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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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Bode, W. von: Ein neu erworbenes Profilbild des Heilands von Jan van Eyck in der Berliner Gallerie
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Crull, Friedrich: Die Grabplatte der Herzogin Sophie von Meklenburg zu Wismar
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https://doi.org/10.11588/diglit.3545#0206

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351

1888. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

352

Mitte getheilten Bogen eingerahmt war. Die
fehlende Hälfte könnte gleichalls nur ein Brust-
bild enthalten haben, und zwar dürften wir
mit grofser Wahrscheinlichkeit auf ein Brust-
bild der Maria schliefsen. Diese Annahme wird
durch mehrere niederländische Gemälde in der
Art des Quintin Massys bestätigt, welche auf
einer und derselben Tafel das Brustbild der
Maria gegenüber dem Brustbilde Christi zeigen.
Der Christus hat hier in Haltung und Typus
auffallende Verwandtschaft mit jenem Profilbild
des Jan van Eyck. Stärker noch tritt das in einer
sehr verwandten italienischen Bronzeplakette aus
der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts hervor,
von der das einzige mir bekannte, hier als Nr. 2
abgebildete Exemplar sich in der Berliner Samm-
lung befindet. Der italienische Künstler, dem An-
scheine nach ein Paduaner Bildhauer aus der
Nachfolge des Donatello, hat der freieren künstle-
rischen Wirkung zuliebe den Kopf nicht in reinem

Profil, sondern.etwa in dreiviertel Vorderansicht
genommen, und dieselbe Stellung zeigt die dem
Heiland in Andacht zugewandte Maria. Die
Gesichtsbildung im Kopfe Christi, die Form des
Bartes, die Scheitelung des Haares mit den selbst
in Zahl und Lage ganz übereinstimmenden lan-
gen Locken und die Bildung des Ohrs, das hinter
der ersten Locke sichtbar wird, selbst der Rock
bis auf den Saum und die grofse Falte darin,
sind in diesem kleinen Bronzerelief vollständig
übereinstimmend mit dem Eyck'schen Profilbilde.
Da nun auch die Gesichtsbildung der Maria einen
durchaus nordischen Charakter hat, und ganz
besonders an die Frauenköpfe des Jan van Eyck
und seiner Schule erinnert und auch die Haar-
behandlung und Faltengebung auf die Niederlande
hinweisen, so ist wohl die Annahme nicht zu ge-
wagt, dafs uns in dieser Plakette eine freie Wieder-
holung jenes Eyck'schen Bildes, wie es ursprüng-
lich aussah, erhalten ist. Berlin. Dr. W. Bode.

Die Grabplatte der Herzogin Sophie von Meklenburg zu Wismar.

Mit Abbildung.

ben dem [von
H. Effmann be-
kannt gemach-
ten schönen
Grabsteine zu
Doberan (S.
*£*P| llfj. 230; und ge-

FS itf-''-^ IH'C^. wissermafsen

*■ als Gegenstück
zu demselben
bringen wir ge-
genwärtig ein metallenes Monument aus der-
selben Gegend zur Kenntnifs, eine Grabplatte
aus Bronze, jedoch nicht eine jener schönen
und nur zu seltenen Platten, welche eine Tech-
nik zeigen, die mit der des gedachten Steins
verwandt ist, und von Dr. W. Brehmer in einer
gründlichen Arbeit als flämischen Ursprungs
nachgewiesen sind ]), auch nicht eine der spä-
teren, blofs gravierten Platten, sondern ein Gufs-
werk aus dem Anfange des XVI. Jahrhunderts,
gewidmet dem Andenken der laut der Umschrift
am 26. April 1504 verstorbenen Wittwe des
Herzogs Magnus IL von Meklenburg, Sophia,

I) „Hansische Geschichtsblätter", 1883. S. 13.

Tochter Herzog Erichs IL von Pommern, welche
bis 1884 vor dem Hauptaltare des Dominikaner-
Klosters zu Wismar bestattet war, nunmehr
aber, nachdem die Kirche abgebrochen werden
mufste, und der Chor zu Schulzwecken einge-
richtet wurde, sammt ihrem Denkmale nach der
Marienkirche übertragen worden ist.

Das Werk besteht aus einer Platte von 2 cm
Stärke am äufseren Rande, und mifst in der
Länge 253 cm und in der Breite 158 cm. Sie
ist aus fünf sehr sauber zusammengefügten
Stücken hergestellt, nämlich aus einem mittleren,
um 7 cm vertieften Theile von 178 cm Länge
und 85 cm Breite und aus vier Rahmenstücken,
von denen das obere und das untere die ganze
Breite einnehmen und stumpf mit den Seiten-
stücken sich verbinden, während die Hohlkehle,
mittelst deren der Rahmen, sich an den inneren,
vertieften Theil schliefst, auf Gerung gearbeitet ist.

Den äufseren Rand des Rahmens und zehn
symmetrisch auf demselben angeordnete recht-
eckige Felder begrenzen halbrunde, dünne, in
verschiedener Weise mit schmalen Bändern und
feinen Schnüren verzierte Stäbe und ein ähn-
licher den inneren Rand oben, während an den
Seiten desselben glatte Stäbe angebracht sind,
 
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