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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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Schönermark, Gustav: Ein Kruzifixus aus karolingischer Zeit
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Kleinere Beiträge und Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.3545#0189

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319

1888. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.

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Ganzen noch recht unbeholfene Haltung und
Faltengebung, sowie die rohe Durchbildung der
Einzelheiten an Gesicht, Händen und Füfsen.
Da hier keine Spur antiker Technik mehr nach-
wirkt, darf man vielleicht schliefsen, dafs der
Verfertiger ein biederer Deutscher war, welcher,
zwar befangen in der noch der Antike an-
gehörigen Auffassung eines Kruzifixus, die Fein-
heit antiker Technik aber doch nicht kannte.
Was schliefslich die Ausschmückung des Kreuzes
selber durch Edelsteine anbelangt, so ist diese
ebenfalls ein Ueberkommnifs der Zeit, in welcher
man von den cmces dissimalatae zu den cruces
gcmmaiae übergehen konnte, also des IV. Jahr-
hunderts. Wohl werden die Kreuze auch noch

die romanische Epoche hindurch mit Edel-
steinen geschmückt, aber ein hölzernes Kreuz
in der Gröfse des unserigen mit diesem Schmucke
hat sich unseres Wissens nicht mehr erhalten.1)
Könnten wir dadurch, dafs wir den archäo-
logisch so werthvollen Kruzifixus zu Obernkirchen
bekannt machen, veranlassen, dafs derselbe einem
Museum einverleibt oder doch besser konservirt
würde, so wäre unser Zweck erreicht.

Hannover. G. Schönermark.

') [Wohl aber finden sich an Antependien, Rahmen,
Figuren, Büsten etc., die aus Holz gebildet sind, solche
aus Bergkrystallen oder bunten Steinen resp. Glas-
flüssen bestehende "Verzierungen bis in das XV. Jahr-
hundert. D. H.l

Kleinere

Der alte Sarkophag des heiligen Erz-
bischofs Engelbert im Kölner Dom.

In der Katharinakapelle des Kölner Doms
war unter den Bänken auf einem grofsen Steine
eine Inschrift angebracht, laut welcher der
heil. Engelbert an dieser Stelle im Jahre 13G8
begraben worden war und seine Reliquien im
Jahre 1633 auf den Hochaltar übertragen wurden.
(Anno 1368 s. Engelbertus de Marcka Archie-
piscopus Coloniensis hie sepultus et anno 1633
7. Novembris ad summum Altare translatus est.)
Schon der Blick auf die über den Boden er-
hobenen Grabdenkmäler der Erzbischöfe Philipp
von Heinsberg, Konrad von Hochstaden, Reinald
von Dassel u. s. w. schlofs den Gedanken aus, die
Reliquien jenes grofsen heiligen Erzbischofs seien
an der Stelle jener Inschriftplatte einfach in der
Erde beigesetzt gewesen. Wir haben auch den Be-
richt eines Zeitgenossen der Erhebung der Reli-
quien im Jahre 1622, welcher uns als Augenzeuge
eine Beschreibung des früheren Sarkophages gibt.
In den Noten zu seiner Ausgabe der von
Caesarius von Heisterbach verfafsten Lebens-
beschreibung unseres Heiligen (Aegidius Gele-
nius, Vindex libertatis ecclesiasticae et Martyr
s. Engelbertus Archiepiscopus Coloniensis ....
Col. 1633 pag. 172) berichtet Gelenius, in der
Mitte der genannten Kapelle, wo das Altarbild
den heil. Engelbert gezeigt und an den Wänden
seine Wunder gemalt gewesen, habe sich sein
Grabdenkmal gegen drei Ellen (tres cubitos)

Beiträge.

über dem Boden erhoben und sei mit eisernen
Gittern umgeben gewesen. Die Deckplatte habe
in Uncialbuchstaben die Inschrift: BEATVS
ENGELBERTVS ARCHIEPISCOPVS CO-
LONIENSIS enthalten. Nachdem die einge-
gossenen Bänder gelöst waren, fand man einen
Bleisarg, welcher mit zinnerner Löthung ge-
schlossen und mit einer doppelten seidenen
Schnur, an welcher das unverletzte Siegel des
Doms hing, umgeben war. In diesem Bleisarg
wurden die Reliquien, wie gleichfalls Gelenius
(Preciosa hierotheca duodeeim unionibus Colo-
niensis historiae exornata, pag. 6) berichtet, in
den Chor getragen und am 7. November 1633
dieselben in den kostbaren Schrein transferirt,
welchen der Erzbischof Ferdinand und das Dom-
kapitel hatten anfertigen lassen. Auf diesem
Schrein findet sich in drei der Reliefs, welche
die am Grabe des heil. Engelbert geschehenen
Wunder darstellen, dessen Grabdenkmal ab-
gebildet, wie es oben beschrieben, ganz ähn-
lich dem Denkmal des Erzbischofs Gero in der
Stephanuskapelle des Doms; auf der schönen
Abbildung dieses Prachtschreins, welche diese
Zeitschrift im II. Hefte brachte, ist das alte
Grabdenkmal in dem ersten und zweiten Relief
des Deckels deutlich zu erkennen. Auf den
vier Ecken stehen Leuchter mit Kerzen; auf
der dritten Abbildung, welche auf der entgegen-
gesetzten Seite des Schreins sich befindet, steht
ein Leuchter mit Kerze mitten auf dem Grab-
denkmal. Eine Stiftung zur Unterhaltung eines
 
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