Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

DOI Artikel:
Pieper, J.: Romanische Pfarrkirche zu Brenken
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3545#0197

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Abhandlungen.

X

Romanische Pfarrkirche zu Brenken.

Mit Abbildungen.

ie Pfarrkirche ad St. Kilianum zu
Brenken, Diöcese Paderborn, gehört
zu der Art der romanischen Pfeiler-
basiliken mit einfachem Kreuzge-
wölbe und ist nach Lübke („Die mittelalterliche
Kunst in Westfalen'-' S. 90; „wegen ihrer ur-
sprünglichen Reinheit als Muster dieser Art zu
betrachten".

Auf die Darlegung der Geschichte der Kirche
müssen wir des Raumes wegen verzichten und
können es auch, da das Material doch ziemlich
dünn gesäet ist. Die Kirche spricht in ihrer
Struktur selbst für ihr Alter.

Bei der Beschreibung des Baues müssen wir
Thurm und Kirchenbau trennen. Ersterer ist
älter und stammt aus der Zeit, wo die Säulen-
basen noch kein Eckblatt aufzuweisen hatten.
Er dürfte aus derselben Zeit mit dem in Heft 7
dies. Zeitschr. beschriebenen Taufstein stammen,
welch' letzterer auch sein Bild aufzuweisen hat.

In gradlinigem äufseren Mauerwerk erhebt
sich der Thurmunterbau bis zu einer Höhe von
27,40 m. Der Thurmhelm, eine niedrige Pyra-
mide, hat als Mafs 12,50 m. Letztere ist merk-
würdig, weil ihre Form als Wahrzeichen der
Dorfkirchen im Paderborner Lande gelten kann.

Das Mauerwerk des Thurmes ist ohne Glie-
derung, nur belebt durch vier Reihen zierlicher
Doppelfenster mit einer altromanischen Mittel-
säule mit primitivem Würfelkapitäl.

Merkwürdig ist, dafs diese Säulen in der
Glockenstube, dem obersten Geschofs, bis auf
eine, im Jahre 1873 haben erneuert werden
müssen, weil sie durch Abschleifen zu schwach
geworden waren. Die noch übrig gebliebene ist
auch bedeutend abgeschliffen, was wohl nur
durch den Umstand erklärt werden kann, dafs
die obersten Etagen der alten Thürme zu Wacht-
stuben benutzt wurden, und die Sandsteinsäulen
als Schleifsteine für die Waffen dienten.

Die Mauerstärke des Thurmes verjüngt sich im
Innern von 1,90 m auf 1,00 m in fünf Absätzen.

Die untere Etage ist kreuzweise eingewölbt
in einer Stichhöhe von 6 ;//. Die Grathlinien
treten unmerklich aus dem Kreuzgewölbe her-
vor, verlängern sich aber merkwürdigerweise in
einem 10 cm starken Eckvorsprung bis zum
Fußboden.

Das Eingangsportal, ohne Gliederung im
Gewände, hat einen einfachen Rundbogen mit
glattem Tympanon.

Diesem gegenüber öffnet sich die Thurm-
halle nach der Kirche in einem Gurtbogen,
welcher aber, später vermauert, jetzt nur eine
kleine Thür zur Kirche hat, die nicht ein-
mal in der Längenachse liegt. Das Kämpfer-
gesims dieses Gurtbogens ist theilweise noch
sichtbar und hat dieselbe Abmessung und Form,
wie das in Heft 6 dieser Zeitschrift vorgeführte
aus der Kapelle zu Gielsdorf. (Fig. 13.)

Mit letzterer dürfte der Thurm nach dem
Urtheil der Archäologen auch gleiches Alter
haben.

Die Seiten des Thurm-Erdgeschosses sind
im Innern durch Blendarkaden belebt, deren
Säule [Fig 8a und 8b (Profil)] den primitiven
romanischen Charakter mit attischer Basis und
einfachem Würfelkapitäl zeigt. Der Schaft hat
eine Verjüngung von 30 zu 2G cm aufzuweisen,
auch ein Zeichen hohen Alters.

Dafs der Thurm älter ist wie die Kirche,
ist oben gesagt, und finden sich am Thurme
selbst hierfür auch noch Beweise.

An der Nordseite desselben stehen an dem
Kirchenwinkel noch Reste eines alten Treppen-
thurmes, welcher in das jetzige Kirchenmauer-
werk eingezogen resp. zum gröfsten Theil ab-
gebrochen ist.

Ueber dem Thurmgewölbe findet sich in der
Mauerstärke noch der Austritt dieses Anbaues
mit den obersten sechs Stufen, welche aber vor
der jetzigen Kirchenmauer auslaufen.

An der südlichen Aufsenwand des Thurmes
findet sich noch ein Rest alten Mauerwerkes,
welches in den Thurm eingebunden ist, mit der
Kirche aber keine Verbindung hat, jedenfalls
der Maueransatz der alten Kirche.
 
Annotationen