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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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447

1888.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

448

Bücherschau.

Die Kunstdenkmäler des Grofsherzogthums
Baden. Beschreibende Statistik im Auftrage des
Grofsherzoglich Badischen Ministeriums der Justiz,
des Kultus und des Unterrichts und in Verbindung
mit Dr. Jos. Durm u. Geh. Hofrath Dr. E. Wag-
ner bearbeitet von Dr. Franz Xaver Kraus,
Professor in Freiburg und Grofsherzogl. Konser-
vator der kirchlichen Alterthümer. I. Band: Die
Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz.
Freiburg 1887, J. C. B. Mohr (P. Siebeck).

Württemberg^ kirchliche Kunstalterthümer.
Als Vereinsgabe für den Kunstverein der Diöcese
Rottenburg bearbeitet von Dr. Paul Keppler,
Professor der Theologie u. Vorstand des Diöcesan-
Kunstvereins. Rottenburg a. N. 1888, W. Bader.

Der Verfasser des an erster Stelle genannten
Werkes hat in der Anlage im Wesentlichen die näm-
lichen Grundsätze befolgt, die ihm für das seit 1876
im Erscheinen begriffene Werk „Kunst und Alter-
thum in Elsafs-Lothringen", dessen letzter Band
unter der Presse ist, so viel Anerkennung seitens der
Fachgenossen eingetragen haben. Eine wesentliche Ver-
besserung weist das neue Unternehmen, dessen erster
hier zur Anzeige gelangender Band die Kunst-
denkmäler des Kreises Konstanz behandelt,
hinsichtlich der Ausstattung auf. Die von C. Wallau
in Mainz besorgte Drucklegung verbindet äufsere
Schönheit mit grofser, durch die Wahl verschiedenster
Typen ermöglichter Uebersichtlichkeit; bei einem der-
artigen Werke von nicht zu unterschätzender Bedeu-
tung. Das ungemein reiche Abbildungsmaterial —
wir zählen 180 meist ganz- und vielfach doppelseitige
Abbildungen im Text und 8 Tafeln — ist mit an-
erkennenswerthem, das Bedeutende besonders berück-
sichtigendem Geschick gewählt und meist in trefflichen
Holzschnitten, daneben auch in klaren Zinkhoch-
ätzungen, Lichtdrucken und in Chromotypie hergestellt.
Gar manches findet sich da, was sowohl für profane
und kirchliche Architektur wie für die Kleinkunst
nach der vorbildlichen Seite von allergrößter Bedeu-
tung ist, weshalb dem badischen Kultusministerium für
die Ermöglichung so reicher und fachmännisch sorg-
fältiger Ausstattung der Dank aller Kunstfreunde ge-
bührt. Noch mehr aber ist die Sorgfalt anzuerkennen,
welche Verfasser auch hier wieder auf die Herstellung
eines wissenschaftlich werthvollen, allen Anforderungen
entsprechenden Textes verwandt hat. Während die
besonders am Bodensee häufigen Denkmäler aus der
prähistorischen und römischen Zeit meist nur kurze
Erwähnung finden, werden um so ausführlicher die
profanem und kirchlichem Zweck dienenden Gebäude
und Kunstwerke der verschiedenen Abschnitte des
Mittelalters besprochen. Innerhalb des Kreises Kon-
stanz sind die Aemter und innerhalb dieser die Städte
und Orte in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt, die
Litteratur ist mit grofsem Fleifs namhaft gemacht, die
Geschichte kurz dargelegt, mitunter — wie bei dem
Konstanzer Liebfrauenmünster — die Bau- und Kunst-
geschichte in Regestenform. Man kann nur wünschen,
dafs dem Verfasser die Kraft nicht erlahme, das mit

so schönem Erfolg in diesem ersten stattlichen Bande
von 691 Seiten Lexikonformat begonnene Werk für
alle Kreise des Grofsherzogthums Baden in gleicher
Vortrefflichkeit zu Ende zu führen. Die archäologische
Karte des Kreises Konstanz, mit Einzeichnung der Bau-
denkmale vom IX. bis XVII. Jahrh. ist eine besonders
werthvolle Beigabe, für deren Herstellung gewifs auch
bei den übrigen Kreisen Sorge getragen wird. —

Wesentlich andere Anlage zeigt die nicht minder
verdienstliche und mit staunenswerlhem Fleifs fast ohne
fremde Beihülfe geschaffene Denkmäler-Statistik
W U r 11 e m b e r g's von Prof. Paul Keppler. Der-
selbe beschränkt sich auf eine Statistik der kirch-
lichen Kunstalterthümer, schickt aber der Einzel-
beschreibung, die er nach alphabetisch geordneten
Oberämtern und Orten bietet, eine höchst dankens-
werthe Uebersicht über die im Lande Württemberg
erhaltenen kirchlichen Kunstalterthümer vorauf (Seite
XVII bis LXXVI). Ist das auch noch keine Kunst-
geschichte des Landes, so bietet diese Uebersicht
doch immerhin ein anschauliches Bild der kunst-
geschichtlich überaus bedeutsamen Regsamkeit, welche
im Dienst der Kirche vom XI. bis an die Grenze des
XIX. Jahrhunderts im heutigen Württemberg entfaltet
wurde, und zwar auf den Gebieten der Architektur,
Malerei, Skulptur und Kleinkunst, denen der Verfasser
je einen besonderen lehrreichen Abschnitt widmet. Die
Statistik nach Oberämtern (Seite 1 bis 401) gib; die
Denkmäler-Beschreibung in bündigster Kürze mit be-
sonderer Hervorhebung des heute noch Nachahmens-
werthen. Waren in dieser Statistik katholische und
evangelische Kirchen, soweit wie letztere aus vor-
lutherischer Zeit stammen, gemeinsam in den Rahmen
des Werkes einbezogen, so bringt ein Anhang (Seite 1
bis 75) das nach Dekanaten des Bisthums Rottenburg
geordnete Verzeichnifs der Neuanschaffungen seit 1850.
Ein Künstler- und ein Ortsverzeichnifs erleichtert die
Benutzung des handlichen und hübsch ausgestatteten
Buches, das man auf Wanderungen durch das schöne
Schwabenland ohne besondere Belästigung mit sich
führen kann. Schon um dies zu ermöglichen mufste,
abgesehen von den Kosten, auf die Beigabe von Ab-
bildungen verzichtet werden. Für eine gewifs bald
nöthig erscheinende zweite Auflage möchten wir eine
epigraphisch treue Wiedergabe der so überaus wich-
tigen alten Inschriften erbitten, die jetzt nicht einmal
im Druck von dem in gleicher Schriftgattung wieder-
gegebenen Text sich abheben. Dem Kunstverein für
die Diöcese Rotlenburg kann man zu dieser werth-
vollen und gediegenen Vereinsgabe nur Glück wün-
schen. Referent, der eine grofse Zahl der württemb.
Kunstdenkmäler aus eigener Anschauung kennt, war
erstaunt über die Sorgfalt, mit welcher der Verfasser
auch den kleinsten und unscheinbarsten Eigenthümlich-
keiten derselben Beachtung und Würdigung geschenkt
hat. Das Werk darf als eine mustergültige Leistung be-
zeichnet werden, da es den eigentlichen Zweck der
Denkmäler-Statistiken vollauf erfüllt und aufserdem die
praktische Seite der Verwerthung des Allen durch unsere
Künstler und Kunsthandwerker stets im Auge behält. —

Viersen.

Aldenkirchen.


 
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