschiedene Damenhände haben manch schöne
Nadelarbeit für kirchliche Zwecke gefertigt, ins-
besondere sogenannte Nadelmalereien, unter
denen ein wollener Wandteppich in Gobelin-
Imitation — die Patrona Bavariae inmitten eines
üppigen gothischen Ornamentes thronend —
von Frl. Jörres (München) und ein seidenes
Antependium — reiche figürliche Darstellung in
vorzüglicher Ausführung — von Anna Bau (Gen-
genbach) wohl die hervorragendsten sein mögen.
Fassen wir das Gesagte noch einmal kurz
zusammen, so ist das Ergebnifs, dafs von den
unterschiedenen 4 Gruppen die Glasmalerei
und die Textilkunst auf der Ausstellung der
kirchlichen Kunst die ersten Stellen einnehmen;
weniger befriedigend ist das Kirchenmobiliar
und im ungünstigsten Lichte zeigen sich die
Metallarbeiten. Selbstverständlich soll da-
mit kein Urtheil über die Gesammtproduktion
auf diesem Gebiet kirchlicher Kunst ausge-
sprochen werden; es kann sich hier nur um den
Durchschnittswert!! des Ausgestellten handeln.
Ausnahmen finden sich, wie ersichtlich, überall,
am wenigsten allerdings in der Glasmalerei —
was nur zu ihren Gunsten sprechen kann.

Ob die hin und wieder gegebenen Anregungen
direkten Nutzen stiften können, schmeichle ich
mir nicht; ich will zufrieden sein, wenn sie da
und dort im Kreise der Fabrikanten und der
Besteller zum Nachdenken darüber veranlassen.

München. Professor L. Gmelin.

Maastricht (Holland).
Die Liebfrauenkirche soll einer gründlichen
Restauration unterzogen werden nach den Plä-
nen von Cuypers. Die dazu nöthige Summe
ist schon gesichert und dürfen wir somit hoffen,
dieses interessante Bauwerk in kurzer Zeit in
seinem alten Glänze zu sehen.

Lüttich (Belgien).

Das Chor und Querschiff der St. Christophs-
kirche1) (früher Beguinagekirche) ist jetzt voll-
ständig restaurirt und die Restauration als eine
in jeder Beziehung gelungene zu bezeichnen.
Das alte Holzgewölbe (im Halbkreis), dessen
Rippen noch bestanden, ist wieder hergestellt
und bemalt. Die Kirche macht in ihren weiten
Verhältnisseh "und mit ihren schlanken Fenstern
trotz der Einfachheit der Formen einen impo-
santen Eindruck. Es ist zu hoffen, dafs man
jetzt nicht stehen bleibt, sondern auch bald die
Schiffe der Kirche einer gründlichen Restauration
unterziehen wird.

Wie wir vernehmen, soll auch die Kreuz-
kirche in Lüttich bald restaurirt werden.

Meerssen. von F i s e n n e.

') Eine Monographie dieser Kirche wurde vor
einigen Jahren von der „Gilde de St. Thomas et de
St. Luc." in Gent herausgegeben.

Bücherschau.

Römische Mosaike nausTrierundUmgegend,
gezeichnet und erläutert vom Domkapitular J. N.
von Wilmowsky. Nach dessen Tode herausge-
geben von der Gesellschaft für nützliche Forschungen
in Trier. Mit 9 Bildtafeln. Trier, Lintz. 1888.
Keine andere Stadt diesseits der Alpen weckt
solche Erinnerungen an geschwundene Bedeutung und
Pracht, wie der Name Trier, das nordische Rom, die
Stadt der Märtyrer, dann der Sitz einer langen Reihe,
zum Theil hoch hervorragender Kirchenfürsten. Trotz
aller Stürme, welche über die Stadt und deren Um-
gegend gekommen sind, legen von dieser Herrlichkeit
noch aufrecht stehende Denkmale beredtes Zeugnifs
ab, wie sehr sie auch Spuren jener Stürme und des
Wechsels der Zeiten an sich tragen. Ergänzt wird
dies Zeugnifs durch gar Vieles, was allmählich aus dem

Schutte wieder ans Tageslicht gekommen ist. Nicht
am wenigsten laut sprechen dafür die den Gegenstand
der vorliegenden Veröffentlichung bildenden Kunst-
werke, Ueberreste römischer Prachtwohnungen. In
neuerer Zeit erst ward die Aufmerksamkeit der Kenner
auf diese Mosaiken gelenkt, vor Allen durch den
Domkapitular von Wilmowsky. Auf Grund näheren
persönlichen Verkehrs mit demselben während der
Jahre 1844 bis 1848 kann ich vollauf, soweit über-
haupt mein Urtheil reicht, dem im Vorwort des Heraus-
gebers von ihm Gesagten beipflichten: ,,v. Wilmowsky
wird unter den Trierer Alterthumsforschem immer
einen Ehrenplatz einnehmen, an lebensvoller Auffassung
der Trierer Vorzeit, an unermüdlichem Forschungs-
trieb, an rastlosem Sammeleifer that es ihm Niemand
zuvor; durch sein bewunderungswürdiges Zeichentalent
 
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