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Zeitschrift für christliche Kunst — 1.1888

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Bode, W. von: Ein neu erworbenes Profilbild des Heilands von Jan van Eyck in der Berliner Gallerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.3545#0205

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349

1888.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

350

Bajazid den Papst da-
hin bestimmen, seinen
in päpstlicher Gefan-
genschaftbefindlichen
Bruder Djem, gegen
den er sich den Thron
hatte erkämpfen müs-
sen, nicht wieder frei-
zulassen. ')

Diese Medaille, die
nach der Inschrift
unter Papst Innocenz
entstanden ist, (S. D.
N.PAPE)läfst anneh-
men, dafs das darin
wiedergegebene Bild-
nifs Christi damals als
die vera ikon bekannt
war und auf die Zeit
des Heilandes zurück-
geführt wurde. Ob das
Original sich noch im
Vatikan befindet oder
was sonst aus demsel-
ben geworden ist,
habe ich leider nicht
ermitteln können.

Für unserProfilbild
des Jan van Eyck kann
allerdings diese um ein

halbes Jahrhundert
spätere Medaille nicht
das unmittelbare Vor-
bild gewesen sein. Der
niederländ. Künstler,
der auch in dem in

Vorderansicht ge-
nommenen Christus-
kopf der Berliner Gal-
lerie mit möglichster Treue
einen altüberlieferten Typus
(vielleicht denselben wie in
dem Profilbild) wiederzugeben
bemüht war, mufs irgend eine
andere Nachbildung jenes be-
rühmten Smaragds in Kon-
stantinopel vor sich gehabt

') Djem war von den Rhodiser-
Rittern gefangen genommen, von
diesen an Papst Innocenz VIII.
ausgeliefert worden und wurde
während der Regierungszeit des
folgenden Papstes vergiftet.

haben. Solche Nach-
bildungen scheinen
aber seit alter Zeit
schon nach dem Wes-
ten gekommen und
für die Darstellung
des Heilandes mafs-
gebend geworden zu
sein. Eine derselben
hatte Herr Domkapi-
tular Schnütgen die
Freundlichkeit mir
nachzuweisen: ein
grofses Miniaturbikl
in einem Novum Te-
stamentum der Biblio-
thek in Fulda; leider
im XVI. Jahrhundert
mit Oelfarben über-
malt, wie die Um-
schrift angiebt:

EFFIGIES • SALVA-
TORIS • MVNDI •
QVAE • ANTE • MVL-
TOS • ANNOS • EX •
AEGIPTO •ARGENTI-
NAM. TRANSMISSA .
EST • RENOVATA •

IAM • ANNO • 1588.

Das kleine Berli-
ner Profilbild ist, wie
schon die ungeschickt
abgeschnittene Hand
beweist, nicht voll-
ständig erhalten: es
ist an drei Seiten be-
schnitten; nur die
rechte Seite zeigt die
alte Schnittfläche des
Holzes. In der obern linken
Ecke stimmen die (im Ab-
druck kaum sichtbaren1) Reste
der architektonischen Einrah-
mung nicht genau mit den Or-
namenten an der rechten Seite:
statt des kapitälartigen Orna-
mentes dort scheinen hier viel-
mehr Spuren eines hängenden
Tropfens zu sein. In unserem
Bilde wäre danach nur die
Hälfte eines Gemäldes erhal-
ten, das durch einen in der
 
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