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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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Pieper, J.: Romanische Pfarrkirche zu Brenken
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https://doi.org/10.11588/diglit.3545#0198

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335

1888. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 10.

336

Von letzterer findet sich unter der jetzigen
Chorabsis auch noch ein Fundament mit wei-
terem Rhadius, an welches sich unter rechtem
Winkel altes Fundamentmauerwerk direkt nach
Art der alten Basiliken anschliefst.

Die jetzt dem Thurme angefügte Kirche ist
glücklicherweise auch noch aus gut romanischer
Zeit. Lübke versetzt ihren Bau (I.e. S. 92) ins
XII. Jahrhundert und nach meiner Ansicht mit
vollem Rechte. Prof. Dr. Nordhoff-Münster
nennt sie eine „Frühprobe der Soester Bauschule".

Der Grundrifs der Kirche ist der eines la-
teinischen Kreuzes. Der Langbalken desselben
wird aus zwei Gewölbequadraten im Langschiff,
Vierungsquadrat und Chorgewölbe gebildet; an
die Vierung schliefsen sich die Kreuzarme. Die
beiden Gewölbequadrate des Langschiffes werden
flankirt von je vier Quadraten der Seitenschiffe;
welch' letztere merkwürdigerweise sich zum Mittel-
raume verhalten wie 1:3, während sonst das Ver-
hältnifs 1:2 doch vorherrschend ist.

Der Grundrifs zeichnet sich aus durch die
bei alten Bauten ungewohnte Genauigkeit. Die
einzelnen Gewölbequadrate differiren ja wohl
etwas unter sich; nimmt man aber die Mittel-
axen der trennenden Glieder hinzu, dann er-
geben sich kaum merkliche Differenzen. Die
Arkadenbogen unterscheiden sich in ihren Ab-
ständen nur um einige Centimeter — und auch
das nur in einigen Abständen — die Grund-
risse der beiden Kreuzschiffe aber stimmen auf-
fallend bis auf den Centimeter.

Die beiden Kreuzschiffe und das Chorquadrat
haben Absiden und gleicht hierin die hiesige
Kirche den übrigen noch erhaltenen Kilians-
kirchen der Diöcese, nämlich der zu Lügde
(Fig. 7) und der jetzt allerdings verbauten zu
Höxter, deren Grundrifs aber noch gut zu er-
kennen ist.

Der Grundrifs der Brenker Kirche ist des-
halb bemerkenswerth, weil die übrigen alten
Bauten des Paderborner Landes ohne Kreuz-
schiffe graden Abschlufs haben z. B. Horste,
Boke, Verne und Delbrück.

Ebenso regelmäfsig, wie der Grundrifs, ist
auch der Aufbau unserer Kirche. Getragen von
kräftigen Gurtbogen aus Sandstein mit ganz
gleichmäfsigem Steinschnitt, erheben sich sämmt-
liche Hochgewölbe der Kirche zu einer Stich-
höhe von 9,75 m vom Boden aus, so dafs dieses
Mafs mit den Axenlinien der Pfeiler nahezu ein
Quadrat bildet, nämlich 9,54:9,75 m. Die 21 cm

Differenz sind jedenfalls der nicht mafsgebenden
jetzigen Bodenlage zuzuschreiben.

Von den Seitenschiffen ist der Mittelbau
durch Arkadenbogen, welche auf Pfeilern ruhen,
getrennt.

Die Gewölbe des Mittelbaues sind Kreuz-
gewölbe von 40 cm Stichhöhe gegen den Schild-
bogen und sind dieselben durch kräftige Gurten
von einander getrennt. Nur im Mittelschiff haben
wir Quergurten, während die Kreuzarme auch
Längsgurten aufzuweisen haben. Im Chorgewölbe
sind die Längsgurten durch Verminderung der
Schildwände über dem Arkadengesims hergestellt.

Die Gewölbe der Seitenschiffe haben keine
Gurten und auch keine Stichhöhe, so dafs sie,
wie in der 1017 erbauten Bartholomäuskapelle
zu Paderborn, durch Einschiebung von Stich-
kappen in ein regelrechtes Tonnengewölbe ge-
bildet sind. Die Seitengewölbe ruhen auf Kon-
solen, deren Form in Fig. 16a und b gegeben ist.
Die Gewölbeanfänge sind nahe 60 cm gestelzt.

Jedem Gewölbequadrat entspricht im Hoch-
bau wie im Seitenschiff ein Fenster von 0,85:
1,80 m Dimension. Merkwürdig ist, dafs im
Aeufsern hinter dem Gurtbogen des Kirchen-
schiffes auch ein Fensterbogen angeordnet ist,
natürlich als Blende.

Die Chorabsis hat drei jetzt vermauerte
Fenster, die Absiden der Kreuzarme je eins.
Die Fenster des Chores sind aber so niedrig
vom Chorboden (2,30 m) angebracht, dafs nur
ein ganz niedriger romanischer Altar sie zur
Geltung kommen lassen kann.

An Details hat die Kirche wenig Merkwür-
diges. Das über den Arkaden durch die ganze
Kirche sich hinziehende Gesims hat das Profil
Fig. 14 und 15. Im Chor einfache Platte mit
Schräge, in der Kirche Platte, Wulst und Unter-
schneidung. Auffallend ist, dafs die vorsprin-
genden Pfeiler im Mittelschiff von den Gesimsen
nicht umkröpft sind; letzere laufen an den
Pfeilervorsprüngen todt, um in den Gurtbögen
wieder als Kämpfergesimse zu erscheinen. Auch
in den Arkadenbogen finden wir dasselbe Profil
als Kämpfergesims verwendet. Sockelgesimse
hat die Kirche nur im Aeufsern der Chorabsis
(Fig. 9), dann am nördlichen Seitenschiff (Fig. 10)
und am Thurm (Fig. 11). Im Innern des nörd-
lichen Seitenschiffes finden wir an den tragenden
Gliedern auch noch ein Sockelprofil (Fig. 12).

An der Chorabsis finden sich auch Säulen
(Fig. 17), deren nördliche an ihrem Sockel das
 
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