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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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Schnütgen, Alexander: Kaselkreuz nebst Stolen resp. Stäben in Applikationsstickerei
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Bode, W. von: Ein neu erworbenes Profilbild des Heilands von Jan van Eyck in der Berliner Gallerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.3545#0204

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347

1888.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

348

ist es aber nicht ganz überflüssig zu bemerken,
dafs für alle gradlinigen oder nur in ganz flachen
Windungen sich bewegenden Stoffkonturen die
Verwendung von Band (Seide oder Sammet) sich
empfiehlt, während alle in gebrochenen Linien ge-
haltenen Applikationstheile aus dem bezüglichen
Stoffe ausgeschnitten werden müssen, wobei eine
durchaus korrekte Linienführung für die gute
Wirkung unbedingte Voraussetzung ist. — Dafs zu
diesem Allem eine Zeichnung in natürlicher Gröfse,
ein Karton nöthig, welcher dem Ausschneide- und

Applikationsverfahren unmittelbar zu Grunde zu
legen ist, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Von
der richtigen Uebertragung unserer Vorlage auf
diesen Karton ist selbstverständlich die Korrekt-
heit der Ausführung wesentlich bedingt.

Eines der nächstfolgenden Hefte wird zu dem
vorliegenden Kaselkreuze passende Dalmatiken-
stäbe bringen. Weitere, theils noch einfachere,
theils reichere Vorlagen zur Kasel-, Dalmatiken-
und Chormantel-Ausstattung werden sich daran
anschliefsen. Schnütgen.

Ein neu erworbenes Profilbild des Heilands von Jan van Eyck
in der Berliner Gallerie.

Mit Abbildungen.

ie zufällige Unterhaltung mit einem
englischen Künstler vor einer italie-
nischen Medaille mit dem Profilbild
Christi im South Kensington-Mu-
seum zu London wurde für die Berliner Gal-
lerie die Veranlassung zur Erwerbung eines
kleinen altniederländischen Gemäldes (im Be-
sitze dieses Malers), welches den Heiland genau
in derselben Profilansicht und mit einer bis in
kleine Details zu verfolgenden Uebereinstim-
mung darstellt.

An dem niederländischen Ursprung des Bil-
des konnte kein Zweifel sein: auf Eichenholz
gemalt zeigt es die Behandlung in Oelfarben, wie
sie für die Brüder van Eyck und ihre Schule
charakteristisch ist. Dafs Jan van Eyck selbst
der Maler dieses Bildes ist, schien sich uns
aus dem Vergleich mit den Werken desselben
in der Berliner Gallerie zu ergeben, namentlich
mit dem bekannten grofsen Brustbild Christi in
Vorderansicht, welches den Namen des Künst-
lers und die Jahreszahl 1438 trägt: die gleichen
rosafarbenen Töne im Fleisch, der charakte-
ristische dünne Auftrag der emailartigen Farben,
die gleiche Behandlung von Bart und Haar, die
leuchtende Färbung der Gewänder und der in
gelber Farbe ausgeführte Goldsaum finden sich
in beiden Bildern.

Sehr auffällig ist in diesem kleinen neu er-
worbenen Bilde die richtige Verkürzung in der
Profilstellung. In allen Gemälden des Jan van
Eyck finden wir nämlich, wo der Künstler
ausnahmsweise einen Kopf im Profil nimmt,
auffallende Verstöfse in der Zeichnung, nament-

lich des Auges, welches auch bei reinem Profil
noch stets eine ungeschickte Dreiviertel-Profil-
stellung zeigt.

Diese Richtigkeit in der Verkürzung und
eine gewisse klassische Reinheit in den Formen
findet ihre Erklärung in jener oben erwähnten
Medaille italienischen Ursprungs, welche unter
dem mit 1 bezeichneten Bilde des kleinen van
Eyck'schen Gemäldes als Nr. 3 seinen Platz
gefunden hat. Unter den verschiedenen Rück-
seiten, welche diese häufig vorkommende Me-
daille aufweist, ist eine besonders interessant
durch die Inschrift, welche über die Entstehung
derselben und über das Original, welches ihr
zu Grunde lag, nähere Auskunft giebt. Diese
Inschrift lautet:

PRESENTES • FIGVRE • AO • SIMILITVDINEM •
DOMINI • IHESV • SALVATORIS • NOSTRI • ET •
APOSTOLI • PAVLI • IN • AMIRALDO • IMPRESSE •
PER • MAGNI • THEVCRI • PREDECESSORES •
ANTEA • SINGVLARITER . OBSERVATE . MISSE •
SVNT • AB • IPSO • MAGNO • THEVCRO • S . D •
N • PAPE • INNOCENCIO • OCTAVO • PRO • SIN-
GVLARI • DONO • AD . HVNC . FINEM • VT .
SWM • FRATREM • CAPTIWM • RETINEAT .

Danach war also das Original des in dieser
Medaille dargestellten Christusbildes ein ge-
schnittener Smaragd im kaiserlichen Besitz zu
Konstantinopel, der (wie das Gegenstück, den
heil. Paulus darstellend,) nach der Eroberung
vom „Grofstürken" (MAGNVS THEVCER)
sorgfältig aufbewahrt wurde, bis Sultan Baja-
zid II. beide Steine an Papst Innocenz VIII.
schickte. Mit diesem Geschenke wollte Sultan


 
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