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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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Crull, Friedrich: Die Grabplatte der Herzogin Sophie von Meklenburg zu Wismar
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https://doi.org/10.11588/diglit.3545#0207

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353

1888. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

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und am unteren, wo eine Abschrägung die
Hohlkehle vertritt, überall ein Stab fehlt. Das
obere mittlere der besagten rechteckigen Felder
ist mit einem schlichten, unten gerundeten
Schilde belegt, welches, zweimal gespalten und
zweimal getheilt, im ersten Felde den gekrönten
Stierkopf des Hauses Meklenburg, in den acht
übrigen die Pommerschen Wappenbilder enthält,
und diese neun Wappenbilder sind in den an-
deren rechteckigen Feldern einzeln auf einer
Seite stark ausge-
schweiften gelehn-
ten Schilden wieder-
holt ; der daneben
sichtbar gebliebene
Grund der Felder ist
mit Mafswerk ge-
füllt. Den übrigen
Raum des Rahmens
nimmt die zwei-
zeilige, in schöner
Minuskel auf ver-
tieftem Grunde aus-
geführte Inschrift
ein, welche, da der
vorhandene Platz
nicht vollständig
durch dieselbe ge-
füllt wird, mit einem
leeren Spruchbande
abschliefst.

Der obere Theil
der inneren, vertief-
ten Platte ist bis zu
49 cm hinab ganz
glatt; von da an
abwärts bildet den
Grund eine mittelst
Ringe an eine Stange

aufgehängte, mit vertieften Mustern — und zwar
rechts anderem als links — reich geschmückte
Gardine, auf deren Borte man JHES-MARIA
liest, und die mit einer Franze 29 cm vom unteren
Ende abschliefst; die Fläche zwischen jener und
diesem ist wiederum glatt und unverziert. Auf
solchem Grunde ruht nun, der Kopf durch ein
in Umrissen gemustertes und mit Quasten auf
den Ecken versehenes Kissen unterstützt, die
Figur der Herzogin, halb erhaben und so hoch,
dafs der höchste Punkt, die Stirn, den Rahmen um
2 cm überragt. Die im Ganzen 181 cm messende
Gestalt ist mit einem anschließenden, durch

einen Gürtel umspannten Gewände bekleidet
und umgeben mit einem Mantel, welcher die
Füfse völlig verhüllt. Um den Kopf ist ein
Tuch gelegt, welches Mund und Kinn bedeckt
und dessen Enden vor der Brust sich kreuzen,
und darüber eine kleine Haube gesetzt. Das
Gesicht der Herzogin schaut mit halb geöffneten
Augen grade aufwärts, der Körper ist ein wenig
nach links gedreht und die gefalteten Hände
liegen nach rechts hinüber, eine Haltung, welche

von aufserordent-
1 ich glücklicher Wir-
kung ist, als durch
dieselbe die realisti-
sche Starrheit eines
Leichnams ebenso-
wohl wie eine affek-
tirte Nachahmung
des Schlafens"'ver-
mieden ist, und es
macht daher die Fi-
gur in Beihalt der,
ungeachtet beson-
ders links ziemlich
starker Parallelisi-
rung, schönen Fal-
tung des Mantels
einen überaus be-
friedigenden Ein-
druck.

Auffallend ist, dafs
neben der reichen

Behandlung des
Rahmens die Hohl-
kehle völlig un-
verziert ist, und
auch um den Kopf
herum, wo der glatte
Grund höchst nach-
lässig geebnet ist, zeigt sich eine gewisse Leere.
Dem war aber nicht immer so und das Mo-
nument ursprünglich bei weitem reicher ge-
staltet. Zunächst deuten nämlich vier runde
Nietlöcher auf den Händen und drei unter-
wärts derselben auf dem Mantel an, dafs jene
etwas gehalten haben, was nichts anderes ge-
wesen sein kann, als ein Rosenkranz, und
ebenso verrathen mehrere gröfsere, jetzt mit
Cement ausgefüllte längliche Oeffhungen in der
Hohlkehle, zwei oben, zwei unten und je zwei
neben der Figur, dafs der obere Theil über
und neben der Büste oder dem Kopfe, sowie




 
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