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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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Schnütgen, Alexander: Das Bronzeepitaph des Fürstbischofs von Cambray Jakob von Croy im Dome zu Köln
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Kleinere Beiträge und Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.3545#0149

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247

1388.

ZEITSCHRIFT KÜR CHRISTLICHE KUNST _ Nr. 7.

248

Zapfen zu befestigende Verzierung, vielleicht ein
künstlerisch durchgebildetes Gefäfs, an dem dar-
unter befindlichen, durch eingravirte Ranken
gegliederten Fries zwei Auskragungen u. s. w.
Das Stiftungsjahr des Epitaphs 1516 schliefst
die Möglichkeit, dafs es in Köln entstanden sei,
aus, da um diese Zeit die von Italien nordwärts
sich bewegende Renaissance so weit noch nicht

vorgedrungen war. Wir werden die Heimath
desselben vielmehr in Burgund zu suchen haben,
wo die ornamentalen Formen bereits zu dieser
Reife sich entwickelt hatten und die figürlichen
Darstellungen noch von den Traditionen lebten,
welche dort in unvergleichlicher Schönheit die
spätgothische Periode zurückgelassen hatte.

S c h n ü t g e n.

Kleinere Beiträge.

Romanischer Thonkrug als Schall-
gefäfs benutzt in St. Severin zu Köln.

Mit Abbildung.

Als vor Jahresfrist im Chore der St. Severins-
kirche zu Köln die Wände von der Kalkkruste
befreit wurden, zeigten sich
fast überall figürliche Dar-
stellungen, die meistens

ziemlich gut erhalten
waren. Ueberlebensgrofse
Figuren aus der Mitte
des XIII. Jahrhunderts be-
decken die Gewölbekap-
pen der Apsis, ganz kleine
Gruppendarstellungen aus
der Mitte des XIV. und aus
dem XV. Jahrhundert die
untern Wände derselben.
Erstere sind bereits durch
die Meisterhand unseres
Mitarbeiters des Kaplans
Göbbels hergestellt wor-
den, so dafs die Kirche
hier wieder in ihrem ur-
sprünglichen Glänze er-
strahlt. Hoffentlich wird
sich diese Restauration
bald auch auf die Lang-
seiten des Chores erstrecken; denn je das erste,
dem Hochaltare zunächst gelegene Feld derselben
hat unter der Tünche merkwürdige Darstel-
lungen bewahrt. Auf der Evangelienseite be-
stehen sie in vier spätromanischen posaunen-
blasenden Engelfiguren, welche die Zwickel
eines früheren (jetzt zugemauerten) Rundfensters
füllen. Auf der Epistelseite erscheint dieselbe
Anordnung, aber in gothischer Uebermalung und
mit dem weiteren Unterschiede, dafs die Stelle

des Rundfensters eine Blende vertritt, welche
ebenfalls in gothischer Uebermalung die Krö-
nung Mariens zeigt in reichster Engelumrah-
mung. Auf der einen wie auf der anderen Seite
befindet sich eine Anordnung, die in dieser
Form ohne Gleichen sein dürfte.

Von den beiden En-
geln nämlich in den obern
Zwickel laufen, circa 6 m
über dem Fufsboden, die
Posaunen je in eine runde
Oeffnung von 14cm Durch-
messer aus. Eine nähere
Untersuchung ergab, dafs
diese nach innen sich er-
weiternde Oeffnung eine
Tiefe von 32 cm hat und
in einem eingemauerten
Gefäfse besteht. Eines
derselben wurde an einer
schadhaften Stelle blofs-
gelegt, herausgehoben und
photographisch aufgenom-
men. Auf dieser Aufnahme
beruht die hier beigege-
bene, wesentlich verklei-
nerte Abbildung; denn das
Gefäfs hat eine Höhe von
34 cm, einen mittleren
Durchmesser von 19 cm. Auf. der Töpfer-
scheibe geformt, zeigt es an dem Fufse und
Henkelansatze die üblichen Eindrücke des Dau-
mens. Es ist im Feuer hart gebrannt, ge-
frittet, von rohem sandigem Material und von
schmutzig bräunlicher Färbung. Es war ohne
Zweifel dazu bestimmt, als Wasser-, Milch- oder
Weinkrug zu dienen in einer Zeit, die an Metall-
gefäfse sehr hohe Anforderungen in Bezug auf
den Schmuck stellte, an Thongefäfse dagegen
 
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