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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.3545#0058

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1888. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

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Stellung dieses merkwürdigen Altarbaues, der
demnächst mit dem von St. Severin in unserer
Zeitschrift eine eingehende durch Abbildungen
erläuterte Beschreibung finden soll, bereitet
keine besonderen Schwierigkeiten. Seine Aus-

stattung aber mit Tabernakel und Expositorium,
mögen diese noch so einfach gehalten sein,
wird sehr viel Ueberlegung erfordern, noch
mehr, als in St. Severin, wo der Altartisch kein
Retabulum hat. Der Herausgeber.

Bücherschau.

Die dekorative Kunst-Stickerei.- I. Aufnäh-
Arbeit von Frieda Lipperheide. Berlin 1888,
Franz Lipperheide. Lieferung I. 15 Mk.
Der Verlag von Franz Lipperheide hat
durch die „Modenwelt" und durch besondere Veröffent-
lichungen alter Muster für die Wiederbelebung und
Hebung der Stickerei in höchst fruchtbarer und er-
folgreicher Weise gewirkt. Die „Muster altdeut-
scher Leinenstickerei", von denen soeben die
vierte (in unserem nächsten Hefte zu besprechende)
Sammlung erschienen ist, haben auf diesem der Reform so
bedürftigen Gebiete einen sehr heilsamen Einflufs aus-
geübt. Nunmehr sollen auch die anderen Zweige der
dekorativen Kunststickerei: die Aufnäh - Arbeit, der
farbenreiche Plattstich, die Gold- und Silberstickerei,
der Durchbrach, Filet-Durchzug u. s. w. in eingehen-
der Weise behandelt werden. Um hier möglichst
deutlich und instruktiv zu werden, sind grofse Muster-
tafeln, auch farbige, nöthig und der erklärende Text
darf an praktischen Anweisungen nicht sparsam sein,
die um so verständlicher sein werden, wenn Illustrationen
sie erläutern. — Für das Eine wie für das Andere
sorgt das vorliegende Werk in ganz vorzüglicher Weise
auf dem Gebiete der A u f n äh - A r b e i t. — Im gröfsten
Folio-Formate bieten die Mus tert afein zweifarbige
Abbildungen, die auf der allertreuesten Nachahmung
der im Renaissancestil gehaltenen Originale beruhen
mit Einschlufs aller Zufälligkeiten, nicht nur der tech-
nischen, sondern auch der durch den Verschleifs be-
wirkten. Es folgen zwei schwarze Tafeln und zwei in
Linien ausgeführte Doppeltafeln, welche in ergänzter
Gestalt die Zeichnungen für die Nachahmung jener
darbieten. Der knappe aber höchst präzise Text er-
klärt die „Mustertafeln" und weist durch mehrfache
Abbildungen auf die Art ihrer Verwendung hin. Dieser
Erklärung geht eine kurze Geschichte der Aufnäh-
Arbeit vorher, die sehr alten Ursprunges (dem Mittel-
alter doch nicht so unbekannt, wie die gelehrte Ver-
fasserin zu glauben scheint) erst mit der Renaissance
zur Geltung kam. „Das Material und seine
Anwendung", also die „Gewebe oder Stoffe", die
„Stickfäden und Schnürchen", die „Stick-Seiden" werden
klar und verständlich behandelt und durch zahlreiche
Zeichnungen veranschaulicht, die ihren rein praktischen
Zwecken durchaus entsprechen. — So löfst diese
erste Lieferung ihre dankbare Aufgabe auf das aller-
beste und wird in erheblichem Mafse beitragen zur
Neubelebung einer dekorativen Technik, die aufser-
ordentliche Vorzüge hat. Zu diesen möchten wir auch
den von der verdienstvollen Verfasserin minder be-
tonten zählen, dafs sie keine Kunstfertigkeit ersten
Ranges voraussetzt, also auch die Dilettantinnen zuläfst,
und dafs sie auch nicht das Uebennafs von Zeit erfordert,

für die nun einmal in der Tagesordnung unserer Damen
nicht mehr der nöthige Spielraum vorhanden. Eines
aber verlangt sie gebieterisch, mag sie nun in den
Dienst des Heiligthums, oder der Häuslichkeit gestellt
werden, eine korrekte Ze ichnung, und diese in
mustergültigen alten Vorbildern gebracht zu haben, ist
das gröfste Verdienst der vorliegenden Publikation,
der wir die weiteste Verbreitung wünschen und bal-
digste Fortsetzung. Schnütgen.

Geschichte der deutschen Kunst von den
frühesten Zeiten bis zur Gegenwart von Wilhelm
Lübke. Stuttgart 1888. Verlag von Ebner und
Seubert. 1. Liefrg. 1 Mk.

Wenn der im Dienste der Kunstgeschichte er-
graute Verfasser nach so vielen und bedeutenden
Arbeiten, deren Reihe im Jahre 1853 „Die mittel-
alterliche Kunst in Westfalen" eröffnete, seine Studien
in ein Kompendium von 12 bis 15 Lieferungen zu-
sammenprefst, dann wird das wohl eine reife Frucht
sein. Und es wird die Kenntnifs der „Geschichte
der deutschen Kunst", für die jetzt so manche er-
probte Federn thätig sind (wie die der fünf Herren,
die sich zu dem grofsen reichillustrirten G rot eschen
Verlagswerk, vereinigt haben und wie die des
Kasseler Professors Knackfufs) in die weitesten
Kreise zu tragen vermögen, da der Verfasser es in
hohem Mafse versteht, auch die trockensten und
schwierigsten Untersuchungen verständlich und inter-
essant zu behandeln. Dieses beweist schon die erste
Lieferung, welche im I. Kapitel die „Aelteste Zeit
bis auf Karl den Grofsen", abwickelt, im IL „Die
karolingische Kunst" vorzuführen beginnt. Vom Holz-
bau der Germanen' ausgehend kommt er bald auf
ihre Schmucksachen, auf ihre reichen Goldschmiede-
arbeiten, sodann auf ihre Miniaturen, endlich auf die
Monumentalbauten der Ostgothen und Longobarden,
die ihm die Nachklänge der römischen, die Vorläufer
der fränkischen Bauten sind (unter welchen auch das
Dekagon von St. Gereon in Köln Erwähnung verdient
hätte). Die grofsartige Bauthätigkeit Karls des- Gr.
wird eingehender behandelt unter besonderer Betonung
des Aachener Münsters und der Fuldaer St. Michaels-
Kirche. — Zahlreiche vorzüglich ausgewählte Illustra-
tionen beleben und erläutern den trotz seiner Knapp-
heit leicht fliefsenden und unterhaltenden Text, von
dem wohl mit Sicherheit wird angenommen werden
dürfen, dafs er an Unbefangenheit in alleweg den ersten
Veröffentlichungen des verdienstvollen Verf. gleich-
kommen wird. Der Erfolg wird dem äufserst wohlfeilen
Werke dann um so sicherer sein. Schnütgen.
 
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