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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.3545#0150

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249

1888.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

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die allergeringsten. In Form, Farbe, Technik
ähnliche Gefäfse werden hier in Köln häufig
ausgegraben, kamen auch beim Abbruch der
Stadtmauer zum Vorschein, die bekanntlich aus
dem Beginne des XIII. Jahrhunderts stammte.
Da von den in den altrömischen Befestigungs-
gräben zahlreich aufgefundenen Exemplaren sehr
viele beim Brennen entstandene Mängel zeigten,
die sie für den Gebrauch ungeeignet machten,
so wird die Annahme berechtigt sein, dafs sie
in Köln selber angefertigt sind, wo noch in
neuester Zeit ein (freilich spätmittelalterlicher)
Ofen mit seinem Inhalte aufgedeckt worden ist.

Das Gefäfs als solches kann mithin gar kein
Interesse in Anspruch nehmen, wohl aber der
Umstand, dafs es beim Bauen des Chores, im
Anfange des X11I. Jahrhunderts, spätestens vor
dessen Ausmalung gegen die Mitte des XIII.
Jahrhunderts, als Schallgefäfs ist eingemauert
worden, und die Oeffhung desselben als Aus-
läufer einer aufgemalten, resp. in Stuck relief-
artig aufgelegten Posaune verwendet wurde.

Solche eingemauerte, durch ihre Mündung
eine Wanddurchbrechung bezeichnende Gefäfse
sind vereinzelt in heidnischen Tempeln und
Theatern nachgewiesen, mehrfach in mittel-
alterlichen Kirchen. Sie scheinen einen aku-
stischen, also auf die Verstärkung des Tones ab-
zielenden Zweck gehabt zu haben, weswegen
sie Schal lgefäfse genannt werden. In den
Bonner „Jahrbüchern" (Bd. 36, 35 f.; 37, 57 f.;
38, 158 f.; 43, 208; 60,161) werden mehrere der-
selben erwähnt resp. beschrieben, einige abgebil-
det. Jedes derselben scheint ad hoc angefertigt
zu sein, was bei dem vorliegenden Gefäfse schon
des Henkels wegen bestimmt zu verneinen ist.
Es hat also eine ganz neue Gebrauchsbestim-
mung erhalten, ähnlich den kleineren Behältern
von Thon und Glas, die mannigfach schon im
XIII. Jahrhundert, sehr häufig in den drei fol-
genden Jahrhunderten, der häuslichen Verwen-
dung als Salb- oder Oeltöpfe, Blumenväschen
oder Weingläser entzogen wurden, um die für
das Sepulkrum einer Altarmensa bestimmten Re-
liquien, Siegel u. s. w. aufzunehmen.

Dafs bei diesem Kruge seine Mündungsstelle
in der Wand mit der Umrandung des Posaunen-
trichters zusammenfällt, ist eine ebenso sinnige
als eigenartige Einrichtung, zugleich eine Art
von Bestätigung, dafs er wirklich die Bestim-

mung hatte, den Schall zu markiren, resp. zu
verstärken.

Da die Absicht besteht, aufser einer der
bereits hergestellten Figuren in St. Severin auch
einen der sehr gut gezeichneten posaunenhal-
tenden Engel in unserer „Zeitschrift" abzubilden,
so wird die Art der Einfügung unseres Kruges
wohl noch klarer zur Anschauung gebracht
werden, als die vorstehende Erörterung sie zu
beschreiben vermocht hat. Schnutgen.

Tapezereien im Chor des Domes
zu Mainz.
Durch einen Bericht über das Unwesen,
welches Markgraf Albrecht Alcibiades 1552 in
Mainz trieb, erfahren wir Folgendes: „Als der
Markgraf hie läge, liefs er in allen Stiftern,
Klöstern, Pfarren allen Kirchenornat inventiren
und uffzeichnen. . . . Doch plündert er allein
den Domstifft und nahm dafsjenig weg, was
nicht hinweggefiöhet (-flüchtet) war, unter wel-
I chem auch waren die Tapezereien, so Al-
bertus der Kardinal (1511—45) hatt machen
lassen: damit konnte der ganze Chor behenkt
werden, wie noch heutzutag die holzen leisten
an der Mauren gesehen werden, daran solche
Tappetten an Festtagen auffgehenkt wurden.
Zu merken, dafs solche Tappelten sein von
ganz gülden Stück gewesen, mitten darein seindt
von berlen (Perlen) und edlen Gestein runde
Stück (Medaillons) gewessen, die man hatt
können daran hefften und darvon thun, welche
meins Erachtens seiend hinweggefiöhet worden,
die gülden Stück aber hat der Markgraf be-
kommen und seind im Niderlandt versetzt gewest,
hetten aber auch wieder können gelöst werden,
aber weil damals das Geld zu andern Sachen
notwendig war, auch dieselben umb einen ziem-
lich hohen Werth verpfändt waren, hat sie das
Dumstifft fahren lassen." Mainz. Chroniken II,
124. Die Abfassung des Berichts fällt etwa in's
Jahr 1582. Der obenerwähnte Kardinal Albertus
ist bekannt als Kunstliebhaber und Beförderer;
er gab reichlich zur Austattung der Kirchen, unter
Anderem schenkte er an das Stift St. Mauritius
zu Mainz „ornatum rubeum auro intertextum
cum antipendiis altaris et sacramenti" etc. Un-
gedr. Präsenzregister dieses Stifts. Falk.
 
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