Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

DOI Artikel:
Kleinere Beiträge
DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3545#0235

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
407

1888. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

408

Dominikanerkirche zu Köln.

In Nr. 352 Jahrg. 1883 der „Köln. Volkszeitung"
findet sich in einem Aufsatze „Kirchen-Neubau in der
Neustadt" folgende Stelle: „Es dürfte der Wunsch
gewifs nicht unberechtigt sein, in den neuen Kirchen
ein Stück alten Kölns wieder aufleben zu sehen. Be-
kanntlich haben in französischer Zeit die massigen
romanischen Tuffsteinballten der Abbruchsvvuth wider-
standen, während gerade Perlen der gothischen Ar-
chitektur, wie die Dominikanerkirche, von der in
St. Andreas noch eine Abbildung vorhanden ist,
wegen ihres werthvollen Hausteinmaterials und ihrer

leichten Struktur zum Opfer gefallen sind.....

Bei den tüchtigen archäologischen und künstlerischen
Kräften, die Köln in seinen Mauern birgt, dürfte
es wohl nicht schwer fallen, die Pläne der vorhin-
erwähnten und vielleicht noch anderer Kirchen zu
rekonstruiren."

Im Anschlüsse an diese Notiz ist Zweck dieser
Zeilen, die Aufmerksamkeit der berufenen Kreise auf
die Dominikanerkirche zu lenken. Von eigentlichen
Bauresten haben sich bis jetzt nur in einer an der
Stolkgasse belegenen Mauer Theile der Westfacade, an
der Tuffsteinbekleidung kenntlich, erhalten. So dürftig
diese Reste auch sind, so ist durch dieselben die Lage
der Kirche doch immerhin genau fixirt. Bekannt ist,
wie allgemein die grofse Schönheit des dem Albertus
Magnus zugeschriebenen Chorbaues hervorgehoben
wird, die noch in der Erinnerung der aus dem Ende des
vorigen Jahrhunderts stammenden Generation fortlebte.

Leider ist es bisher nicht gelungen, ein sicheres
Bild dieser reichen Choranlage zu gewinnen. Denn
auf den verschiedenen Städteansichten kommt diese
Kirche, weil zu weit vom Strome gelegen, nur wenig
zur Geltung und auch die auf dem städtischen Archive
befindlichen, sonst gewifs höchst interessanten Städte-
pläne, geben nur schematische Darstellungen. Unter
diesen Umständen gewinnt das auf der Westempore
der Andreaskirche vorhandene Oelgemälde an Bedeu-
tung. Obgleich der Maler, als ein Kind des vorigen
Jahrhunderts, die gothischen Formen nicht wieder-
zugeben im Stande war, scheint es doch, dafs er in
den Hauptzügen ein richtiges Bild der Kirche gegeben
hat. Auffallend bleibt allerdings, dafs, abweichend von
den zuerst erwähnten Darstellungen, welche über der
Vierung einen dem der Minoritenkirche ähnlichen hohen
Dachreiter zeigen, das Gemälde den Eindruck eines in
Haustein ausgeführten Vierungsthurmes hervorruft.

Es ist zu wünschen und zu hoffen, dafs die allen
Kunst - Bestrebungen sympathisch gegenüberstehende
Postverwaltung bei Ausführung der Neubauten die
Gelegenheit benutzt, um an der angegebenen, nur
wenig überbauten Stelle Nachgrabungen anstellen zu
lassen. Hierbei wird die Kirche in ihren Grundmauern
sich wohl aufdecken lassen, da nicht anzunehmen ist,
dafs die Zerstörungswuth sich auch auf diese erstreckt
haben wird. Ist durch eine solche Aufgrabung die
Plangestaltung der Kirche wieder zu gewinnen, so
wird es tüchtigen Architekten gewifs nicht schwer
fallen, die untergegangene Kirche in einem getreuen
Spiegelbilde wieder neu erstehen zu lassen. Ls.

Bücher schau.

Geschichte des deutschen Volkes seit dem
Ausgang des Mittelalters. Von Joh. Janssen.
VI. Band: „Kunst- und Volksliteratur bis zum Be-
ginn des 30-jährigen Krieges". Erste bis zwölfte
Auflage. Freiburg, Herder. 1888. Preis: M. 5.—
Für diese Zeitschrift ist der oben angekündete
neue Band des Epoche machenden, weit verbreiteten
Werkes von hoher Bedeutung, weil sein erstes Buch
die Entwicklung der heimischen Kunst im XVI. Jahr-
hundert und im Beginn des folgenden in eingehender
Weise bespricht. An der Hand der Quellen und unter
fortwährender Berücksichtigung der neuen Literatur
wird der traurige Niedergang geschildert, welcher den
in Rede stehenden Zeitabschnitt fast in allen Dingen
kennzeichnet. Janssen findet den Grund des Verfalls
in der Glaubensspaltung und in der bei ihm als
„antikisch - wälsche Kunst" behandelten Renaissance.
Da in unsern Tagen die Schattenseiten der Kunst
des XV. Jahrhunderts nur zu oft betont, andrerseits
die guten Keime der neuen Richtung in einseitiger
Weise der Nachahmung empfohlen werden, war es an-
gezeigt, dagegen die Leistungen jener Meister hervor-
zuheben, welche beim Ausgange des Mittelalters unser

Vaterland mit Kunstwerken zierten, und darzuthun,
wie der nationalen Kunst in trauriger Weise ein früh-
zeitiges Ende bereitet ward. Der Versuch, in An-
lehnung an die Antike und mit Hilfe ihrer Meister-
werke die Kunst des ausgehenden Mittelalters zu läu-
tern, hält der Referent nicht für principiell unberech-
tigt. Janssen weist aber nach, dafs die gehofften
Erfolge in Deutschland lhalsächlich nicht erreicht
wurden. Denn die Träger der Renaissancebewegung
gaben sich leider allerorts mit ungemessener Be-
geisterung den theils von naturalistischen, theils von
durchaus heidnischen, also götzendienerischen und un-
sittlichen Ansichten durchsäuerten Kunstgebilden der
Alten hin. Christlicher Glaube und reine Sitten hätten
einen Damm bilden sollen gegen Gefahren, die mit
dem Studium und der Nachahmung der Antike un-
zertrennlich verbunden sind. Nur sie konnten gegen
Ausschreitungen schützen und eine mafsvolle Be-
nutzung heidnischer Werke möglich machen. Sie
fehlten. Die Nachahmung, ja die Ueberbietung des
Unpassenden in den Vorbildern überwucherte darum
nur zu bald die Benutzung des Guten, was aus ihnen
zu schöpfen gewesen wäre. Mit Recht hat Pastor
 
Annotationen